Franz Blobel dreht in Gladbeck am kleinen Rad seiner Fernbedienung. Hier findet gerade Hightech statt. Die blinkenden Lichter und ratternden Geräusche wirken verblüffend echt. Der historische TEE setzt sich langsam in Bewegung. Es dauert einen Moment bis der Strom fließt. Die Wagen setzen sich langsam in Bewegung. Wenig später schießt die Bahn wie eine rote Kunststoffschlange über die Mini-Gleise.
Modellbahn-Bau, das macht man aus Überzeugung. Jahrelang hat der 68-Jährige hier im Garten getüftelt, viel Geld in seine Bahn gesteckt. Es ist ein Hobby, das eine kleine, aber eng verbundene Gemeinschaft mit hervorbringt. Blobel kennt inzwischen viele andere Hobby-Modellbauer persönlich. Sie vereint die Faszination für die Technik, die Entschleunigung und die Geborgenheit einer kleinen, sich nicht tagtäglich verändernden Welt.
600 qm Gartenfläche bilden privates Schienennetz
Von außen würde niemand vermuten, dass hinter dem Haus von Blobel ein regelrechtes Eisenbahnmuseum existiert. Das Open Air Spektakel beginnt erst hinter dem Gartentor. Originale Hinweisschilder und große, alte Signallampen stimmen Gäste auf das Miniaturabenteuer im Maßstab 1:22,5 ein.
Alles, was sich hier bewegt, blinkt, rattert oder einfach nur dasteht, hat der 68-Jährige selbst gebaut. Jedes Fahrzeug, jedes Häuschen, jeden Turm und jedes Signal. "Das Bauen und Basteln macht mir noch mehr Spaß als das eigentliche Fahren", sagt er und strahlt. Die Leidenschaft flammt in seinem Gesicht auf, wenn er über das Hobby spricht, das 49 Jahre lang sein Beruf war.
Seit 18 Jahren baut er an seiner eigenen Fahrstrecke. Und er vermutet, dass sie niemals fertig sein wird. Denn bei jeder Runde "Eisenbahn-Spielen" mit seinen Freunden kommen ihm neue Ideen. In der Szene nennt man ihn den "V200 Franz". Der V200 war eine der ersten Diesel-Streckenlokomotiven der Deutschen Bahn. "Mehrere Tausend Euro" stecken in seiner 220 Meter langen Gartenbahn, genauer möchte er über die Kosten nicht sprechen. Doch weil er alles selbst gebaut hat, hat er auch mehrere Tausend Euro gespart, verrät er mit einem verschmitzten Lächeln.
Hobby ist fast Full-Time Job
Unter einer riesigen Lupe betrachtet Franz Blobel Minifahrzeuge, Gleise und Elektronikteile, die ausgebessert werden müssen. In seiner Werkstatt, die wie ein Bahnhäuschen gestaltet ist, pinselt, ölt, sägt, bohrt und schraubt der ehemalige Dampflokfahrer an filigranen Zubehörteilchen.
Er möchte die Realität so genau wie möglich abbilden, nur in klein. Dass er als Rentner fast genau so viel Zeit in seine Mini-Bahn investiert wie in die großen Loks, die er in seinem Arbeitsleben steuerte, erstaunt ihn selbst: "Das ist schon sowas wie ein neuer Job geworden, denn die Bahn wächst und wächst und es gibt halt kein Ende. Das ist etwas Organisches. Und so hab ich halt immer genug zu tun im Leben."
Über dieses Thema haben wir am 19. Juli 2023 auch im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.