An den Wohnzimmer-Wänden von Elisabeth Rüterbories hängen viele gerahmte Fotos. Manche in Farbe, andere in schwarz-weiß. Zeugnisse ihres Lebens. Ein Leben, das bemerkenswert lang ist. Länger, als das von vielen anderen Menschen.
In Deutschland liegt die Lebenserwartung heute laut Statistischem Bundesamt für Frauen bei 83 Jahren, bei Männern bei 78,2 Jahren. Menschen werden dabei im Schnitt seit Jahren immer älter. Trotzdem sind Menschen über 100 vergleichsweise selten. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund 26.000, ein Großteil davon Frauen. Die meisten von ihnen werden allerdings nicht wie Elisabeth Rüterbories 110. Das schaffen nur sehr wenige Menschen. Die Forschervereinigung Gerontology Research Group schätzt, dass es weltweit gerade einmal 300 bis 400 sind.
110 Jahre voller Erinnerungen
In Rüterbories Geburtsjahr 1915 lag die Lebenserwartung für Frauen noch bei 50 Jahren. Damals hatte Deutschland einen Kaiser, seit einem Jahr tobt der Erste Weltkrieg. Es folgen die Weimarer Republik, die Goldenen Zwanziger, Nazi-Deutschland, der Zweite Weltkrieg, Westdeutschland, Wiedervereinigung.
Trotz ihres hohen Alters wirkt Rüterbories sehr klar, wenn sie darüber spricht, wie sie als kölsches Mädchen in der Stadt am Rhein zur Schule ging. Damals wollte sie Abitur machen und studieren. Doch dazu fehlte das Geld. Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin. Kurz darauf lernte sie ihren Mann beim Tanzen kennen.
Rüterbories erzählt, wie sie ihren Mann kennengelernt hat. 00:13 Min.. Verfügbar bis 19.01.2027.
1939 heiraten die beiden. Kurz danach ist es vorbei mit dem jungen Glück. Rüterbories Mann muss in den Krieg und wird dort gefangen genommen. Sie ist mit den beiden kleinen Töchtern auf sich allein gestellt.
Zuerst lebt sie in Bonn, flieht gegen Kriegsende in den Osten, wo es sicherer sein soll als im Rheinland. Als die russische Armee anrückt, kehrt sie zurück in ihre alte Wohnung in Bonn-Endenich. Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkommt, ziehen sie gemeinsam nach Rheinbach. Dort lebt Rüterbories bis heute. Ihr Mann ist seit über 30 Jahren tot.
Tipps einer 110-Jährigen für ein langes Leben
Mittlerweile ist ihr Leben ruhiger geworden. Und das gefällt Rüterbories.
"Mir gefällt, dass man nicht mehr so viel Pflichten hat. Und auch mal sitzen kann und nichts tun." Elisabeth Rüterbories
Auch wenn ihr Leben ruhig ist, ist es nicht einsam. Dafür sorgen allein schon ihre sieben Kinder, 22 Enkel und 36 Urenkel. "Ich freue mich, wenn sie kommen", sagt sie. "Aber ich freue mich auch, wenn sie wieder gehen", ergänzt sie und lacht. Schließlich muss auch genug Zeit für eine Tasse Tee bleiben, den trinkt sie am liebsten. Es sei eine der Routinen, die ihr geholfen habe, im Alter fit zu bleiben.
Elisabeth Rüterbories Tipps für ein fittes Leben. 00:11 Min.. Verfügbar bis 19.01.2027.
Bis heute lebt sie in ihrer eigenen Wohnung, zusammen in einem Haus mit ihrer Schwiegertochter und ihrem jüngsten Sohn, der 67 Jahre alt ist. Rüterbories ist sich sicher, dass sie im Seniorenheim schon verstorben wäre. Ihre Selbstständigkeit aber halte sie am Leben.
Über dieses Thema haben wir auch am 10.01.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.