Geschäftsführer Tom Thomas ist hochkonzentriert. Einer der Techniker zeigt dem 52-Jährigen die neuen Lichteffekte. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. Für jedes Event werden die passenden Lichteffekte ausgewählt. Abhängig vom Musik-Genre und Publikum. "Mach mal 'ne andere Farbe als Alternative. Jetzt mal 'nen Effekt darauf. Ich will nicht zu sehr Kirmes haben", sagt Thomas. Er ist seit 13 Jahren Geschäftsführer des legendären Kölner Clubs. Die schwarze Farbe auf einem der drei Dance-Floors ist teilweise komplett abgewetzt, ein tiefer Riss zieht sich durch den Betonboden. Die Technik in dem leicht abgenutzt wirkenden Club jedoch ist auf dem allerneuesten Stand. Besser und teurer geht es kaum.
In diesem Jahr feiert der 1500 Quadratmeter große Partypalast sein 20. Jubiläum. Jede Woche kommen pro Abend bis zu zweitausend feierwütige Elektro-Fans in den Club am Mülheimer Hafen in Köln. Erst kürzlich schaffte es das Bootshaus bei einer Umfrage des britischen Musikmagazins DJ Mag wieder unter die Top 10 der besten Clubs der Welt. Wo früher einmal tatsächlich Boote gelagert wurden, befindet sich jetzt der fünftbeste Club überhaupt. Ob David Guetta, Skrillex oder Tiesto - am DJ-Pult in Köln-Mülheim legen Weltstars auf.
Bootshaus in Köln: Club-Weltspitze
Einen großen Teil seines Erfolges verdankt der Club Ulrich Rauschenberger. Er ist der sogenannte Clubbooker im Bootshaus. Von Beginn an bucht der 50-Jährige die Auftritte. "Dieses Jahr hatten wir Alok und van Buuren da, die sind auf Platz vier und sechs der weltbesten DJs. Die letzten vier bis fünf Monate hatten wir alle hier, die Crème de la Crème der Technoszene." Allerdings kann sich Rauschenberger, der eigentlich aus dem Rock kommt, noch sehr gut an die erste Veranstaltung im Jahr 2004 erinnern. "Das war totaler Schrott, da waren 400 Leute da." Doch Rauschenberger blieb und führte das Bootshaus mit Geschick und dem richtigen Händchen an die Weltspitze der Elektro-Clubs.
"Uns hat immer viel mehr interessiert, was international passiert, nicht national und was uns gar nicht interessiert hat, war regional. Wir haben ein bisschen unser eigenes Ding gemacht", erzählt Rauschenberger. Langfristig ging diese Strategie auf. Inzwischen rufen sogar weltbekannte DJs an und fragen, ob sie auflegen können.
Ganz nah dran am DJ-Weltstar
Ein Grund dafür ist neben dem modernen Lichtdesign sicher auch die hochprofessionelle Musikanlage. Die modernste, die der Markt aktuell zu bieten hat. Den Preis will Marketingchef Niclas Aigner nicht verraten, nur so viel: "Das Bootshaus ist einer der wenigen Clubs, die direkt mit dem Hersteller zusammengearbeitet haben. Es gab mehrere Messungen, die Anlage ist also perfekt abgestimmt auf die Räumlichkeit hier." Es ist das Zusammenspiel aus Licht, Sound und den Gästen, das diese besondere Energie schafft. Was für eine, davon zeugt der lange, tiefe Riss durch den Betonboden.
Aigner war mit 18 Jahren zum ersten Mal als Gast im Bootshaus und machte dann seine Ausbildung hier. Für ihn ist das Bootshaus ein ganz besonderer Ort. "Diese Nähe zu den Künstlern, die hast du sonst nirgendwo. Hier geht es rein um die Musik, hier gibt es keinen klassischen VIP-Bereich oder Sonstiges. Entsprechend kommen hier Leute aus allen Schichten von 18 bis 50 Jahren zusammen und feiern die Musik." Nur wer aggressiv ist, kommt nicht rein. Ansonsten gibt es keine Einlassbeschränkung oder einen Dresscode.
40 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für den Erfolg des Clubs. Die Zeit fürs Mitfeiern ist bei Rauschenberger und Thomas jedoch vorbei. "Manchmal wippe ich ein bisschen mit, aber mehr ist nicht mehr drin in dem Alter", sagt Tom Thomas und lacht.
Über dieses Thema haben wir am 29.11.24 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.