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72 Stunden Ehrenamt: Jugendliche bauen sich eigenen Treffpunkt
Stand: 27.04.2024, 10:03 Uhr
Hämmern, sägen, baggern und was Gutes für die Gemeinschaft tun: Eine Gruppe von Jugendlichen aus Kamp-Lintfort ist bei der 72-Stunden-Aktion des BDKJ dabei. Sie haben einen ambitionierten Plan. Aus einem alten Lkw-Auflieger soll ein mobiles Jugendheim werden.
Von Chadia Hamadé
Auf dem Gelände der evangelischen Gemeinde im Ortsteil Hörstgen in Kamp-Lintfort wird gehämmert, gebohrt und gesägt. Nico Loos ist mittendrin. Der 18-Jährige vermisst Holzlatten und berechnet den Abstand für die Bohrlöcher. Vier Fensterrahmen sollen daraus für den Innenraum des geplanten Jugendheims entstehen.
Nico Loos packt in Hörstgen mit an
Über 30 Kinder und Jugendliche packen mit an und wollen aus einem alten, über 15 Meter langen Lkw-Auflieger einen neuen Treffpunkt machen. Die Gruppe hat sich unter einem blauen Pavillon eine kleine Werkstatt aufgebaut. Eine Kreissäge, eine Bierbank zum Bohren und viel Baumaterial liegen bereit. Doch die Zeit sitzt ihnen im Nacken. Innerhalb von drei Tagen soll das mobile Jugendheim fertig sein.
Der Lkw-Ausbau im Zeitraffer
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Die Gruppe nimmt an der 72-Stunden-Aktion des BDKJ (Bund der Deutschen katholischen Jugend) teil. Unter dem Motto "Uns schickt der Himmel" beteiligen sich bundesweit 2.700 Gruppen. Auch die Pfadfinder oder wie hier in Hörstgen die evangelische Jugend sind dabei. Sie alle wollen das Miteinander stärken und das Ehrenamt in den Fokus rücken. Nach 2013 und 2019 findet die Aktion in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Allein in NRW beteiligen sich rund 650 Aktionsgruppen.
Gemeinschaft ist Familiensache
Bei einer davon macht Nico mit. Eigentlich steckt er gerade mitten im Abiturstress. In zwei Wochen steht die Matheprüfung an. Für ihn ist die Aktion heute aber eine willkommene Abwechslung zum Lernstress. "Ich kann nicht nur zu Hause am Schreibtisch sitzen. Hier mache ich auch noch was Sinnvolles für die Gemeinschaft." Während er weiter die Holzlatten für die Fenster zurechtsägt, spannt seine Schwester Celine einen schwarzen, samtweichen Bezug über zwei zusammengenagelte Europaletten. Eine Spanplatte dient als Rückenlehne für die zukünftigen Sofas.
Celine Loos ist mit Freude beim Ausbau dabei
"Durch die Aktion wachsen wir als Team zusammen und am Ende entsteht einfach was richtig Cooles," sagt Celine. Die Schülerin geht zurück in eine kleine Garage, wo noch fünf weitere Sofas bezogen werden müssen.
Rückzugsort für die Jugendlichen
Vor zwei Monaten hat die Gemeinde, die gerade mal aus 60 Mitgliedern besteht, den Lkw-Auflieger bekommen. Bezahlen mussten sie nichts dafür. Allerdings gibt es mit dem Spender eine Absprache: So viel, wie in einen Auflieger dieser Größenordnung hineinpasst, muss mit Lebensmittelspenden für die Ukraine gefüllt werden. Diese Aktion steht als nächstes auf ihrem Plan. Jetzt fehlen noch ein paar letzte Handgriffe beim Ausbau des Lkw-Aufliegers.
Gegen Abend wird bereits der Teppich ausgerollt. Nico schneidet die Kanten mit einem Messer gerade ab. "Wir haben es gleich geschafft. Das sieht schon gut aus", sagt Nico. Nachdem die Truppe auch die Sofas aus Europaletten in den Raum gewuchtet hat, erinnert schon fast nichts mehr an den Lkw-Auflieger. Und dann passiert, was bei jedem guten Umzug passiert: Gemeinsam bestellen sich die Kinder und Jugendlichen eine Pizza. Endlich entspannen im neuen Jugendtreff.
Über dieses Thema haben wir am 20.04.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.