Ein Mann mit Brille dreht einen Draht um einen Ast, um die Wuchsrichtung des Astes zu bestimmen.

Ein Leben für den Minibaum: Mister Bonsai aus dem Münsterland

Coesfeld | Landwirtschaft

Stand: 19.03.2025, 07:23 Uhr

Jarek Lenarczyk hat eine große Leidenschaft - Bonsais. Zehn Jahre hat er an einer Schule in Japan studiert, um Bonsai-Künstler zu werden. Im Bonsaizentrum Münsterland in Ascheberg kann er seiner Leidenschaft nachkommen.

Von Gianna Robert

Heute ist ein großer Tag für Jarek Lenarczyk. Ein Jahr hat er gewartet, jetzt sind 1000 neue Bonsais aus Japan in Ascheberg eingetroffen. Interessiert schaut sich der 60-Jährige jedes einzelne Bäumchen genau an. Es sind große und kleine, alte und junge Bäume dabei. Sein Blick bleibt an einem Bonsai mit einem dicken, geschwungenen Stamm hängen. "Der ist älter als ich. Schätzungsweise 150 Jahre alt", erklärt er begeistert.

Bonsais: Bäumchen in einer Schale

Lenarczyk arbeitet seit 14 Jahren als Bonsai-Künstler im Bonsaizentrum Münsterland in Ascheberg. Die neu eingetroffenen Bäumchen hat sein Chef Ingo Klemend selbst in Japan ausgesucht. Sie haben eine zweimonatige Reise im Container hinter sich. "Es gibt in ganz Deutschland vielleicht zehn weitere Betriebe, die aus Japan importieren", erklärt Lenarczyk. Die Bonsais aus Japan seien etwas ganz Besonderes.

Was ist das Besondere an der Arbeit mit Bonsais? 00:24 Min. Verfügbar bis 19.03.2027

Bonsais, das sind Bäumchen in einer Schale, und damit Natur auf kleinstem Raum. Einige von ihnen wachsen in den Bergen Japans. In ihrer Schale werden sie dann von Künstlern bearbeitet, teilweise über Generationen hinweg. Sie werden gedrahtet und geschnitten, gegossen und umgetopft. So können Bonsai-Künstler die Form eines jeden Bonsais gestalten.

Ein Mann hält einen Ast eines Bonsaibaumes und begutachtet ihn.
Jeder Bonsai ist ein Unikat | Bildquelle: WDR / Gianna Robert

Im Bonsaizentrum Münsterland, ein Familienbetrieb seit fast 50 Jahren, stehen schätzungsweise 20.000 Bäumchen. Jedes ist ein Unikat. Die Preise variieren von 30 bis 20.000 Euro. Der Preis richtet sich danach, wie alt der Baum ist, wo er herkommt und welcher Künstler ihn schon bearbeitet hat. Aber eins ist ganz wichtig, sagt Lenarczyk: Wer mit der Bonsai-Kunst beginnen möchte, sollte zunächst mit einem günstigeren Modell anfangen. Ein Bonsai erfordert tägliche Aufmerksamkeit und geht bei Anfängern schnell kaputt. Hier im Bonsaizentrum Münsterland können Interessenten deswegen auch Kurse besuchen.

Eine Oase der Ruhe

In einem kleinen Atelier inmitten des asiatischen Gartens des Bonsaizentrums arbeitet Lenarczyk. Im Hintergrund läuft klassische Musik, während er konzentriert die einzelnen Äste eines chinesischen Wacholders biegt und zurechtschneidet. Jeden einzelnen Ast dreht der 60-Jährige mit Draht so zurecht, wie er wachsen soll. Bei der Arbeit ist er manchmal wie in Trance. Was Lenarczyk so an den Bäumchen fasziniert? Sie seien ein lebendes Kunstwerk und daher nie ganz fertig, findet er.

Die Arbeit mit Bonsais ist Jarek Lenarczyks Berufung 00:32 Min. Verfügbar bis 19.03.2027

Bis Lenarczyk die neu eingetroffenen Schätze aus Japan bearbeiten darf, muss er allerdings noch etwas Geduld haben. Die müssen nämlich noch bis Juni im Quarantäne-Gewächshaus bleiben. Lenarczyk freut sich aber jetzt schon darauf. "Heute ist so ein Tag, an dem ich sage: Yes, wir können weitere Bäume gestalten. Das macht so viel Spaß, Danke!", sagt er zu seinem Chef.

Ein Bonsai-Meister?

Auf die Frage, ob er sich selbst als Bonsai-Meister bezeichnen würde, antwortet er gelassen: "Ich habe schon viele Bäume gestaltet und die leben alle noch. Aber ob ich ein Meister bin? Das weiß ich nicht. Vielleicht werde ich irgendwann ein Meister."

Über dieses Thema haben wir auch am 11.03.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19:30 Uhr.