Auf dem Hof der Familie Groß-Bölting geht der Tag schon früh los. Für Familienvater Ludwig Groß-Bölting geht der Wecker morgens um 5 Uhr. Wer hier arbeitet, darf kein Langschläfer sein.
Der Hof ist einer der ältesten am Rande der Dingdener Heide und wird schon seit einigen Generationen betrieben. Er hat sogar eine Molkerei, in der die Familie ihren eigenen Käse herstellt. Dahin führt auch Ludwig Groß-Böltings Weg. Er hat ein weißes Tuch auf dem Kopf zusammengebunden und trägt blaue, dünne Plastikhandschuhe - aus Hygienegründen.
Aus 800 Litern Käse will er 80 Kilo Käse machen. Wie genau der schmecken wird, das weiß er nicht. "Das kann man im Vorhinein nicht immer genau sagen. Der ist nie gleich" erzählt er. Die Maschine, die in der Käserei hinter ihm steht, rührt, in einem riesigen, silbernen Bottich Milch. "Aber genau das lieben unsere Kunden auch, das ist der Kick dabei."
Kassenschlager: Bier-Käse
Hier gibt es keinen Käse von der Stange. Bis zu zehn Sorten hat Groß-Bölting im Repertoire, darunter Schnitt-, Hart- und Weichkäse. Alle Sorten haben eine Besonderheit. Der Kassenschlager im eigenen Hofladen ist der Nordbrocker-Käse: "Ein Bier-Käse mit einem leicht hefigen Geschmack", weiß Groß-Bölting. "Den muss ich immer sehr viel machen."
Ist der Käse einmal hergestellt, lagert Groß-Bölting ihn im Reiferaum. Hier liegen etliche Käsesorten auf kleinen, rechteckigen Holzbrettern. Auch der Käse ist rechteckig, sonst sieht er recht unterschiedlich aus: teilweise hat er ein tiefdunkles gelb und sieht schon fast orange aus, in anderen Sorten sind Kräuter zu erkennen.
Wie der Käse schmeckt, kann Groß-Bölting frühestens drei bis vier Wochen nach der Einlagerung probieren. Aber bis dahin ist noch viel zu tun: Alle paar Tage muss der Landwirt den Käse drehen, wenn er ganz frisch ist, dann sogar jeden Tag. "Da tritt immer noch viel Molke aus und wenn er darauf liegen würde, würde er matschig werden von unten.“ Außerdem behandelt er den Käse mit einer Art weicher Bürste.
Milch von eigenen Kühen
Ludwigs Groß-Bölting Philosophie: Je frischer die Milch, desto besser der Käse. Und dass die direkt vom Hof kommt, darauf ist er besonders stolz. Über 50 Tiere hält die Familie. Während sich Groß-Bölting ums Käse machen kümmert, verbringt Sohn Bastian seine Zeit am liebsten bei den Kühen.
Bastian Groß-Bölting kann sich vorstellen, den Hof irgendwann einmal zu übernehmen. "Das ist nicht selbstverständlich in der Landwirtschaft", meint der Vater. "Viele Berufskollegen haben damit zu kämpfen, einen Nachfolger zu finden."
Vor zwei Jahren haben sie noch in einen neuen Stall mit modernster Technik investiert, 2005 wurde der Hof Bioland-zertifiziert - ein wichtiger Schritt, weiß Ludwig Groß-Bölting. "Die Zeiten sind nicht einfach, das muss man ganz klar sagen. Aber ich denke, damit sind wir gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen: WDR Lokalzeit aus Duisburg, 27.06.2023, 19:30 Uhr.