Wohnen im ältesten Bauernhof Westfalens
Stand: 09.06.2023, 16:13 Uhr
Karin und Johannes Busch haben sich ihren persönlichen Traum erfüllt und den ältesten Bauernhof Westfalens saniert. Hof Grube ist über 500 Jahre alt, ein echtes Schmuckstück - und jetzt ihr Zuhause.
Von Martin Henning (Text) und Daniel Winkelkotte (Multimedia)
"Ach guck mal, da oben. Ein Greifvogel. Was ist das für einer?", fragt Karin Busch ihren Mann. Die beiden stehen vor ihrem Gartenteich und schauen in die Ferne. Den Morgenkaffee mit Blick auf die Natur genießen - es gibt Schlimmeres. "Das ist ein Großer, ein Bussard vielleicht?", antwortet Johannes Busch. Das Ehepaar Busch hat sich diesen Ausblick mit harter Arbeit verdient. Sie haben den verfallenen Hof Grube in Lüdinghausen-Seppenrade über zehn Jahre saniert. Mit viel Leidenschaft und der Hilfe von Fachleuten ist aus einer heruntergekommenen Anlage wieder ein Prachtstück geworden.
25 Generationen haben auf dem Hof gelebt
Über 500 Jahre landwirtschaftliche Geschichte stecken in den Gemäuern des Hofs. Damit ist er der älteste seiner Art in ganz Westfalen. 25 Generationen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Und es gibt immer wieder etwas zu entdecken. "Wir haben zum Beispiel ein Haus unter dem Haus gefunden", sagt Johannes Busch. "Außerdem gibt es noch viele Bauteile aus der Zeit Luthers und früher im Gebäude."
Eine rar gewordene Spezialität aus der Region ist in der Küche verbaut: der "westfälische Himmel", eine trichterförmige Haube über einem offenen Feuer, in der Fleisch und Würste geräuchert und damit konserviert wurden.
Die historische Küche des Hof Grube
00:39 Min.. Verfügbar bis 08.06.2025.
Hof Grube wurde 1517 gebaut. Benannt ist er nach der Bauernfamilie Grube, die bis 1974 dort gelebt hat. Damals entschied sich Familienoberhaupt Heinrich Grube, einen großen Schweinestall zu bauen. Das stürzte die Grubes in den finanziellen Ruin, sie mussten den Hof aufgeben. Seit 2008 werden immer wieder Grabungen auf dem Hof unternommen, um seinen historischen Wurzeln näher zu kommen. Forscher vermuten, dass hier schon viel früher Menschen wohnten. Allein drei Brunnenanlagen aus dem 10., 14. und späten 19. Jahrhundert beweisen das.
Johannes Busch vor der hunderte Jahre alten Brunnenanlage
In den 30 Jahren darauf geriet der Hof in Vergessenheit, wurde zum Abriss freigegeben. Dann entdeckte das Ehepaar Busch die Anlage. "Es war alles ziemlich verfallen, man kann sich das heute nicht vorstellen", sagt Karin Busch. Ihr Ehemann ergänzt: "Jeder hätte hier Gründe finden können, alles wegzumachen."
Das alte Zuhause hinter sich gelassen
Doch die Buschs wollten nicht, dass alles "weggemacht" wird. Und so kauften sie 2008 die Anlage. "Von uns steckt hier jeder Hosenknopf drin. Und die ganze Lebens- und Arbeitszeit, die man zusammen verbracht hat", sagt Johannes Busch. Jahrelang verzichtete das Ehepaar auf Urlaub, steckte jede freie Minute in den Hof. Ihr altes Zuhause lösten sie auf und zogen auf den Bauernhof um.
Ein Hauch Moderne
Zwischen die historischen Gemäuer hat sich auch ein wenig Moderne geschlichen. WLAN und Fußbodenheizung - die Buschs wollen auf diesen Komfort nicht verzichten. Sie haben den Hof energetisch so optimiert, dass er fast so wenig verbraucht wie ein modernes Niedrig-Energiehaus.
So sah es im Bauernhaus vor der Sanierung aus
Nachhaltigkeit bedeutet für das Ehepaar aber auch, vieles aus der alten Zeit zu erhalten. "Die Menschen haben sich ja früher auch irre viel Gedanken gemacht, Probleme vernünftig und mit ihren Mitteln zu lösen", sagt Johannes Busch. "Und es gibt einfach bewährte Techniken, die passen zu 100 Prozent und werden nicht besser, nur weil sie aus Plastik sind."
Das "Auge der Herrin" im Hof Grube
00:39 Min.. Verfügbar bis 08.06.2025.
Mittlerweile leben vier Generationen auf dem Hof. Neben dem Ehepaar auch die gemeinsame Tochter mit deren Familie und Karin Buschs Mutter. "Hier habe ich all das, wovon ich früher schon geträumt habe", sagt Karin Busch.
Auch ihr Mann Johannes will nicht mehr weg. "Der Hof ist für mich ein magischer Ort, der noch sehr viel Geheimnisvolles hat. Und es ist überaus beglückend, ein Teil davon sein zu können."
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 10.03.2023: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.