Grellweiße und blaue Funken fliegen beim Schweißen des Gehäuses aus Aluminium. Entwickler Bernd Schatten weiß genau, was er tut. Der gelernte Zweirad-Mechanikermeister ist schon lange auf den Umbau von Quads spezialisiert. In der großen Werkstatthalle hat er schon so manches Action-Fahrzeug zu einem Einsatzfahrzeug umgebaut.
Das Mini-Rettungsfahrzeug muss geländegängig sein und soll 600 Kilo Eigengewicht nicht überschreiten. Ehrenamtliche Helfer des Bundesverband Rettungshunde (BRH) aus Hünxe haben ihm geschildert, was sie bei der Flut im Ahrtal erlebt haben: Tote, Verletzte, Trümmer, Schlamm - selbst als die Wassermassen abflossen, blieben Menschen eingeschlossen in ihren Häusern. Immer wieder wurde es zur Herausforderung, mit den schweren Fahrzeugen schnell und nah an die Verletzten heranzukommen.
Schnell war Bernd Schatten klar, wie eine Lösung aussehen könnte: "Das Fahrzeug muss klein und wendig sein, Kranke und Verletzte transportieren können. Es braucht Licht für Nachteinsätze, Blaulicht, Martinshorn und es muss Material transportieren können". Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen vom BRH entwickelte er ein leichtes, geländetaugliches und voll funktionsfähiges Spezialeinsatzfahrzeug. Natürlich aus dem Gerüst eines Quads.
Ein Verletzter, drei Retter und ein Hund
Mit einem Gabelstapler wird in Schattens Werkstatt der Spezialaufbau auf das umgebaute Quad aufgesetzt und sicher montiert. Bisher einzigartig: Der Mini-Rettungswagen ist maßgeschneidert für den Liegendtransport. Er bietet Platz für eine spezielle, zwei Meter lange Trage. Mit diesem sogenannten Spineboard können die Rettungskräfte unter anderem Wirbelsäulenverletzte sicher bergen und transportieren. "Wir suchen mit Rettungshunden nach vermissten Personen in Waldgebieten, nach Demenzkranken und suizidgefährdeten Menschen", sagt Diana Flur vom BRH. "Wir suchen aber auch nach Kindern, die sich mit ihren Eltern gestritten haben und weggelaufen sind. Oder etwa nach einem Pilzsammler, der nicht mehr nach Hause findet."
Neben dem Verletzten ist hinten auf zwei Klappstühlen noch Platz für Ersthelfer, vorne sitzt der Fahrer. Bei Naturkatastrophen kann das Quad höher aufgebockt werden. Außerdem ist es stärker gefedert, als die normalen Einsatzwagen und damit ideal für schwierige Gelände und Einsätze in Erdbebengebieten. Für den Rettungshund ist hinten bei den Einsatzkräften auch noch Platz. Denn das Quad kann ihn direkt an seinen Einsatzort bringen.
31 Mini-Feuerwehr-Quads hat Schatten mit seinem Team bereits gebaut, 60.000 Euro kostet eines davon. Finanziert werden sie nach der Ahrtalflut über Spenden, die der BRH und die Aktion "Deutschland hilft" gesammelt haben. Gut 2,4 Millionen Euro sollen in Zukunft den Einsatz der Rettungskräfte einfacher machen, unter anderem mit den Quads. Drei davon sind inzwischen schon in Hünxe beim BRH stationiert. Auch die Feuerwehr ist interessiert.
Rettungs-Quad für verschiedene Hilfsorganisationen
Der Rettungs-Quad ist auch für andere Hilfsorganisationen gedacht. "Wir haben immer wieder Feedback von verschiedenen Feuerwehrleuten geholt und mit Helfern vom Technischen Hilfswerk gesprochen, damit wir so viele Einsatzbereiche wie möglich abdecken können", sagt Bernd Schatten.
Über dieses Thema haben wir auch am 11.04.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.