Eine Hand hält ein Foto von einem Biber

Biber-Fieber im Hammerbachtal: Ein ganzes Dorf sucht nach "Hardy"

Höxter | Heimatliebe

Stand: 12.11.2024, 17:09 Uhr

Das Hammerbachtal im Kreis Höxter hat einen neuen Bewohner. Nach 200 Jahren ist hier der erste Biber gesichtet worden. Auf Spurensuche mit Förster Jan Preller.

Von Hanna Makowka, (Text) und Cornelia Böcker (Multimedia)

Jan Preller hat auf dem Waldboden etwas entdeckt. Mit seinem hellbeigen Hemd und der braunen Hose ist er sofort als Förster zu erkennen. Zwischen den herbstlich gefärbten Blättern liegt ein größerer Ast, den er sorgfältig aufhebt und begutachtet. Preller ist an diesem Tag in Hardehausen im Hammerbachtal unterwegs. Angenagte Bäume, Holzspäne auf dem Boden - man muss genau hinschauen, aber das geschulte Auge von Preller erkennt sofort: Das kann nur ein Biber gewesen sein.

Förster Jan Preller zeigt Biber-Spuren

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Für Preller sind die Spuren eine kleine Sensation. Der Biber lebt schon seit Millionen von Jahren in Europa. In Nordrhein-Westfalen verschwand er allerdings im Laufe des 19. Jahrhunderts, bis Mitte des 20. Jahrhunderts galt er europaweit fast als ausgerottet. Der Grund: Die Tiere wurden wegen ihres Fells und Fleisches gejagt.

1981 fiel mit einem Wiederansiedlungsprojekt in der Eifel der Startschuss für die Rückkehr des Bibers in NRW, ein weiterer Versuch folgte 2002 am Niederrhein. Mittlerweile breitet sich der Biber in der Region entlang der Flüsse von alleine aus. Laut BUND gibt es aktuell schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Tiere in ganz NRW.

Ein Biber namens Hardy

Preller durchkämmt weiter das Hammerbachtal auf der Suche nach weiteren Spuren. Durch Hinweise von Anwohnern hatte der Förster erfahren: auch hier im süd-östlichsten Teil von Ostwestfalen-Lippe hat sich ein Biber niedergelassen. Rund ums Wasser sei "etwas Komisches passiert", meinte ein Spaziergänger. Kurz danach entdeckt Preller das Tier selbst. Doch der Nager macht alles andere als einen fitten Eindruck. "Der lag da einfach und schlief." Preller ruft in einer Wildtierstation an und versucht, das Tier zu retten.

Ich hatte schon ein Biber-Krankenzimmer reserviert. Jan Preller, Förster

Doch der Biber flieht ins Wasser. Zwei Tage später schaut Preller noch einmal nach ihm. "Da lag er einen Busch weiter", erinnert sich der Förster. "Er hatte seine Schnute offen und zeigte seine gelben Zähne. Ich dachte: Jetzt ist er tot." Aber das Tier wird wach und richtet sich auf. Es scheint ihm gut zu gehen. Preller gibt ihm den Namen "Hardy", benannt nach seinem Wohnort Hardehausen.

Sogar ein Foto und ein kurzes Video konnte er von Hardy machen. Ein besonderes Geschenk für seine Arbeit - denn der Förster ist auch Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof. "Ich freue mich, denn wir sind eine Umweltbildungseinrichtung und man kann über den Biber wunderbar berichten und die Leute mitnehmen."

Alle sind im Biber-Fieber

Mit einem ausgedruckten Foto von Hardy erklärt Preller einem Jungen und einem Mädchen, die mit ihren Eltern im Wald unterwegs sind, alles über den Biber. Dem Förster ist wichtig, schon die Kleinen für die Natur und dieses besondere Tier zu begeistern - so wie er selbst davon begeistert ist. "Ich bin ein bisschen im Biber-Fieber", gesteht der Förster und lacht.

Förster Jan Preller erklärt Kindern mit Hilfe eines Fotos im Wald etwas über einen Biber

Förster Jan Preller möchte Kinder für die Natur begeistern

Preller hat sich sogar ein Biber-Spiel ausgedacht, bei dem kleine Holz-Biber im Wald gesucht werden. So bekommen Spaziergänger und Interessierte ein Gespür für den neuen Mitbewohner, während der echte Biber trotzdem seine Ruhe im Hammerbachtal hat.

So sieht "Hardys" neue Heimat von oben aus

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Preller erklärt den Kindern: "Der Biber gestaltet wie keine andere Art seine Landschaft. Da, wo er hinkommt, macht er es sich so, wie er es braucht." Dass der Biber es sich bequem macht, wäre aber nicht nur für den Biber von Vorteil. "Die Biodiversität steigt dadurch sprunghaft, aber auch für die Klimaveränderung ist das eine Hilfe." Ein Biber im Hammerbachtal - in vielerlei Hinsicht also etwas ganz Besonderes.

Über dieses Thema haben wir auch am 23.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit OWL, 19.30 Uhr.