Heimat auf dem Teller: Natias georgisches Restaurant in Düsseldorf
Stand: 11.10.2024, 17:01 Uhr
Mit 19 Jahren kommt Natia Torchinava ganz alleine als Au-pair aus Georgien nach Düsseldorf. Fünf Jahre später eröffnet sie ein eigenes Lokal mit georgischer Küche.
Von Cordula Krell (Text) und Peter Scharf (Multimedia)
Als Natia Torchinava 2022 ihr Restaurant eröffnet, besteht ihr kompletter Tag aus Arbeit. Während der Corona-Pandemie findet sie nur schwer Personal. Bis 3 Uhr nachts steht sie alleine in der Küche und spült. Am Vormittag sitzt sie am Schreibtisch und erledigt den Papierkram. "Da habe manchmal geweint, wenn ich die Nacht durchgearbeitet hatte", erzählt die heute 27-Jährige.
In Düsseldorf verliebt
2017 kommt Torchinava als Au-pair-Mädchen nach Düsseldorf. Damals ist sie 19 Jahre alt. Über die Stadt weiß sie nicht allzu viel. Sofort verliebt sie sich in die Metropole am Rhein und in die Menschen dort. Sie bleibt und macht ihr deutsches Abitur. Parallel jobbt sie in einem georgischen Lokal, wird dort Küchenchefin und beschließt, selbst ein Restaurant zu eröffnen. Als sie das "So Re" im Düsseldorfer Stadtteil Flingern eröffnet, ist sie 24 Jahre alt.
Heute steht Natia Torchinava in ihrer Küche und fischt eine Teigtasche aus dem heißen Wasser. "Khinkali mit Besteck essen? Ne, das gibt es nicht", sagt sie. "Das ist ein No-Go." Khinkali, so heißen die georgischen Maultaschen, die mit Hackfleisch und Brühe gefüllt sind. Jeden Tag testet die Köchin die erste Portion selbst. Sie hat ein besonderes Ritual, sie zu essen. "Du beißt einfach an der Seite ab. Die Brühe saugst du raus oder trinkst sie wie einen Espresso."
Botschafterin für Georgien
Auberginenröllchen auf Maisplätzchen, Huhn in Brombeersoße und Khinkali stehen zum Beispiel auf der Speisekarte. Die Gewürze kauft sie in ihrer georgischen Heimat und verbindet das mit einem Besuch bei Familie und Freunden.
Kochen ist für sie mehr als ihr Job. Die Restaurantchefin sieht sich als Botschafterin ihrer georgischen Heimat und möchte den Menschen in Düsseldorf ihre Kultur näherbringen. Viele Kunden wussten zu Beginn überhaupt nichts über die georgische Küche. Das hat sich geändert, inzwischen gibt es einige Stammkunden.
"Georgien ist das Land, in dem ich geboren bin und wo ich 18 Jahre lang gelebt habe. Deutschland ist das Land, in dem ich angefangen habe, alles alleine zu machen und es selber zu schaffen", sagt die 27-Jährige. Sich in zwei Ländern zu Hause zu fühlen, ist für sie "ein großes Privileg".
Über dieses Thema haben wir auch in der ARD am 10. September 2024 berichtet: Alles außer Kartoffeln.