Ein Jugendlicher und drei seiner Gänse in einem Garten neben einem Gartenhaus

Gans im Glück: Warum ein Teenager seltene Wasservögel züchtet

Viersen | Landwirtschaft

Stand: 26.06.2024, 08:20 Uhr

Während seine Mitschüler im Handball- oder Fußballverein aktiv sind, hat sich der 17-jährige Daniel Wolfs aus Niederkrüchten ein ungewöhnlicheres Hobby ausgesucht: Er züchtet Lockengänse. Warum ihn das als Teenager fasziniert.

Von Anke Bardenberg

Daniel Wolfs hat einen ungewöhnlichen Wunsch für einen 17-Jährigen: Nachwuchs. Doch der Teenager und Züchter hat sich einen schweren Fall ausgesucht. Seine Lockengänse sind weder besonders paarungsbereit noch besonders fruchtbar. Inzwischen gibt es so wenige von ihnen, dass sie auf der "Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen" stehen. Doch den vielleicht jüngsten Lockengänse-Züchter in NRW reizt die Herausforderung.

Bei Gleichaltrigen sorgt die Freizeitbeschäftigung des Zwölftklässlers für Aufsehen. Und manchmal auch für belustigte Kommentare. Daniel Wolfs nimmt es mit Humor.

Wie kommt Daniel Wolfs Hobby bei Gleichaltrigen an?

00:39 Min. Verfügbar bis 26.06.2026

Gerade ist Fütterungszeit. Laut schnatternd und flügelschlagend watscheln sechs Lockengänse durch den Garten von Familie Wolfs. Ihr Gefieder umweht sie wie eine elegante Federboa: schneeweiß, weich, flauschig und ungewöhnlich lang für eine Gans. Daniel Wolfs läuft neben ihnen her. Grüner Mantel, Gummistiefel, in der Hand ein Eimer, aus dem er Körner auf die Wiese wirft. Doch warum ausgerechnet Lockengänse?

Hobby: Hühnchen-Bodybuilder

Sie seien die majestätischsten Geflügeltiere, sagt er: "Sie sehen einfach total cool aus. Ich erzähle davon auch gerne. Das ist ein Hobby, das nicht jeder hat. Ich spiele keinen Fußball, aber ich habe halt meine Gänse".

Der 17-Jährige möchte alles dafür tun, um die selten gewordenen Lockengänse zu erhalten. Sie zählen europaweit zu den bedrohten Rassegeflügelarten. Entstanden sind sie aus einer Mutation gewöhnlicher Landgänse in Südosteuropa.

14 seltene Gänserassen in Europa

Der Europaverband für Kleintierzucht "Entente Européenne d'Aviculture et de Cuniculture", kurz EE, mit Sitz in Luxemburg hat eine Art Rote Liste mit seltenen Rassegeflügelarten erstellt. Darauf sind rund 170 Arten erfasst. Dazu zählen neben Gänsen auch Hühner, Puten und Enten. Demnach gelten allein 14 Gänserassen in Europa als selten.

Unterstützung bekommt der 17-Jährige von seinem Vater. Martin Wolfs ist Vorsitzender des Wegberger Vereins "Geflügelliebhaber Merbeck". Der 48-Jährige züchtet selbst Hühner und Enten. Jeden Tag sammeln die beiden die Eier ihrer Gänseschar ein. Ob diesmal eines befruchtet ist und am Ende endlich mal wieder ein Küken schlüpft?

Im Keller kommen die Eier in eine Brutmaschine. Eine Vorsichtsmaßnahme. "Bei der Naturbrut besteht die Gefahr, dass die Eier zerquetscht werden", sagt Martin Wolfs. Die Eier werden regelmäßig durchleuchtet. So lässt sich feststellen, ob und wie weit sich das befruchtete Ei entwickelt hat.

So erkennen Daniel Wolfs und sein Vater, wie Küken im Ei entwickelt sind

00:28 Min. Verfügbar bis 26.06.2026

Die Zucht sei eine Art Glücksspiel, räumt Martin Wolfs ein. In den vergangenen drei Jahren ist bei ihnen bisher nur ein einziges Küken geschlüpft. "Piep", so hatte Daniel Wolfs es getauft.

Trauriges Ende für "Piep"

Der Oberstufenschüler war hingerissen von dem Gänsenachwuchs. Doch eines Tages fand er es leblos im Garten. Woran "Piep" gestorben ist, weiß er nicht. Aber seitdem gibt er den Gänsen, die er und sein Vater bei Züchtern gekauft haben, keinen Namen mehr. "Dann geht es einem nicht so nahe, wenn etwas passiert", sagt Daniel.

Etwas passiert ist tatsächlich noch einmal. Zwischenzeitlich sind zwei Gänseküken geschlüpft. Ausgebrütet im Nest, nicht im Brutschrank. Daniel Wolfs ganzer Stolz. Doch kurz darauf wurden die Küken vermutlich von einem Marder im Stall gefressen. Trotz dieses traurigen Erlebnisses - der 17-Jährige will sein Hobby nicht aufgeben und weitermachen.

Über dieses Thema haben wir auch am 23.04.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.