Selbstgebauter Wohntraum in zwölf Metern Höhe

Gütersloh | Heimatliebe

Stand: 24.09.2024, 16:12 Uhr

In gut zwölf Metern Höhe hat sich ein Ehepaar in Halle in Westfalen einen Wunsch erfüllt: Ihr Baumhaus thront gut versteckt in einer alten Eiche – entworfen hat es ein Architekt, der sich auf Bauten in Baumkronen spezialisiert hat.  

Von Jan-Ole Niermann

"Jedes Mal 66 Stufen hoch und 66 Stufen wieder runter", sagt Gerlinde Schulte-Brochterbeck und blickt nach oben zum Baumhaus, "ich überleg mir da schon ziemlich genau, was ich alles mitnehme, damit ich nicht zehnmal laufen muss." Sie dreht sich lachend um und packt weiter den braunen Korb. Darin sortiert sie Teller, Besteck, Gewürzsalz und Weingläser. Es ist ein warmer Sommertag, die Sonne scheint und Schulte-Brochterbeck will später gemeinsam mit ihrem Mann Abendessen, oben in der Baumkrone: "Der Baum hat auch was von Leben für mich und man kann dann einfach abschalten."

Baumhaus wurde 2014 gebaut

Mehr als zehn Jahre ist es her als die ehemalige Zahnärztin einen Fernsehbericht über Baumhäuser in Papua-Neuguinea sieht, sie ist sofort fasziniert. "Als wir dieses Grundstück erworben hatten und diese wunderschönen fünf Eichen hier hatten, ist mir die Idee gekommen." Die fünf Eichen stehen neben ihrer Wohnung in einem Ortsteil von Halle (Westfalen) im Kreis Gütersloh. Sie beginnt mit der Recherche und findet schließlich einen Architekten, der sich auf Baumhäuser spezialisiert hat. "Das ist verrückt, mein Mann hat mich für bekloppt erklärt", sagt die 57-Jährige und schmunzelt, "aber dann hat er mitgezogen."

Was ist die Inspiration für Gerlinde Schulte-Brochterbecks Baumhaus? 00:37 Min. Verfügbar bis 24.09.2026

Mit dem Korb in der Hand macht sich Schulte-Brochterbeck auf den Weg nach oben. Zum Baumhaus windet sich eine Wendeltreppe um den Stamm herum. Das Baumhaus selbst hat eine Grundfläche von etwa 16 Quadratmetern, teilweise Terrasse, teilweise Wohnraum. Oben angekommen drückt Schulte-Brochterbeck die Luke auf und blickt in die Baumkrone, die nun ganz nah ist: "Die schönsten Momente sind tatsächlich, wenn man Ruhe braucht und der Moment, wenn man dann die Treppe hoch marschiert am Baum entlang."

Oben rückt sie zwei Holz-Stühle an einen kleinen Bistro-Tisch. Während ihr 59-jähriger Mann unten im Garten werkelt, bereitet Schulte-Brochterbeck das Abendessen vor und setzt sich noch etwas in die Sonne. Außer Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Blätter ist nicht viel zu hören. "Wenn man dann hier hoch geht, bekommt man wirklich ein Gefühl von Ruhe, von Gelassenheit", sagt sie. "Man hat praktisch einen Perspektivwechsel und findet manchmal ungewohnte Lösungen für Probleme."

Schlafen in zwölf Metern Höhe

Heute strahlt die Sonne, aber Schulte-Brochterbeck freut sich über das Haus bei jedem Wetter. Bei Regen sei es in dem Baumhaus mit dem bogenförmigen Dach sehr gemütlich: "Wenn man auf dem Bett liegt, ein schönes Buch liest und die Tropfen auf das Dach prasseln, fühlt man sich geborgen." Der Innenraum erinnert ein bisschen an einen Wohnwagen: Sitzbank, ein kleiner Tisch und das Bett unter einem Fenster, das den Blick in die Krone ermöglicht. "Das ist unser ausgelagertes Gästezimmer", sagt Schulte-Brochterbeck und setzt sich aufs Bett, "mein Neffe findet es mega. Er freut sich immer, wenn er kommt und hier schläft."

Für Gerlinde Schulte-Brochterbeck hat der Baum eine große Bedeutung 00:51 Min. Verfügbar bis 24.09.2026

Die Sonne ist inzwischen gewandert und Schulte-Brochterbeck sitzt gemeinsam mit ihrem Mann Heinz am Esstisch, es gibt eine mediterrane Käseplatte und selbstgebackenes Brot. "Das ist wie Urlaub", sagt die 57-Jährige und stößt mit einem Glas Rosé-Wein an. "Ein bisschen Toskana, mit einem etwas anderem Blick." Beide blicken über die benachbarten Häuser in der Wohnsiedlung. Die Sonne tunkt das Baumhaus in ein orangenes Licht, ein leichter Wind weht durch die Baumkrone: "Das sind Glücksmomente und sehr dankbare Momente, dass man das so erleben darf", sagt Gerlinde Schulte-Brochterbeck, hoch oben in ihrem Baumhaus.

Über dieses Thema haben wir auch am 29.07.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.