So sieht die umgebaute Kapelle von innen aus 00:29 Min. Verfügbar bis 23.01.2027

Wie eine Kapelle in Netphen zum Ferienhaus wird

Siegen-Wittgenstein | Heimatliebe

Stand: 23.01.2025, 12:51 Uhr

Wo früher Kirchenbänke standen, soll ein Esstisch hin. Heike und Klaus Löcker arbeiten an einem ganz besonderen Projekt. Das Ehepaar rettet historische Gebäude vor dem Abriss. Aus einer leerstehenden Kapelle in Netphen-Nenkersdorf wird gerade ein Ferienhaus.

Von Katja Brinkhoff

Die kleine Kapelle liegt mitten im Ort. Malerisch, direkt an der Sieg. Das dunkle Schieferdach lässt die weißen Wände noch weißer wirken. Alles ist blitzeblank. So sieht keine Kapelle aus, die niemand mehr haben will. "Das hier ist etwas Wunderschönes. Das Gebäude hat Charme. Ich wusste, dass wir hieraus etwas machen können", sagt Heike Löcker. Mit ihrem Mann sitzt sie auf einer wackeligen Holztreppe in dem kleinen Gotteshaus. Ringsherum karge, weiße Wände. "So war es hier schon immer. Nicht überladen, schlicht."

Klaus Löcker wollte die Kapelle eigentlich nicht kaufen - warum er es doch getan hat 00:25 Min. Verfügbar bis 23.01.2027

Seit sie ihr Autohaus verkauft haben, retten Heike und Klaus Löcker in ihrer Freizeit historische Gebäude. Einen alten Pferdestall haben sie bereits vor dem Abriss bewahrt und umgebaut. Jetzt ist es die katholische Kapelle in Netphen-Nenkersdorf, in die die Menschen des Ortes fast 50 Jahre lang zum Gottesdienst gingen.

Von außen lässt sich kaum erahnen, dass die Kapelle zum Ferienhaus wird | Bildquelle: WDR

Rund 197.000 Menschen in NRW sind laut Justizministerium im Jahr 2023 aus der Kirche ausgetreten, im Jahr davor waren es etwa 223.500 - Rekord. Viele Gotteshäuser werden deswegen geschlossen und anders genutzt. Wie eine Gelsenkirchener Kirche zum Oldtimer-Museum wurde, liest du zum Beispiel hier.

Sonntags in den Gottesdiensten, wenn es voll war, hatten in der kleinen Kapelle im Kreis Siegen-Wittgenstein 180 Menschen Platz. Doch dann blieben die Kirchenbänke leer. Heike Löcker weiß, dass es den Nenkersdorfern trotzdem weh tat, als sie ihre Kirche verloren. "Da flossen so viele Tränen."

Urlaub im Gotteshaus: Unterkunft mit besonderem Charme

Jahrelang war die Kapelle leer geräumt und ungenutzt. Für Heike Löcker war klar: Aus ihr soll ein Ferienhaus werden. "Wir sind zwei kreative Köpfe", sagt sie. "Die Chefin sagt, was sie will", fällt ihr Mann ihr ins Wort. "Stimmt nicht", kontert sie, "zusammen haben wir die Ideen."

Jedes Wochenende arbeiten sie an ihrem Projekt: Wände ziehen, Fliesen legen, tapezieren. Mit Hilfe von Familie, Freunden, "... und manchmal auch echten Handwerkern." Heute herrscht Ruhe auf der Baustelle. "Eigentlich müssen wir nur noch möblieren."

Spülbecken statt Taufbecken

Wenig erinnert im Inneren noch daran, dass Menschen hier getauft wurden, zur Konfirmation gingen, heirateten. Ein Überbleibsel: Die bleiverglasten, fast bodentiefen Kirchenfenster. Die haben es Heike Löcker angetan: "Wenn die Sonne dadurch scheint, ist es phänomenal.

In die alten Kirchenfenster hat Heike Löcker sich verliebt | Bildquelle: WDR/Katja Brinkhoff

Über die wackelige Bautreppe geht es in eine neue, zweite Etage. Denn über der Wand gegenüber vom Eingang gibt es jetzt eine Empore. "Hier oben haben wir Platz für zwei kleine Schlafzimmer und ein Bad." Wenn man vorsichtig nach unten schaut, entdeckt man die Küche, da wo früher der Altar stand. "Spülbecken statt Taufbecken."

"Die Bilder, wo was hinkommt, hatte ich sofort im Kopf", sagt Heike Löcker. Also war klar, dass auch aus der ehemaligen Orgelempore gegenüber ein Schlafzimmer wird, mit eigenem Bad. "Wenn wir fertig sind, haben wir drei Bäder und fünf Schlafzimmer. Platz für zehn Personen." Und da, wo mal die Kirchenbänke standen, kommt ein riesiger Esstisch hin.

Ein Ort voller Geschichte und Heimatgefühl

Das Ehepaar ist stolz auf sein Projekt. Obwohl es viele schlaflose Nächte gab. "Wir waren schon mal fast davor, alles hinzuschmeißen. Die Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde hat Nerven gekostet. Doch wir sind uns einig geworden."

Heike und Klaus Löcker retteten die kleine Kapelle vor dem Abriss | Bildquelle: WDR/Katja Brinkhoff

Obwohl sie nie direkt im Ort gewohnt hat, verbindet Heike Löcker mit dem ehemaligen Gotteshaus an der Sieg Heimatgefühle. Vielleicht wird aus dem Ferienhaus doch irgendwann einmal ein fester Wohnsitz. Ein bisschen ist das ihr Traum: "Da muss ich bei meinem Mann noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Ich fühle mich hier sehr zu Hause."

Wieso die Kapelle für Heike Löcker so besonders ist 00:25 Min. Verfügbar bis 23.01.2027

Im Frühjahr sollen zum ersten Mal Gäste in der Kapelle schlafen. Für die Löckers steht schon das nächste Projekt an: eine historische Fabrikantenvilla, die sie als nächstes aus ihrem Dornröschenschlaf wecken möchten.

Über dieses Thema haben wir auch am 10.01.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Südwestfalen, 19.30 Uhr.