Tom Angelripper blättert in seiner Postkartensammlung

Sodom Frontmann sammelt alte Postkarten von Gelsenkirchen-Buer

Gelsenkirchen | Heimatliebe

Stand: 16.08.2023, 13:26 Uhr

Tom Angelripper tourt seit 40 Jahren mit der Thrashmetal-Band "Sodom" um die ganze Welt. Trotzdem ist für ihn nichts so schön, wie nachhause kommen. Seine Heimatverbundenheit sorgt für eine besondere Sammelleidenschaft.

Von Agata Pilarska

Tom Angelripper sitzt gemütlich in einem Sessel. Er schiebt seine Brille, die der 60-Jährige eigentlich nie in der Öffentlichkeit trägt, wieder auf den Nasenrücken und blättert in einem Ordner voller Postkarten. Ein außergewöhnlicher Anblick, wenn man ihn eigentlich nur E-Bass spielend und unverständliche Zeilen in ein Mikrofon brüllend als Frontmann der Thrashmetal-Band Sodom kennt. Die Musik ist aber nicht seine einzige Leidenschaft. Angelripper sammelt historische Postkarten von Gelsenkirchen-Buer.

Begonnen hat alles 1999 auf einem Antikmarkt, als er das erste Mal so eine Karte in der Hand hatte: "Das war aber schön in Buer früher, dachte ich. Ich war so begeistert von dieser alten Postkarte. Da habe ich dann angefangen, mich für meine Heimatgeschichte zu interessieren und habe Karten gesammelt wie ein Irrer."

Die Karten zeigen, wie die Straßen in Gelsenkirchen-Buer früher aussahen

lokalzeit.de (WDR) 00:25 Min. Verfügbar bis 16.08.2025

Angelripper sammelt Postkarten bis 1945. Bis dahin war es üblich, dass beinah jedes Restaurant und sämtliche Sehenswürdigkeiten als Postkartenmotiv existiert haben. Ganze 2000 Postkarten sind inzwischen in seinem Besitz. Dazu sammelt er historische Fotos, alte Stadtpläne und Adressbücher. Letztere sind besonders spannend, weil sich nach dem Krieg viele Adressen geändert haben und er so genau nachforschen kann, wo die Kartenmotive einmal entstanden sind.

Manchmal findet er eine Karte für fünf Euro. Im Durchschnitt zahlt Angelripper aber um die 30 Euro pro Stück. Der Großteil seiner Sammlung stammt von Flohmärkten oder aus dem Internet. Dort hat er auch seine teuerste Karte erstanden: "Das waren 300 Euro. Das war eine Lithographie. Ich wollte sie unbedingt haben."

Eine alte Postkarte zeigt die Kirche, an der Tom Angelripper getauft wurde.

Angelripper sortiert und nummeriert alle seine Postkarten

Lithographien zeigen keine abfotografierten Motive, sondern sind eine Art Steindruck und daher wesentlich aufwändiger in der Herstellung. Auch die Größe des jeweiligen Stadtteils ist für den Preis entscheidend: Je kleiner, umso seltener und begehrter die Postkarte.

Angelripper hat die Karten in große Ordner einsortiert. Die Klarsichthüllen haben jeweils vier Segmente, in die jeweils eine Karte passt. Jedes Segment ist nummeriert. Angelripper zeigt auf eine Karte mit der Nummer 1038. Eine schwarz-weiße Luftaufnahme ist zu sehen. "Hier habe ich gewohnt. Das ist immer besonders geil, wenn man so eine Karte findet." Er zeigt auf eine weitere Karte: "Und das ist die Kirche, in der ich getauft wurde. Das war auch hier um die Ecke."

Tom Angelripper über seine Heimat: Buer

lokalzeit.de (WDR) 00:40 Min. Verfügbar bis 16.08.2025

Angelripper ist in Buer aufgewachsen. Nach der Schule machte er auf der Zeche Hugo eine Ausbildung zum Industrieschlosser. 1982 begann er, professionell Musik zu machen. Er bekam schon zwei Jahre nach der Gründung von "Sodom" einen Plattenvertrag. Er musste sich zwischen Bergbau und Bühne entscheiden. Angelripper wählte die Musik. Durch unzählige Konzerte seiner Band konnte er die ganze Welt bereisen: "Aber ich bin immer wieder froh, wenn ich nach Hause komme nach Buer."

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen am 22.06.2023: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.