Paderborn auf großer Leinwand - Kinofilm über die eigene Heimat

Paderborn | Heimatliebe

Stand: 01.05.2024, 09:04 Uhr

Julian Jakobsmeyer ist in Paderborn geboren und aufgewachsen. Der 33-Jährige liebt seine Heimatstadt. Als Filmemacher hat er die Stadt und ihre Menschen zu seinen Hauptdarstellern gemacht. Was es mit "Paderborn - ungesehen" auf sich hat.

Von Oliver Köhler

Wieder einmal sitzt Julian Jakobsmeyer vor seinem Computer und schaut sich an, ob nicht einige Szenen anders geschnitten besser wirken würden. "Ich bin schon ein bisschen verrückt", sagt er und ergänzt: "Aber hoffentlich im positiven Sinn." Er lacht. Fast ein Jahr hat er an seinem neuen Film "Paderborn - ungesehen" gearbeitet.

Recherche, Skript, Dreh und Schnitt, Jakobsmeyer macht alles selbst. Herausgekommen sind 150 Minuten Heimatliebe, die Anfang Februar 2024 in einem Kino der 156.000-Einwohner-Stadt im Osten von NRW Premiere hatten.

Was bedeutet für Julian Jakobsmeyer Heimatliebe? 00:29 Min. Verfügbar bis 30.04.2026

"Die eigentlich fertige Version lag dem Kino längst vor", erzählt Jakobsmeyer. "Doch in der Nacht vor der Premiere bin ich im Bett aufgeschreckt und musste nochmal ran". Eine Szene kürzte er um etwa drei Minuten, damit die Stelle nicht zu langatmig ist. Jakobsmeyer ist Perfektionist beim Dreh und Schnitt seiner Filme.

Paderborn - ungesehen: Hinter den Kulissen der Stadt

Mit seiner Kamera schaut der 33-Jährige dorthin, wo andere Paderborner nicht so einfach hinkommen. Beispielsweise in die Unterwelt. Unter der Altstadt gibt es verborgene Gänge. Oder in die sogenannten "Eiskeller von Paderborn". Dort lagerten und kühlten die Brauereien früher ihre Bierfässer.

  • Den Trailer zum Film gibt es hier zu sehen.

Jakobsmeyer ist nicht ganz uneigennützig unterwegs. Er kennt als gebürtiger Paderborner viele Ecken seiner Heimatstadt, aber nicht alle. Und die wollte er selbst sehen und kennenlernen.

Welchen Ort wollte Julian Jakobsmeyer unbedingt selbst mal kennenlernen? 00:26 Min. Verfügbar bis 30.04.2026

Wie wird man Filmemacher?

Jakobsmeyer ist Autodidakt. Filme konzipieren, drehen und schneiden hat er sich selbst beigebracht. "Ich wollte nie aus Paderborn weg an eine Filmhochschule", sagt er. "Geschadet hat es mir, glaube ich, nicht." Seine Werke sind professionell umgesetzt. Die Liebe zum Film kam schon mit zehn, damals kaufte sein Vater ihm die erste Videokamera. Mit 16 Jahren, da ging er noch zur Schule, gründet er seine Medienagentur. In diesem Jahr veröffentlicht der 33-Jährige seinen vierten Kinofilm.

Julian Jakobsmeyer hat schon vier Kinofilme veröffentlicht | Bildquelle: WDR

Die ersten beiden sind eine Dokumentation über die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Der dritte Kinofilm ist der Spielfilm "Pilgrim". Er basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte eines britischen Soldaten aus Paderborn. Nachdem er aus Afghanistan zurückkommt, leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Er wird sie nie los. Der Soldat spielt sich im Film selbst. Tragisch: Zwei Jahre nach der Premiere nimmt sich der Mann das Leben.

Blick in die Zukunft

Das Schicksal seines befreundeten britischen Soldaten hat Jakobsmeyer mitgenommen. Seinen vierten Film nun abzuschließen ist vielleicht auch ein bisschen der Beweis sich selbst gegenüber, dass es weiter geht. Dass er nach vorne blickt. Geholfen hat ihm dabei auch seine Familie.

Seine Frau Sina hält ihm den Rücken frei. Die Zeit mit ihr und der gemeinsamen zweijährigen Tochter ist für Jakobsmeyer das wichtigste. Auch, wenn sie ein rares Gut ist, denn einen Kinofilm zu produzieren ist zeitintensiv. "Ich verspreche meiner Frau und meinen Freunden zwar immer wieder, dass es diesmal das letzte große Projekt ist", sagt er, "doch ich weiß genau, dass das gelogen ist." Wieder muss er lachen.

Über dieses Thema berichten wir am 13.02.2024 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.

Hier gibt es Hilfe bei Suizidgedanken

  • Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Die Telefonseelsorge auch einen Chat und eine E-Mail-Beratung an, ebenfalls anonym.
  • Das muslimische Seelsorgetelefon ist kostenfrei und anonym unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 rund um die Uhr erreichbar.
  • Das Hilfetelefon Opfer von häuslicher Gewalt ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr unter 08000 116 016 erreichbar.
  • Der Weiße Ring bietet ebenfalls einen anonymen Telefondienst unter 116 006 sowie eine Online-Beratung.

Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten.