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Planetenschau auf der Pferdekoppel: Die Mini-Sternwarte in Medebach

Hochsauerlandkreis | Heimatliebe

Stand: 08.11.2023, 13:23 Uhr

Mitten auf einer Pferdeweide bei Medebach versteckt sich in einer unscheinbaren Hütte eine der kleinsten Sternwarten in NRW. Weil hier der Nachthimmel besonders dunkel ist, haben Besucher einen besonders guten Blick ins All. Mit einem Teleskop, das Interessierte insgesamt nur dreimal in NRW antreffen.

Von Christian Albrecht

"Ah, jetzt habe ich ihn drin!", ruft Hubertus Rieger begeistert, das Auge am Okular des Teleskops. Gemeint ist der Planet Saturn, den der 58-jährige Hobbyastronom eingefangen hat. Eigentlich wohnt der Lehrer für katholische Religionslehre in Herne, aber zur Beobachtung des Sternenhimmels zieht es ihn seit 16 Jahren regelmäßig ins Sauerland - zu seiner eigenen "Caspar Vopelius Sternwarte", die Rieger regelmäßig für Besucher öffnet.

Hubertus Rieger schaut durch ein großes Teleskop. Mit seiner rechten Hand stützt er sich dafür an dem weiß-schwarzen Teleskop ab.Er trägt ein weißes Hemd und eine schwarze Jacke.

Hubertus Rieger versucht einen Blick auf den Planeten Saturn zu erhaschen

Darum steht das Teleskop ausgerechnet in Medebach

Mit den Besuchern schaut er dann gemeinsam in die Sterne. Auch an diesem Abend sind die Anwesenden begeistert beim Anblick des Saturn mit seinen Ringen. Und obwohl der rote Planet 1,2 Milliarden Kilometer entfernt ist, erleben ihn die Besucher "zum Greifen nah" und "wunderbar, er ist ganz klar zu sehen, das macht süchtig."

Welches Teleskop nutzt Hubertus Rieger für seine Sternwarte?

00:14 Min. Verfügbar bis 08.11.2025

Die Wahl in der Medebacher Bucht eine Sternwarte aufzubauen, lag für den Hobbyastronomen Rieger auf der Hand. "Wir haben hier ein besonders trockenes Mikroklima. Es regnet im Vergleich zum restlichen Sauerland weniger, die Luft ist ruhig und ringsum haben wir einen niedrigen Horizont." Und vor allem sind die Nächte schön dunkel auf der weiten Wiese neben einem Bauernhof. Keine Großstadtlichter verschmutzen den Nachthimmel.

Teleskop ermöglicht Blick ins All

Das Highlight der Sternwarte ist das Refraktor-Teleskop, ein Linsenteleskop mit 3,5 Metern Länge. Es ist fest montiert auf einer Betonplatte. Wenn Besucher kommen, schiebt Rieger in Millimeterarbeit die gesamte Holzhütte auf Schienen zur Seite, bis das Teleskop unter freiem Himmel steht. "Es ist ein anachronistisches Gerät" erzählt er, "solche Geräte haben viele Sternwarten eher ausrangiert, man kriegt das nur noch antiquarisch."

Caspar Vopelius Sternwarte Medebach

Die Sternwarte kann nur nach telefonischer Anmeldung besucht werden. Dazu einfach Hubertus Rieger unter 01520 - 72 12 165 kontaktieren. Weitere Informationen, wie etwa die nächtlichen Beobachtungstermine bis 3 Uhr morgens, stehen auf der Internetseite der Medebacher Touristik.

Der Vorteil: Das Teleskop eignet sich wunderbar zum einfach Durchschauen, ohne Computer und viel Technik wie bei den modernen Geräten. Nur in Aachen und in Brackwede stehen ähnliche Teleskope, die öffentlich zugänglich sind. "Damit bekommt man ein sehr kontrastreiches Bild, um Planeten und Doppelsterne zu sehen", erklärt der Hobbyastronom. Bis zu 500-fache Vergrößerungen sind möglich, um die Sternbilder Schwan, Herkules, oder Andromeda-Nebel zu entdecken.

Auf dem Bild sieht man einen Sternenhimmel, aufgenommen durch ein Teleskop. Viele helle, kleine Sterne blitzen am dunklen Himmel auf. In der Mitte sieht man einen Schwanennebel.

Durch das Teleskop gut zu erkennen: Der Sternenhimmel mit Schwanennebel

Immer bei Neumond geöffnet - Temperaturen egal

"Jetzt im Herbst sind die Planeten sehr schön zu sehen", weiß Rieger. Einmal im Monat, immer zu Neumond, verbringt er die Nächte in seiner Sternwarte in Medebach. Und dann lässt er auch die Besucher durch das Teleskop schauen und erklärt den Sternenhimmel. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit, sprich es gibt keine dichte Wolkendecke oder Regen. Kalte Temperaturen spielen dagegen keine Rolle, Rieger harrt auch bei Minusgraden bis zum Morgengrauen vor dem Teleskop aus. Der Blick in die Weiten des Weltalls reizt ihn einfach mehr.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 10.10.2023: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.