So werden bald Gemüse und Fische auf einem Dortmunder Kokerei-Gelände gezüchtet
Stand: 05.09.2023, 12:23 Uhr
Von glühendem Koks zu nachhaltig produzierten Lebensmitteln – das ist der Plan auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hansa in Dortmund. In zwei Gewächshäusern soll Aquaponik betrieben werden. Aber wie funktioniert das?
Von Jana Brauer (Text) und Claudia Dolgner (Multimedia)
Vorsichtig entnimmt Nils Rehkop einen Feldsalat-Setzling aus einer hellgrauen Plastikschale. Er kniet vor einer ganz besonderen Art von Pflanzenbeet: Statt in Blumenerde werden die Setzlinge in Löcher aus weißem Platten gesteckt. "Flöße" werden diese Platten genannt, denn unter ihnen fließt Wasser. "Die Platten kann man am Ende mieten. So viele wie man möchte. Man zahlt dafür einen festen Preis und kann dann die Ernte mit nach Hause nehmen", erklärt Rehkop und drückt einen saftig grünen Minisalat nach dem anderen in die Löcher.
So funktioniert Aquaponik
Doch noch ist der Großteil der weißen Platten nicht bepflanzt und vermietet ist hier auch noch nichts. Die "Floß"-Beete sind Teil einer neuen Aquaponikanlage in Dortmund. Die Anlage befindet sich in zwei großen Gewächshäusern auf dem Gelände der Kokerei Hansa und läuft aktuell noch im Probebetrieb. Aquaponik - das ist eine Kombination aus Aquakultur und Hydroponik: also die Aufzucht von Wasserlebewesen (zum Beispiel Fische) kombiniert mit der Aufzucht von Pflanzen, deren Wurzeln direkt im Wasser hängen. Der Kot der Fische dient als Dünger.
Was ist die Idee hinter dem Projekt?
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Klimaschonender und umweltfreundlicher Anbau
Die zwei riesigen Gewächshäuser auf dem Kokerei-Gelände umfassen eine Gesamtfläche von 400 Quadratmetern. Die Anlage ist Teil eines europäischen Forschungsprojekts. Betrieben wird sie vom Dortmunder Verein "die Urbanisten e.V.". Rehkop, der dem Verein angehört, ist Diplom-Ingenieur und der Bauleiter des Projekts. Die Gewächshäuser sind mit weißen Planen bespannt. Drumherum: Jede Menge Grün und alte Kokerei-Gebäude.
Drinnen sind die Gewächshäuser mit braunen Holzplanken ausgelegt. Es gibt Hochbeete, Wassertanks, zahlreiche schwarze, große Bottiche und natürlich die kniehohen "Floß"-Beete. Rehkop hockt immer noch vor einem der Beete und pflanzt Feldsalat. "Das Wasser der Anlage läuft permanent in einem Kreislauf", erklärt er. Das bedeutet: Das Wasser der Fische, wird zunächst zu den Pflanzen geleitet. Was diese nicht aufnehmen, geht wieder zurück zu den Fischen. Dadurch wird Wasser gespart.
Und es gibt noch mehr Vorteile, zählt Rehkop auf: "Wir verbrauchen weniger Dünger, da wir die Ausscheidung der Fische nutzen, um damit die Pflanzen zu düngen." Außerdem müsse das Wasser in der Anlage nicht aufwendig geklärt werden. Denn das übernehmen Bakterienkulturen, die in Filtern und Beeten der Aquaponikanlage leben. Ressourcen werden sozusagen recycelt. All das macht die Aquaponik zu einer klimaschonenden und umweltfreundlichen Anbauweise.
So sieht es in den Gewächshäusern der Aquaponikanlage aus
250 Kilo Fisch pro Jahr
Der Rehkop verbringt täglich mehrere Stunden in den Gewächshäusern. Er testet, welche Gemüsepflanzen sich hier gut züchten lassen. Die Beete samt Ernte an Menschen aus der näheren Umgebung vermieten und gleichzeitig an der Aquaponik forschen - das ist der Plan für die Zukunft. Einmal im Jahr sollen die "Mieter" dann auch frischen Fisch bekommen. Die Fische werden also auch für die Schlachtung gezüchtet. "Wir können mit etwa 250 Kilo Fisch pro Jahr rechnen", sagt Rehkop.
Nils Rehkop verrät, welche mühseligen Aufgaben einem bei der Aquaponik erspart bleiben
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Doch noch gibt es keine Fische im Probebetrieb. Anders sieht es im Dortmunder Unionsviertel aus: Dort betreiben "die Urbanisten e.V." schon eine kleine Aquaponikanlage. Tomaten, Gurken, Auberginen, Paprika oder auch Chilis hat Rehkop dort schon reichlich geerntet. "Auch Kräuter wie Basilikum und Petersilie fühlen sich ebenso wohl und wachsen hier super gut", sagt Rehkop. Der Start für den Anbau des Gemüses und der Beginn der Fischzucht ist auf dem Gelände der Kokerei Hansa für das kommende Frühjahr geplant.
Über das Thema haben wir am 04.09.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Dortmund, 19.30 Uhr.