Mit Alkohol am Steuer ins Verderben
Hochsauerlandkreis | Unterwegs
Stand: 11.11.2024, 14:10 Uhr
Ein Autounfall veränderte Dominik Schreivogls Leben für immer. Er verlor beide Beine und einen Arm. Der Grund: Alkohol am Steuer. Seitdem hat der 40-Jährige aus Meschede eine Mission.
Von Elisabeth Konstantinidis
Es ist der 13. März 2011. Dominik Schreivogl hat gerade seinen Meister bestanden. Glücklich und zufrieden feiert er mit Freunden, trinkt das ein oder andere Bier. Es ist ein ausgelassener Abend. Doch für Schreivogl wird dieser Abend ein jähes Ende finden. Alkoholisiert und müde steigt der Mescheder frühmorgens ins Auto und fährt los. Zu Hause ankommen wird er nicht.
Auf der Fahrt kommt er von der Fahrbahn ab und überschlägt sich mit seinem Auto mehrfach. Das Auto fängt Feuer. Schreivogl ist im Wagen eingeklemmt und kann sich nicht selbst befreien. Die Einsatzkräfte brauchen schweres Gerät, um ihn aus dem Auto zu holen.
Das Auto wurde bei dem Unfall komplett zerstört.
Unfälle unter Alkoholeinfluss sind keine Seltenheit. 2023 gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 37.000 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss. 198 Menschen wurden dabei getötet. In NRW gab es 2023 laut Innenministerium fast 900 Unfälle unter Einfluss von Drogen oder anderen berauschenden Mitteln, im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Zunahme von mehr als 30 Prozent. Dabei kamen zehn Menschen ums Leben.
Keine Erinnerungen an Unfall
An den Unfall kann sich Schreivogl nicht mehr erinnern. Alle Erinnerungen sind ausgelöscht. "Ich habe oft darüber nachgedacht, was genau passiert ist und habe versucht, mich daran zu erinnern. Doch mir ist von Ärzten bestätigt worden, dass alles ausgelöscht ist", sagt der 40-Jährige. Rückblickend eher ein Segen, denn sein Unfall gleicht einem Horrorszenario. Schreivogl liegt sechs Wochen im künstlichen Koma. Er hat Verbrennungen dritten Grades. Die Hälfte seiner Haut ist verbrannt. Außerdem erleidet er ein schweres Schädelhirntrauma. Eigentlich ein Todesurteil. Doch Schreivogl überlebt. Jedoch müssen ihm beide Beine und ein Arm amputiert werden.
Wie Dominik Schreivogl mit seinem Schicksal umgeht
00:29 Min.. Verfügbar bis 11.11.2026.
Doch anstatt wütend und traurig zu sein, sich aufzugeben, nimmt Schreivogl sein Schicksal an. "Ich weiß, welche Reaktionen mein Äußeres, meine Geschichte bei den Menschen auslösen. Ich mache kein Geheimnis darum. Sie sollen wissen, was Alkohol am Steuer anrichten kann", sagt der 40-Jährige. Heute spielt Alkohol keine Rolle mehr in Schreivogls Leben. Vielmehr möchte er andere sensibilisieren und vor den Gefahren von Alkohol warnen.
Ungeschönte Realität beim Crash Kurs NRW
Genau deshalb unterstützt Schreivogl seit 2014 die Polizei im Hochsauerlandkreis im Rahmen der Crash-Kurse. Schreivogl steht bis zu fünfmal im Jahr vor hunderten Jugendlichen auf der Bühne und erzählt von seinem Unfall. Ohne Beschönigungen, ohne Tabus. Die Reaktionen der Schüler sind ganz unterschiedlich. Entsetzen, manche schauen weg, andere wiederum verlassen sogar den Raum. Hier gibt es Einblicke von einem Crash-Kurs, der in Baesweiler stattgefunden hat.
Dominik Schreivogl hat eine Mission
00:26 Min.. Verfügbar bis 11.11.2026.
Die Erzählungen von Schreivogl hinterlassen Spuren bei den jungen Menschen. Genau das möchte der 40-Jährige erreichen. "Ich kann den Unfall nicht mehr rückgängig machen. Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Dafür habe ich bezahlt", sagt Schreivogl. "Ich sehe meine Aufgabe nun darin, andere Menschen vor genau diesem Fehler zu bewahren."
Über dieses Thema haben wir auch am 16.10.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.