Von Rabe Rudi bis Pittiplatsch: Norman Schneider aus Sassenberg ist der Herr der Puppen
Stand: 21.01.2024, 09:11 Uhr
Seine Figuren sind fester Bestandteil der Erinnerungen einer ganzen Generation. Seit über 20 Jahren baut Norman Schneider in seinem kleinen Atelier in Sassenberg im Münsterland handgefertigte Puppen. Was seine Kunst so einzigartig macht.
Von Daniel Winkelkotte
Auf Norman Schneiders Schreibtisch liegt ein neuer Patient. Noch sieht er etwas blass aus, nur die knallroten Augen stechen hervor. Der Kopf aus einzelnen Schaumstoffteilen ist bereits zusammengeklebt, gerade werden die Ohren gebaut. "Später wird über Kopf und Körper Stoff gespannt und festgenäht", sagt Schneider, als er einen Schaumstoffstreifen an die Nase der Figur klebt. Mit jedem Detail, das Schneider konzentriert in Handarbeit anbringt, wird die Puppe realistischer. Es ist eine ruhige, fast hypnotisierende Arbeit. Wer es schafft, seinen Blick davon loszueisen und ihn durch die Werkstatt schweifen lässt, fühlt sich wie in einem Märchenwald. Überall sind Puppen. Alle sind handgefertigt, in mühevoller Kleinarbeit. Von dem 51-jährigen Norman Schneider, der zu den gefragtesten Figurenbildnern Europas gehört.
So geht es in der Puppenwerkstatt von Norman Schneider zu
00:15 Min.. Verfügbar bis 21.01.2026.
Seit mehr als 20 Jahren ist Schneider freischaffender Figurenbildner. In seinem Haus im münsterländischen Sassenberg entstehen Drachen, Monster, Bären und andere fantasievolle Puppen. Mit seinen Figuren hat er TV-Produktionen unterstützt, Theater- oder Comedyaufführungen. Kaum ein Kind, das in den vergangenen Jahrzehnten mit deutschen Kinderserien aufgewachsen ist, kennt nicht eine der von ihm gefertigten Figuren, wie zum Beispiel Rabe Rudi aus Siebenstein oder Pitti und seine Freunde aus dem Sandmännchen.
Nicht nur Job, sondern Lebensphilosophie
Für den 51-Jährigen ist sein Job eine Berufung. "Schon als kleiner Junge war ich von Figuren, beispielsweise aus der Muppetshow oder Sesamstraße, fasziniert. Das war immer mein Berufswunsch", erzählt er. Nach der Schule durchlief er zunächst eine Ausbildung zum Schreiner, seinen Eltern zuliebe. "Aber meinen Traum wollte ich nicht aufgeben." An einem Theater in Bielefeld machte er deshalb eine zweijährige Ausbildung zum Puppenspieler. Dort konnte er sich im Ensemble schnell etablieren.
Schon als Kind war für Norman Schneider klar, was er mal beruflich machen will
Später lernt er von den ganz Großen der Branche, zum Beispiel bei Peter Röders, der den Samson in der Sesamstraße spielt. Und sogar bei der legendären Muppetshow in New York. "Das war eine Zeit, die mich sehr geprägt hat", blickt er zurück. "Ich habe damals den Puppenbauern bei ihrer Arbeit immer über die Schulter geguckt. Irgendwann habe ich mich dann auch selbst um die Reparaturen gekümmert."
Worauf es beim Puppenbauen ankommt
"Wichtig ist, dass die Puppen möglichst leicht und luftdurchlässig sind", erklärt der Figurenbildner. Bei TV- oder Theaterproduktionen seien Puppenspieler oft mehrere Stunden im Einsatz. Damit die Illusion vor der Kamera oder auf der Bühne richtig überzeugt, legt Schneider besonderen Wert auf die Augen seiner Figuren. "Sie lassen eine Figur lebendig wirken."
Norman Schneider erklärt, warum die Augen besonders wichtig sind
Lokalzeit.de (WDR). 00:32 Min.. Verfügbar bis 21.01.2026.
Die Figuren werden vorwiegend aus Schaumstoff gefertigt, zum größten Teil in Handarbeit. Jeder Auftrag ist individuell. "Wir sind ein kleines Team und arbeiten in der Regel nach sehr konkreten Entwürfen unserer Auftraggeber. Da muss jedes Detail passen", erklärt Schneider. In den kommenden Monaten hat er bereits weitere Projekte geplant. "Ich glaube nicht, dass mich meine Begeisterung für Figuren irgendwann verlassen wird. Ich werde das bis an mein Lebensende machen."
Über das Thema haben wir am 24.11.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.
Mit Videomaterial von kluck.kola.