Ein Herz gegen den Schmerz
Rhein-Kreis Neuss | Füreinander
Stand: 06.11.2024, 16:34 Uhr
Sie sind 30 Zentimeter groß, aus buntem Stoff genäht und mit ganz viel Liebe gefüllt: Die Herzkissen der Initiative "Herzen gegen Schmerzen" aus Dormagen sollen Brustkrebspatientinnen nach den Operationen gleich doppelt helfen: ganz praktisch, aber auch emotional. Unsere Autorin hat die Ehrenamtlichen bei einem Nähvormittag begleitet.
Von Lena Breuer
"Mädels, wir haben einiges vor. Wir müssen heute alle Kissen hier befüllen und mindestens 50 neue nähen", ruft Uschi Hellmich den anderen Frauen im kleinen Stoffgeschäft "Emmeline" in Neuss zu. Rund 30 Frauen drängen sich zwischen bunten Stoffballen, Nähmaschinen und säckeweise Füllwatte. In der Mitte steht die 63-jährige Hellmich, schlank, ihre graubraunen Haare trägt sie kurz, eine schwarze Brille auf der Nase. "Lasst uns anfangen!", ruft sie fröhlich und sofort beginnen die Frauen mit der Arbeit.
Jedes Herz wird individuell gefertigt
Über 1000 Herzen haben die Frauen rund um Uschi Hellmich seit 2013 genäht und in den Krankenhäusern der Region abgegeben. Denn die Herzen sehen nicht nur schön aus, die betroffenen Frauen können damit nach der Operation ihre OP-Wunden entlasten. Die 63-Jährige arbeitet eigentlich als freie Texterin, das Ehrenamt ist eine Herzensangelegenheit.
Uschi Hellmich erzählt, wie es mit den Herzkissen angefangen hat.
00:22 Min.. Verfügbar bis 06.11.2026.
Durch die Herzform passen die Kissen perfekt in die Achselhöhle, sodass die OP-Wunde und die Brustmuskulatur entlastet werden. "Außerdem zeigen wir mit jedem Herzen: Wir denken an dich. Du bist nicht allein. Dadurch, dass das keine Massenproduktion ist, ist jedes Herz wirklich ein ganz individuelles Geschenk", erklärt Hellmich. "Und das ist oft viel wichtiger, als Schmerzmittel."
Die Kissen entlasten die OP-Wunde, sind aber vor allem eine emotionale Unterstützung
In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 70.000 Frauen und 700 Männer an Brustkrebs, in vielen Fällen kommt es neben der Chemotherapie zu einer Operation, bei der Teile des Brustgewebes entnommen werden. Und genau hier helfen die stützenden Kissen.
Ein herziges Erfolgskonzept
Die Idee stammt von einer Krankenpflegerin aus Amerika und ist mittlerweile weltweit verbreitet. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es viele Initiativen, wie die von Uschi Hellmich. Den Stoff für die Kissen finanzieren die Frauen selbst und sie werden durch Spenden unterstützt, damit die Kissen für die Patientinnen kostenlos bleiben.
Uschi Hellmich bringt ein Herzkissen persönlich ins Krankenhaus
Im Stoffladen in Neuss ist es fröhlich laut, in einer Ecke werden die Kissen gestopft, am Tisch neue Herzen genäht. "Ich bin großer Fan vom Ehrenamt", erklärt Hellmich, während sie eine neue Tüte mit fertigen Herzen packt. "Wir haben hier eine gute Zeit miteinander, alle lieben das Nähen - und gleichzeitig machen wir anderen eine Freude. Was kann es besseres geben?"
Über dieses Thema haben wir auch am 26.10.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit am Samstag, 19.30 Uhr.