"Was viele nicht wissen: Man macht die ganze Praline verkeht herum. Also man bemalt erst, dann kommt die Schokolade, die Füllung und wieder die Schokolade", sagt Pauline Decker während sie beherzt in der flüssigen Kakaobutter rührt, um die Masse herunterzukühlen. Es müssen genau 33 Grad sein.
In der Küche der 20-Jährigen in Solingen wird eines schnell klar: Hier ist eine Perfektionistin am Werk. Hier geht es nicht einfach um Schokolade, es geht um Kunstwerke. Mittlerweile ist daraus ein Geschäft geworden. Begonnen hat ihre Leidenschaft für Pralinen im ersten Lockdown der Corona-Pandemie. Vor allem auf Instagram hat sie sich Tipps und Tricks geholt. Doch der Autodidaktin war schnell klar: Das ist nicht genug. Und so folgte ein einmonatiger Kurs bei einem Chocolatier in Belgien. Dem Land, in dem Pralinen quasi zur Lebenskultur gehören.
Hobby wird zum Geschäft
Mittlerweile hat sich ihr Hobby zum Beruf entwickelt. Allein kurz vor Ostern hat Decker etwa 5000 Pralinen hergestellt - jeder Schritt in Handarbeit. In Solingen, sagt sie, dürfte sie damit wohl die einzige sein, die Pralinen so herstellt. "Bei der Logistik hilft mir meine Mutter, etwa beim Verpacken angeht oder bei der Webseite."
Doch die Herstellung der Pralinen lässt sich die 20-Jährige nicht nehmen. "In der Küche bin ich am liebsten alleine. Vor allen Dingen wenn ich viel zu tun habe. Dann darf ich auch nicht gestört werden." Und so leicht könnte ihr dabei auch niemand aus der Familie helfen, denn für perfekte Pralinen muss man sich an Regeln halten.
Regeln, die Decker bei dem belgischen Chocolatier gelernt hat. "Am Anfang habe ich einfach Schokolade geschmolzen und gedacht: Da ist es jetzt. Aber das ist es noch lange nicht." Denn für einen perfekten Look ist der Glanz entscheidend, und der entsteht durch die perfekte Temperatur der Schokolade. Aber nicht nur die Temperatur ist wichtig, sondern auch der Weg dahin.
"Beim Temperieren geht man die Temperierkurve entlang. Das heißt, bei dunkler Schokolade muss die Temperatur erstmal hoch, dann wieder runter, und wieder hoch bis sie 32 Grad hat." Dann bekommen die Pralinen nicht nur Glanz, sondern sie lösen sich quasi wie selbst aus der Form.
Mit einem stolzen Grinsen sagt die Decker beim Umdrehen der Pralinen, dass sich ihr Glanz schon sehen lassen kann. Und nicht nur der Glanz, auch das Design jeder einzelnen Praline ist liebevoll dekoriert worden. Dieser Prozess nennt sich "schminken".
Dabei ist ihr Anspruch, dass sich im Design auch der Geschmack wiederfindet. 20 Geschmackssorten bietet Decker in ihrem Shop an darunter Limette, Cheesecake, Maracuja oder Kaffee-Whiskey.
New York oder doch Sportmanagement
Eigentlich studiert Decker Sportmanagement. Nächstes Jahr im Februar ist sie fertig. Doch wenn die junge Frau in die Zukunft schaut, zieht es sie Richtung Pralinen. Das nächste große Ziel hat sie schon vor Augen: "In New York habe ich meinen Lieblingspralinen-Laden entdeckt und da könnte ich mir gut vorstellen, mal zu arbeiten." Dort gibt es sogar Pralinen mit Soja-Soße.
So schmeckt NRW sonst noch
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 03.04.2023: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19:30 Uhr.