Warum in dieser alten Schmiede in Velbert nichts so ist, wie es scheint

Mettmann | Heimatliebe

Stand: 02.02.2025, 14:32 Uhr

Leise knistert das Feuerholz im Kamin. Das goldgelbe Licht der Flammen spiegelt sich im Gesicht von Frank Jannusch. Mit einer Hand zieht der 52-Jährige eine Metallkette nach unten. Ein paar Meter weiter wird dadurch ein brauner Sack zusammengepresst. Ein Zischen ertönt wie beim Zusammenrollen einer Luftmatratze. "So kam früher ordentlich Luft in den Kamin, das Feuer wurde sehr heiß und brachte das Metall im Kamin zum Glühen", erklärt Jannusch das Verfahren, mit dem Schmiede früher arbeiteten.

Jannusch steht allerdings nicht in einer echten historischen Schmiede, sondern in einer Filmkulisse. Dementsprechend funktioniert auch der sogenannte Blasebalg nur "ein bisschen", wie er sagt. Die Kulisse hat Jannusch für das neueste Filmprojekt von ihm und seinem Partner Elmar Zielke gebaut. Darin dreht sich alles um die Geschichte der Schloss- und Beschlägeindustrie in Velbert. Sie hat die Stadt groß gemacht.

Velbert: Bekannt für seine Schlösser

Seit rund 500 Jahren werden in Velbert Schlösser und Beschläge, also Zubehör wie Türgriffe oder Scharniere, hergestellt. Und wo Geschichte geschrieben wurde, gibt es auch ein Museum: Das Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum in Velbert bezeichnet sich als das einzige wissenschaftliche Museum für Schließ- und Sicherheitstechnik weltweit. Weitere besondere Museen und Ausstellungen in NRW findest du hier.

In ihrem Heimatfilm zeigen die Velberter Jannusch und Zielke unter anderem, wie ärmlich und anstrengend die Arbeit im Schlosserhandwerk war. Dafür musste natürlich eine alte Schmiede als Kulisse her. An dem originalgetreuen Nachbau hat der selbstständige Handwerker Jannusch drei Monate lang in seiner Freizeit gearbeitet.

"Ich würde das nicht machen, wenn es keinen Spaß machen würde. Für mich ist das hier wie ein riesen Spielplatz. Ich hatte nur zwei Fotos und musste die Schmiede so nachbauen, dass sie echt aussieht. Auch wenn man manches mit dem Finger umwerfen könnte", sagt er und lacht.

Ein Filmset mit Ablaufdatum

Obwohl so viel Herzblut in dem Filmset steckt, wird es bald wieder verschwinden. Gemeinsam mit Zielke steht er in dem kleinen Raum und bespricht, was mit den Requisiten passiert. Geliehenes geht zurück, vielleicht interessiert sich auch das eine oder andere Museum für die Teile.

"Eine Woche lasse ich das Set noch stehen und dann wird es abgebaut. Ist ja immer so beim Set-Bau", sagt Jannusch. Die Schmiede ist nicht sein erstes Werk. "Ich hätte mir gewünscht, dass es länger stehen bleibt", antwortet Projektpartner Zielke. "Du kannst es dir gerne ins Wohnzimmer stellen", kontert Jannusch. Die beiden lachen herzlich.

Wie aus der Flut an Material 75 Minuten Film wurden

Ortswechsel zu dem Raum, in dem das gesammelte Drehmaterial zusammenkommt: dem Sicht- und Schnittraum. Zielkes Reich. "Die Materialsammlung für diesen Film war gigantisch", erzählt der 45-Jährige. Nach der Arbeit als IT-ler im öffentlichen Dienst saß er jede freie Sekunde am Schnitt - monatelang. "Mein Sohn hat ab und zu gefragt, ob ich noch Zeit für ihn hätte."

75 Minuten lang ist die Low-Budget-Produktion schließlich geworden. Der Titel: "Aufgeschlossen - Die Geschichte der Velberter Schloss- und Beschlägeindustrie". Für alle zugänglich haben die Macher den Film und auch das Making-of bei YouTube hochgeladen. Bald wollen sie ihn auch in Heimatvereinen in Velbert und Umgebung zeigen. An eine Auszeit nach all der Arbeit ist nicht zu denken: Jannusch und Zielke arbeiten schon am nächsten Filmprojekt.

Über dieses Thema haben wir auch am 23.01.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.