Bern Kockerols steht mit Grundschulkindern auf einem Acker. Hinter ihm sieht man einen Traktor.

So wie früher: Kinder helfen bei Kartoffelernte in Baesweiler

Städteregion Aachen | Landwirtschaft

Stand: 19.11.2024, 08:23 Uhr

Wer weiß, was Kartoffelferien sind? Das wissen heute wohl nur noch wenige. Ein Landwirt aus Baesweiler in der Nähe von Aachen will das ändern. Mit einer besonderen Aktion für Grundschulkinder.

Von Katja Stephan

Bernd Kockerols steht in Jeans, hellgrüner Fleecejacke und Gummistiefeln auf seinem Kartoffelacker in Baesweiler. Die Luft ist diesig, der Himmel grau, der Acker braun. Richtig Farbe bringen nur 45 Kinder der Grundschule Oidtweiler in ihren bunten Jacken mit. Die Kinder stehen um den Landwirt herum und schauen ihn erwartungsvoll an. Ein aufgeregtes Getuschel ist zu hören.

Kockerols will den Kindern zeigen, wie man früher Kartoffeln geerntet hat. Die Sieben- und Achtjährigen können es kaum erwarten, loszulegen. Doch zunächst will der Landwirt ein wenig über die Kartoffel und ihre Geschichte erzählen.

Was sind Kartoffelferien?

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Die Geschichte der dicken braunen Feldfrüchte reicht aber noch viel weiter zurück in die Vergangenheit. Schon vor mehr als 5.000 Jahren bauten die Bewohner der Anden in Südamerika Kartoffeln an. Spanische Eroberer brachten die Kartoffel im Mittelalter mit nach Europa. Zunächst wussten die Bauern mit ihnen nicht viel anzufangen. Doch im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Kartoffel zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Heute gibt es allein in Deutschland rund 350 verschiedene Sorten, sagt der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter.

Die Überraschung versteckt sich tief in der Erde

"Was macht die Kartoffel, wenn sie in den Boden kommt?", fragt Kockerols. Schon schnellen die ersten Zeigefinger nach oben. "Die keimt", antwortet eines der Kinder, sichtlich stolz. Zum Beweis sticht der Landwirt mit seiner Forke in den schweren, nassen Ackerboden und bricht ihn auf. Mehrere kleine und große Kartoffeln kommen zum Vorschein und die Kinder stürzen sich auf die Feldfrüchte. "Nicht so stürmisch", sagt der Landwirt mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Denn er weiß: Das ist nur ein ganz kleiner Teil der heutigen Ernte.

"Ich starte jetzt den Traktor. Es ist ganz wichtig, dass ihr ausreichend Abstand zur Erntemaschine haltet", erklärt der 61-Jährige. Der Motor brummt auf, der Traktor setzt sich langsam in Bewegung. Hinten dran hängt ein Metallgestell. Dessen Schaufeln graben sich langsam in die Erde. Sie befördern die Kartoffeln ans Tageslicht und auf eine Art Sieb. Dort werden sie durchgeschüttelt und fallen seitlich auf den Boden. Hektisch greifen die Kinder nach den Knollen und füllen sie in die Säcke, die der Landwirt ihnen vorher in die Hand gedrückt hat.

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Das Metallgestell ist aus den 50er Jahren. Landwirt Kockerols holt das alte Schätzchen extra für die Kartoffel-Aktion mit den Kindern aus seinem Schuppen. Im Alltag ist auch er längst auf moderne Kartoffelroder umgestiegen.

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Nach wenigen Minuten sind die ersten Säcke randvoll und noch immer liegen unzählige Kartoffeln auf dem frisch aufgeworfenen Feld. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei. Einige sammeln ganz gezielt die größten Kartoffeln, andere schauen sich jedes Exemplar genau an, bevor es in den Sack wandert.

Die Kinder wissen genau, was man aus ihrer Ernte alles zubereiten kann: Kartoffelpüree, Chips und Pommes sind die häufigsten Antworten. Der achtjährige Simon fügt hinzu: "Vielleicht macht meine Oma daraus heute Bratkartoffeln."

Kockerols hält an und stoppt die Erntemaschine. Zufrieden schaut er auf die Kinder, die mit viel Hingabe, Leidenschaft und erdverschmierten Fingern in seinem Acker wühlen, umherrennen und rufen: "Sonst ist mein Alltag ruhiger. Aber es ist schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder haben." Seit vier Jahren lädt er Kinder verschiedener Grundschulen aus der Umgebung dazu ein, mit ihm Kartoffeln zu ernten.

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Die vollen Kartoffelsäcke der fleißigen Erntehelfer hebt der Landwirt auf die Ladefläche seines Traktors. Damit bringt der 61-Jährige sie zur Grundschule, damit die Kinder sie auf ihrem Rückweg zu Fuß nicht tragen müssen. Vorher bedanken sie sich bei Kockerols. "Hat Spaß gemacht", ruft eins der Kinder. "Mir auch! Schön, dass ihr da wart", gibt der Landwirt zurück und winkt zum Abschied. Er ist sich sicher: Diesen Kindern werden die selbst geernteten Kartoffeln ganz besonders gut schmecken.

Über dieses Thema haben wir auch am 07.11.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.