Notarzt Frank Marx steht in einem Arztpraxis-Mobil und bereitet sich auf die Sprechstunde vor

Mobile Arztpraxis für Obdachlose

Wesel | Ehrenamt

Stand: 03.01.2024, 16:18 Uhr

Notarzt Frank Marx von den Maltesern hat sein Herzensprojekt in die Tat umgesetzt. Dreieinhalb Jahre hat der 64-Jährige, der hauptberuflich im Krankenhaus als Anästhesist tätig ist, für eine mobile Arztpraxis gekämpft.

Von Birgit Pasz

Das Arztmobil der Malteser rollt an. Es regnet in Strömen. Frank Marx und sein Team bauen noch schnell hier in Wesel auf dem Franz-Etzel-Platz einen Pavillon auf, damit die Patienten nicht im Regen stehen müssen. In zehn Minuten beginnt die Sprechstunde für Menschen, die nicht krankenversichert sind.

Notarzt Frank Marx erklärt, wobei die mobile Arztpraxis helfen kann

00:16 Min. Verfügbar bis 03.01.2026

Seit einigen Wochen behandelt Marx in Wesel montagnachmittags wohnungslose und obdachlose Menschen. Zwei Sanitäter und ein Pfleger unterstützen den Arzt. Sie alle arbeiten hier ehrenamtlich. 35.000 Euro haben die Malteser für die rollende Praxis bereitgestellt.

Malteser in Wesel

Die ersten Aktivitäten der Malteser zum Wohle der Stadt Wesel gab es schon vor mehr als 700 Jahren. Seit 1961 sind die Malteser in der Hansestadt Wesel in ihrer heutigen Form aktiv. Angefangen hatte alles mit einem Erste-Hilfe-Kurs bei den Pfadfindern. Die Malteser haben Angebote für junge und ältere Menschen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Katastrophenschutz und im Sanitätsdienst bei Veranstaltungen.

In der kleinen mobilen Praxis fragt keiner nach einem vereinbarten Termin oder nach der Krankenkassenkarte. Für Marx und seine Helfer steht die unbürokratische medizinische Hilfe im Mittelpunkt. "Viele Menschen, die hierherkommen, würden eine allgemeine Arztpraxis nicht betreten", sagt Marx. "Wir sind froh, dass wir uns jetzt um diese Leute kümmern können."

Wie in einem normalen Behandlungszimmer

Die rollende Praxis steht für alle gut sichtbar vor dem Eingang zum Bahnhof. Eine kleine Treppe führt von außen direkt ins Behandlungszimmer. Hier steht eine Liege, medizinische Untersuchungsgeräte und Medikamentenschränke. Salben, Medikamente und Verbandsmaterial haben die Malteser von Spendengeldern gekauft.

Eine junge Frau kommt herein. Sie erzählt, dass sie in einer Weseler Obdachlosenunterkunft lebt. Die Frau klagt über Schmerzen im Gesicht. Sie glaubt, dass ihr jemand die Nase gebrochen hat.

Marx bei der Behandlung einer Patientin

00:25 Min. Verfügbar bis 03.01.2026

Die Nase ist zum Glück nicht gebrochen. Die Patientin erzählt, dass sie im letzten Jahr über 100 Kilo abgenommen hat. Marx empfiehlt ihr in einer Woche noch einmal zu kommen. Er will ihr dann Blut abnehmen und es in einem Weseler Krankenhaus-Labor untersuchen lassen. "Die Kooperation mit den örtlichen Krankenhäusern klappt gut", sagt er. "Solche Untersuchungen werden aus Spendenmitteln bezahlt, oder die Krankenhäuser untersuchen das Blut kostenfrei."

Die mobile medizinische Hilfe ist in Wesel noch Neuland

"Die meisten Obdachlosen kommen mit Husten oder offenen Wunden", sagt Marx. "Noch ist die Zahl der Patienten überschaubar", erzählt der Mediziner. "Dass wir montagnachmittags hier vor Ort sind, muss sich erst noch herumsprechen. Die Wohlfahrtsverbände und die Stadt sind über das Angebot informiert, damit sie in ihren Einrichtungen darauf hinweisen können."

Drei Männer stehen vor einer mobilen Arztpraxis und lächeln in die Kamera

Sebastian Westerdick, Markus Waclawik und Udo Kampes freuen sich darüber, Obdachlosen helfen zu können

Malteser suchen noch freiwillige Helfer

Gerne würde Marx sein Team erweitern. "Als Arzt bin ich noch Einzelkämpfer", sagt er. Der Mediziner hofft, dass sich in Zukunft auch andere Ärzte ehrenamtlich am Projekt beteiligen werden. "Auch Pflegepersonal und Fahrer, die das Auto mit dem Anhänger fahren können, sind hier sehr willkommen", so Marx.

Mithelfen?

Interessenten, die bei dem Projekt "Mobile Medizinische Hilfe" mitmachen wollen oder es durch Spenden unterstützen möchten, können sich an Frank Marx wenden, per Mail unter frank.marx@malteser.org.

Über dieses Thema haben wir auch am 23.11.2023 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Duisburg, 19.30 Uhr.