Strahlender Sonnenschein fällt auf die Grünanlage des Friedhofs in Mönchengladbach und trotzt der frischen Herbstluft, die in der Stadt Einzug gehalten hat. Auch Helga und Klaus Hackemann lassen sich von dem kühlen Wetter nicht abschrecken. Ausgestattet mit Winterjacken, Mützen und guter Laune wollen sie auf dem Friedhof das Grab ihres Freundes Peter besuchen. Dabei ist der Friedhofstaxifahrer Manuel Schwab ihre Unterstützung: Ein Anruf genügt und er fährt die Hackemanns mit einem kleinen Elektroauto über das riesige Areal.
Der gigantische Friedhof von Mönchengladbach
Knapp 50 Hektar groß ist der Städtische Hauptfriedhof in Mönchengladbach - so groß wie 70 Fußballfelder. Vier Eingänge führen auf das Gelände. Da kann der Weg zu einem Grab schonmal beschwerlich werden, vor allem wenn man körperlich beeinträchtigt ist oder die Knochen nicht mehr mitspielen.
Manuel Schwab arbeitet auf dem Friedhof, um die Besucher zu unterstützen. "Dieses Gefühl zu wissen, dass ich Leuten helfen kann, auch Älteren, die jetzt nicht mehr gut auf den Beinen sind, das freut mich sehr", sagt Schwab. Der 37-Jährige macht den Job seit einem halben Jahr und ist zufrieden. Büroarbeit wäre ihm schlichtweg zu langweilig, erklärt er: "Man ist immer draußen, man hat immer Leute, mit denen man redet".
Das Friedhofstaxi hat neben der Unterstützung der Besucher noch ein weiteres Ziel: Es soll Arbeitslosen durch die Beschäftigung als Fahrer den Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglichen. Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) und das Jobcenter in Mönchengladbach fördern das Projekt und stellen das Taxi zur Verfügung. Arbeitslose können so neue Perspektiven für ihr Berufsleben erhalten. Durch die Förderung sind die Fahrten mit den Friedhofstaxis außerdem für Besucher kostenlos.
Auch Schwab ist über das Angebot der BQG und des Jobcenters zu seiner neuen Tätigkeit gekommen. Ein halbes Jahr hatte er sich vorher mit Aushilfsjobs über Wasser gehalten, bis er auf den Job als Friedhofstaxifahrer aufmerksam wurde. Nach einem Praktikum stand für ihn fest: Das will er machen.
Viele Friedhofsbesucher konnten mit dem neuen Fahrservice zu Beginn nichts anfangen. "Die meisten wussten gar nicht, was das ist. Die haben gedacht, ich wäre das Ordnungsamt", erinnert sich Schwab zurück. Doch mittlerweile ist das Angebot bekannt und wird gut angenommen. Selbst am Wochenende werden die Fahrer angerufen, obwohl sie eigentlich nur werktags im Dienst sind.
Das Friedhofstaxi, eine große Hilfe
Auch die Hackemanns nehmen das Angebot gerne an. "Es ist auch eine schöne Hilfe, wenn wir unterwegs sind und es setzt ein Schauer ein", sagt Klaus Hackemann. "Dann kommt der Herr Schwab vorbei und der fährt uns wieder bis zum Auto zurück."
Mittlerweile sind die Hackemanns mithilfe des Friedhofstaxis an ihrem Ziel angekommen. "Es ist viel zu schade, dass ich schon aussteigen muss", bedauert Helga Hackemann die kurze Fahrt. "Aber die Pflicht ruft", und schon machen sich Helga und Klaus Hackemann auf den Weg, um ihrem Freund Peter Grüße seiner Lieben auszurichten.
Über dieses Thema haben wir auch am 03.12.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Düsseldorf, 19.30 Uhr.