Meisterwerke aus Metall: Ein Mann im kreativen Schrottrausch
Stand: 24.01.2024, 10:23 Uhr
"Alien", "Transformers" oder "Iron Man": Es gibt keine Skulptur, die Christian Vlasak nicht erschaffen kann. Der 33-Jährige aus Everswinkel baut aus Schrott beeindruckende Einzelstücke. Dabei hilft ihm sein Job.
Von Martin Henning (Text) und Lara Brüggemeier (Multimedia)
Wenn die Arbeit in der Werkstatt getan ist, stapft Christian Vlasak mit einem Plastikeimer in den Hinterhof. Dort steht sie, seine "Goldgrube". So nennt Vlasak den Container, in dem der Metallschrott gesammelt wird. Lächelnd steigt er in den Container und fängt an zu suchen. Jede Schraube, jede Bremsscheibe, jeder Kugelkopf könnte ein passendes Teil für sein nächstes Projekt sein. "Es kann auch mal sein, dass ich eine Dreiviertelstunde hier herumwühle", sagt der 33-Jährige.
Diese Skulpturen hat Christian Vlasak schon gebaut
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Tagsüber arbeitet Vlasak als Karosseriebauer und repariert Autos. Nach Feierabend und am Wochenende zieht er sich in einen Bauernhof am Ortsrand von Everswinkel zurück. Dann werden erneut Schweißhelm und Werkzeuge ausgepackt. Aus dem Schrott, den Vlasak im Container sammelt und den er geschenkt bekommt, baut er riesengroße Figuren. Sie stammen vor allem aus Science-Fiction-, Action- und Horrorfilmen.
50 Skulpturen aus Metallschrott
Angefangen hat seine Leidenschaft vor etwa zwölf Jahren. "Ich war auf einer Horrorconvention in Dortmund", erzählt Vlasak. "Ich habe an einem Stand einen Alienkopf aus dem Film 'Predator' gesehen. Den hätte ich gerne gehabt, der war aber zu teuer." Er baute ihn nach und war vom guten Ergebnis seiner Arbeit selbst ein wenig überrascht. "Da habe ich das erste Mal das Gefühl gehabt, mit meinen Händen etwas Einzigartiges erschaffen zu haben. Das ist dann zu einer kleinen Sucht ausgeartet", sagt Vlasak und lächelt.
Am Anfang waren es kleine Figuren aus aussortierten Löffeln. Von Projekt zu Projekt wurde der Schwierigkeitsgrad größer. Vlasak hat sich alles selbst beigebracht. "Mit jeder Skulptur kam etwas Neues dazu, das ich lernen musste. Werkzeuge, die ich vorher nie in der Hand hatte oder neue Schweißtechniken. Inzwischen kann ich aber alles bauen, was ich will", sagt der 33-Jährige selbstbewusst. Knapp 50 Skulpturen hat er mittlerweile gebaut. Die bislang schwierigste war der "Iron Man"-Anzug.
Christian Vlasaks schwierigstes Projekt
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30 Stunden pro Woche ist er mit seinem Hobby beschäftigt. Seine Freundin akzeptiert das. "Sie weiß, dass ich das brauche. Für mich ist das ein Ausgleich zu meinem Alltag", sagt der passionierte Bastler. "Ich brauche auch irgendetwas in den Händen. Irgendetwas zu tun, sonst sitze ich richtig genervt zu Hause." Freundin und Freundeskreis kämen trotzdem nicht zu kurz, versichert der 33-Jährige.
Kein Hobby, um Geld zu verdienen
Wenn er ein neues Projekt startet, hat Vlasak den fertigen Bauplan sofort im Kopf. "Ich weiß, welche Teile ich brauche und dann geht es eigentlich nur noch an die Arbeit", sagt er. Ideen für neue Skulpturen - und die hat er ständig - schreibt er sich in einem kleinen Buch auf.
Ans Geld verdienen denkt er bei seinem Hobby nicht. Zwar habe er auch schon Auftragsarbeiten gemacht, aber damit habe er sich nie wirklich anfreunden können, sagt Vlasak. Er wolle nie nach der Vorstellung anderer basteln, sondern nur das bauen, was ihm in den Kopf komme. Sonst schränke das seine Kreativität ein.
Christian Vlasak und seine Eltern betrachten den Drachen auf dem Grundstück
Trotzdem haben auch andere etwas von seinen einzigartigen Kreationen. So bewacht ein drei Meter großer Drache das Grundstück seiner Eltern. Die freuen sich über den riesigen "Türsteher" vor dem eigenen Haus. "So etwas gibt es nie wieder. Selbst, wenn jemand sagt: 'Ich baue so ein Ding auch mal', wird das anders aussehen", sagt Vater Rainer Vlasak.
"Das Ergebnis zu sehen, erfüllt mich mit Stolz"
Christian Vlasak weiß, dass er ein außergewöhnliches Hobby hat. "Für mich ist das beruhigend. Ich habe hier sehr viel Dreck und Lärm, die Verletzungsgefahr ist immens. Aber es ist total meine Welt", sagt der begeisterte Bastler mit leuchtenden Augen. "Je härter die Arbeit ist, desto besser. Dann das Ergebnis zu sehen, erfüllt mich mit Stolz."
Über das Thema haben wir am 09.11.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.