Zwei spielende Kinder in bunten Jacken, eines lacht in die Kamera

Wenn der Kita-Alltag zur Hürde wird - und jemand die richtige Brücke baut

Euskirchen | Füreinander

Stand: 18.03.2025, 12:54 Uhr

Ein strukturierter Tagesablauf, verständnisvolle Erzieher, gezielte Unterstützung - für Lars hat sich in seiner Kita im Kreis Euskirchen viel verändert. Doch der Weg des 5-Jährigen war nicht einfach. Was eine Inklusionshelferin für ihn getan hat und warum ihre Arbeit immer wichtiger wird.

Von Svenja Smolarek

Mit vorsichtigen Schritten balanciert Lars einen Holzstamm entlang. Als er am Ende angekommen ist, springt er runter und rollt sich durch den Rindenmulch. Dass der 5-Jährige so befreit in der Kita spielen kann, schien eine Zeit lang beinahe unmöglich. Lars hatte Probleme mit anderen Kindern, ließ sich schnell ablenken und war überfordert. Doch seit Andrea Detampel ihm und der Kita hilft, kann Lars wieder Kind sein.

Euskirchen: Damit Kinder wieder Kinder sein können

Detampel ist systemische Kinder- und Jugendtherapeutin im Kreis Euskirchen. Als sogenannte Inklusionshelferin betreut sie seit vier Jahren Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren, die zum Beispiel eine körperliche oder geistige Behinderung haben. Aber nicht nur. Auch Kinder mit emotionalen und sozialen Herausforderungen bekommen Hilfe von der 45-Jährigen. In den Kitas im Bundesland betrifft das immer mehr Kinder. Denn in NRW betreuen laut Ländermonitor Frühkindliche Bildung rund 60 Prozent der Kitas Kinder mit Eingliederungshilfen. Detampel will den Familien Möglichkeiten aufzeigen, wie sie Dinge für sich und ihre Kinder verändern können, um gemeinsam einen entspannteren Alltag zu haben.

Warum Andrea Detampel ihren Job liebt 00:41 Min. Verfügbar bis 19.03.2027

Während Lars draußen in der Sonne spielt, sitzt Andrea Detampel mit den Erzieherinnen und Lars' Mutter drinnen an einem hellen Holztisch. Detampel führt heute ein Reflexionsgespräch in einer Zülpicher Kita. Seit gut einem halben Jahr ist Lars hier. Detampel hat gemeinsam mit Eltern und Erziehern eine Struktur für Lars erarbeitet und Tipps gegeben, die allen den Alltag erleichtern. "Wenn ich gerufen werde", sagt Detampel, "dann liegt irgendein Problem vor. Gemeinsam mit den Familien versuche ich das zu lösen. Ich sehe dann ganz oft tolle Entwicklungsverläufe bei den Kindern."

Wenn die eigenen Erwartungen zur Herausforderung werden

Dem Jungen fällt es manchmal schwer auszudrücken, wenn er sich in einer Situation nicht gut fühlt. Oder wenn die Reize, die von außen auf ihn einströmen, zu viel für ihn sind. Schnelle Übergänge zwischen zwei Terminen sind eine Herausforderung. Es ist wichtig, Zeit dazwischen einzuplanen. Die Signale von Lars in diesen Momenten richtig zu verstehen, war auch für seine Erzieher ein Lernprozess.

Im Reflexionsgespräch berichten die Erzieherinnen, wie sich Lars in der Kita verhält 01:16 Min. Verfügbar bis 19.03.2027

Detampel ist als Inklusionshelferin im Kreis Euskirchen nicht auf sich allein gestellt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Martina Köstner hat sie sich inzwischen mit verschiedenen Trägern im Kreis gut vernetzt. Sie treffen sich in regelmäßigen Abständen mit Vertretern vom Deutschen Roten Kreuz, Krankenkassen oder dem SPZ. Gemeinsam können sie mehr bewirken, glaubt Detampel. Familien soll der Zugang zu dem kostenlosen Angebot möglichst leicht gemacht werden. Daher müssen sie auch keine Anträge stellen.

"Eltern haben häufig eine bestimmte Vorstellung, was das bedeutet, ein Kind zu haben. Davon müssen sie aber Abschied nehmen, wenn ihr Kind besondere Herausforderungen hat. Das anzunehmen ist ein wichtiger Schritt für die Eltern, der oft schwierig ist. Dabei wollen wir gerne begleiten", erklärt Detampels Kollegin Köster ihre Aufgabe.

Durch die Beratung ist das Miteinander wieder für alle leichter geworden | Bildquelle: WDR / Svenja Smolarek

Bei Lars und seiner Familie haben sie das geschafft. Der Junge spielt inzwischen nicht nur gerne mit anderen Kindern in der Kita, er sei auch zu Hause ruhiger geworden, sagt seine Mutter Miriam Wegner: "Wir merken, dass der neue Kindergarten ihm richtig gut tut. Er ist viel ausgeglichener, wenn er nach Hause kommt. Er kann dann auch mal ein Buch lesen und sich für sich beschäftigen. Das war vorher nicht möglich."

Über dieses Thema haben wir auch am 04.02.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.