Im Dünnwald in Köln stehen die Bäume dicht an dicht, dazwischen läuft ein schmaler Spazierweg

Köln-Dünnwald: Grünes Kleinod mit viel Geschichte

Köln | Heimatliebe

Stand: 03.08.2023, 14:31 Uhr

Köln-Dünnwald ist ein tolles Ausflugsziel für Familien. Mit Schwimmbad, Naturpfad, einem historischen Kloster und einer ganz besonderen Toilette. Was es damit auf sich hat.

Von Stefan Weisemann (Text), Manuela Klein (Multimedia)

Gabriele Schon, Brigitte Fest und Fabian Lagodny müssen sich mächtig strecken. Gerade so schaffen sie es, sich gegenseitig an den Händen zu halten. Die drei stehen um den Stamm eines Baumes und fühlen dabei seine weiche Rinde. Es ist ein Baum, den man eher aus den trockenen Wäldern Kaliforniens kennt als aus Köln: Ein Mammutbaum.

Der gewaltige Baum steht im Dünnwald, genauer gesagt: Im Arboretum in Dünnwald, ein Erlebnispfad, der Anfang der 60er-Jahre mit Bäumen und Sträuchern aus aller Welt angelegt wurde.

Ein Mammutbaum in Köln-Dünnwald von unten gesehen

Mächtig: Mammutbaum in Köln-Dünnwald

"Es ist einfach wunderschön hier. Das Vogelgezwitscher, das man hört und die Luft, ich bin einfach gerne hier", sagt Schon. Sie wohnt seit mehr als 20 Jahren in Dünnwald, einem Veedel im äußersten Nordosten von Köln. "Ich habe hier alles, was ich brauche. Ich würde hier niemals wegziehen."

Köln-Dünnwald: Natur pur

Direkt an das Arboretum grenzt ein kleiner Tierpark. Hier tummeln sich Wildschweine, Rehe und Wisente. Wer möchte, kann die Tiere sogar füttern.

Wir sind an mindestens drei Seiten von Wald umgeben. Wir haben einen riesigen Naherholungswert hier. Fabian Lagodny, Vorsitzender des Bürgervereins

Ebenfalls direkt nebenan: Das Waldbad. Im Freibad gibt es ein großes 50-Meter-Schwimmerbecken und zwei Becken für Kinder. Dazu eine Rutsche und genug Platz zum Spielen und Entspannen. Besonderes Highlight: Der kleine Mutzbach, der mitten durch das Freibad plätschert. Das Gefühl von Nachbarschaft und ein bisschen Dorf mitten in der Stadt kennen die Anwohner auch in anderen Veedeln in Köln. Zum Beispiel in Bickendorf. Dort gibt es einen eigenen Kulturpfad durchs Veedel. Was es mit dem auf sich hat, liest du hier. Aber jetzt erstmal zurück nach Dünnwald.

Gemeinschaft im Kölner Nordosten

Dünnwald ist Natur, Dünnwald ist Ausflugsziel und Dünnwald ist Gemeinschaft. "Hier gibt es viele Vereine und Gruppen, die sich für die Allgemeinheit engagieren", erzählt Schon. Wie beispielsweise der Bürgerverein in dem sich Fest und Lagodny engagieren. Vor drei Jahren hat der Verein sogar eine eigene Dünnwald-App an den Start gebracht, mit Ausflugstipps, aktuellen Infos und einem Veedelskalender.

Ein Ort, an dem die Gemeinschaft des Veedels besonders sichtbar wird, ist das "Café mittendrin". Es wird fast komplett von Ehrenamtlichen betrieben. Und von den Menschen in Dünnwald geliebt. Hier trifft sich morgens halb Dünnwald. Kein Wunder, dass sich viele Menschen hier wünschen: Das Veedel darf gerne so bleiben, wie es ist.

Aktuell ziehen viele junge Familien nach Dünnwald. Lagodny, den Ur-Dünnwälder und Vorsitzenden des Bürgervereins freut das: "Wir wünschen uns, dass die Menschen, die neu hinzukommen, Teil dieser großen Gemeinschaft hier im Stadtteil werden und dieses lebenswerte Gefühl weiterhin für alle erhalten bleibt."

Ein Klo unter Denkmalschutz

Der vielleicht ungewöhnlichste Ort in Dünnwald befindet sich in der Siedlung am Kunstfeld. Die Siedlung wurde im 19. Jahrhundert für die Arbeiter der nahe gelegenen Chemie-Fabrik gebaut. Damit ist sie die älteste Arbeitersiedlung im Rheinland. Dort steht ein in die Jahre gekommenes flaches Gebäude mit sieben dunkelgrün lackierten Holztüren. In jede Tür ist ein Herz geschnitten.

Was Dünnwald und sein spezielles Örtchen für Gabriele Schon so besonders machen

00:49 Min. Verfügbar bis 02.08.2025

Einst war dieses Gebäude die öffentliche Toilette für die angrenzende Arbeitersiedlung. Heute steht die Anlage unter Denkmalschutz. Die Dünnwälder nennen das Örtchen liebevoll "Sieben Zylinder", verrät Schon.

Das ehemalige Kloster und heutige Kirche Sankt Nikolaus in Köln-Dünnwald.

Früher Kloster, heute nur noch Kirche: Sankt Nikolaus

Noch weiter zurück in der Geschichte geht es im Kloster Sankt Nikolaus. "Das ist die Keimzelle von Dünnwald, es lohnt sich wirklich reinzugehen", sagt Schon. Sie liebt vor allem das uralte Fresko darin. Das Kloster wurde 1117 gegründet und war mal die Heimat für Nonnen, mal die Heimat für Mönche. Die letzten sind allerdings schon vor über 200 Jahren ausgezogen.

Eine Schaufensterpuppe, die das Kostüm eines Karnevalsprinzen trägt, daneben eine hängende Vitrine mit Karnevalsmützen im Karnevalsmuseum in Köln-Dünnwald.

Der Stolz der Sammlung: Ein fast 40 Jahre altes Prinzenkostüm

Natürlich darf auch in Dünnwald der Karneval nicht fehlen. Hier steht das erste und älteste Karnevalsmuseum der Stadt: "Et Hoppeditz-Hüsje". Auf engstem Raum hat der Verein "Fidele Jonge" hier rund 1000 Orden, jahrzehntealte Mützen und das Kostüm eines Karnevalsprinzen gesammelt. Ein Besuch ist gegen Spende möglich.

Über das Thema berichteten wir am 03.08.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.