Ein in der Rinde eingewachsenes Schild, ein Stamm mit großer Lücke, knorrige Äste - es sind genau solche Details, die Christoph Michels an der alten Eiche so mag: "Das ist einer meiner Lieblingsbäume, weil er einfach so eine extreme Dimension hat und, weil er durch seinen Wuchs so interessant ist", sagt Michels. Fest steht: Diese Eiche ist der bisher dickste Baum, den der Förster vermessen hat. Stammumfang: elf Meter.
Mit Kamera und Maßband ziehen Michels und seine Partnerin Ulla Grütters regelmäßig los, um Bäume zu finden. Beide leben eigentlich im Kreis Wesel, sind für ihr Hobby aber in ganz NRW unterwegs. "Das Rauschen der Blätter, die knorrigen Elemente - einfach, dass der Baum auf einen wirken darf", das fasziniert Grütters. Meist fahren die beiden am Wochenende auf ihre Baum-Dokumentation und verbinden das mit Reisen in verschiedene Winkel des großen Bundeslandes. "Es ist eine Mammutaufgabe, es ist schon viel Leidenschaft und ziemliches Durchhaltevermögen", sagt Michels. Er ist seit mehr als zehn Jahren für die Bäume in NRW unterwegs, "ich habe insgesamt mehr als 1000 Bäume aufgenommen und erfasst."
Leidenschaft zum Beruf gemacht
Obwohl er so viele Bäume gesehen hat, kommt er immer wieder in den Kreis Höxter, um die tausendjährige Rieseneiche, wie der Baum in Borlinghausen genannt wird, zu besuchen. Ganz so alt dürfte die Eiche laut Michels noch nicht sein. Er vermutet, dass der Baum 500 bis 600 Jahre alt ist. Michels selbst ist 58, schon sein ganzes Leben lang an Bäumen interessiert und hat diese Leidenschaft sogar zum Beruf gemacht. Er hat Forstwirtschaft studiert, arbeitet als Förster und in einem Holzhandel. Besonders dicke und alte Bäume findet er faszinierend: "Diese Bäume sind extrem beeindruckend, weil sie einen erstaunen lassen und Ehrfurcht ausstrahlen."
Die Bäume findet er durch Tipps, Hinweise in Naturdenkmälern oder manchmal auch durch Zufall. Zu jedem der Bäume versucht der Förster auch Geschichten und Zusammenhänge zu recherchieren. "Es ist wirklich so, dass es hier und da immer noch versteckte Sachen gibt, und ich bin immer noch auf der Suche nach neuen Exemplaren", sagt Michels. Einige Bäume haben es in ein Buch geschafft, das Michels den alten Riesen gewidmet hat.
Mit seiner Arbeit will er auch zum Erhalt der alten Bäume beitragen: "Es ist mir schon einige Male gelungen, die Eigentümer solcher Bäume darauf hinzuweisen, dass sie was ganz Besonderes haben. Und ich konnte so auch schon einige Bäume schützen."
Über dieses Thema haben wir auch am 20.10.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.