Ein Mann trägt eine Kiste gefüllt mit Obst und Gemüse.

Eine Tonne Lebensmittel pro Tag: Als Fahrer für die Tafel unterwegs

Wuppertal | Füreinander

Stand: 25.03.2025, 14:32 Uhr

Ein Teil der Lebensmittel, die Supermärkte, Bäckereien oder Tankstellen nicht mehr verkaufen können, gehen an die Tafel. Doch bevor diese an die Bedürftigen gehen, müssen erstmal tonnenweise Lebensmittel bei den unterschiedlichen Läden eingesammelt werden. Auf Tour mit einem Fahrer für die Wuppertaler Tafel.

Von Joschka Heinemann

Es ist ein früher Montagmorgen im Wuppertaler Winter. Die Scheinwerfer eines kleinen weißen Lkw kämpfen gegen den Regen und die Dunkelheit. Der Lastwagen wartet mit zitterndem Dieselmotor in einem Innenhof vor einer Laderampe. Im östlichen Zentrum Wuppertals, nicht weit entfernt vom Wupper-Ufer, befindet sich das Hauptquartier der Tafel. Rolf Kruwinnus-Rausch und Karl-Heinz Schultze beladen den Lkw. Sie sind heute als Tafel-Fahrer im Dienst. Seit etwa einer halben Stunde fließt der Schweiß ihre Stirn herunter, weil sie den Laderaum mit leeren Kisten füllen müssen, in denen später die Lebensmittel transportiert werden. Die beiden sind seit sechs Uhr wach. Auch Ehrenamtler müssen früh aufstehen, sagen sie und lachen.

Ehrenamt bei der Tafel

Allein in Nordrhein-Westfalen kommen laut Landesverband mehr als eine halbe Million Menschen zu den Tafeln, weil ihr Geld nicht mehr zum Leben reicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Arbeitslosigkeit, geringe Einkommen, aber auch steigende Lebensmittelpreise. Im letzten Jahr stieg die Nachfrage in der Essensausgabe der Wuppertaler Tafel nach eigenen Angaben um 32 Prozent.

Das bedeutet auch mehr Arbeit für die Helfer. Rund 75.000 Menschen in ganz Deutschland arbeiten für die Tafel, die meisten ehrenamtlich. Für die Wuppertaler Tafel sind 40 Fahrer unterwegs. Der 69-jährige Kruwinnus-Rausch macht das schon seit Jahren. Schultze hat sich vor einem Monat für den Fahrerjob bei der Tafel entschieden. Auch er sei mal auf die Tafel angewiesen gewesen und ihm wurde geholfen, sagt er. Jetzt wolle der 54-Jährige was zurückgeben.

Wann es morgens für die ehrenamtlichen Helfer losgeht

00:43 Min. Verfügbar bis 25.03.2027

Nach etwa einer Stunde ist der Laderaum bereit, aber es bleibt keine Zeit für eine Pause. Die beiden Fahrer steigen in den Lkw und kurven raus auf die Straße. Sie haben 20 Supermärkte auf dem Zettel und sammeln dort in der Regel insgesamt etwa eine Tonne Lebensmittel ein. Am frühen Nachmittag müssen sie zurück sein. "Damit die Leute auch schnell ihre Ware bekommen", sagt Schultze, während er mit seinen Fingern auf dem Lenkrad des Lkw trommelt. Im Radio läuft Musik. "Für die gute Laune" und für die Verkehrsnachrichten.

Spenden stehen schon bereit

"Schön, dass ihr da seid!", begrüßt der Chef eines Discounters die beiden, als sie den Lkw im Rückwärtsgang an die Laderampe des Geschäftes navigieren. Die Paletten für die Tafel stehen schon bereit. Salat, Gemüse, Obst, aber auch Besonderheiten wie Berliner Ballen oder Schnittblumen.

"Wir achten darauf, dass alles im guten Zustand ist", sagt Kruwinnus-Rausch, während er die Ware in den Lkw schleppt. Manchmal müsse man auch schon vor Ort Waren aussortieren. Meist sei aber alles in Ordnung. Auch heute sei das so, bestätigt sein Kollege Schultze. "Wir haben viel Gemüse bekommen. Das ist gesund und darüber freuen sich die Leute am meisten."

Wie viel Wertschätzung Kruwinnus-Rausch und Schultze für ihren Job bekommen

00:39 Min. Verfügbar bis 25.03.2027

Einfach ist der Job nicht. Schultze und Kruwinnus-Rausch hieven pro Supermarkt mehr als ein Dutzend vollbeladener Kisten in den Lkw. Mal ist es deutlich mehr, mal weniger. Ein Supermarkt hat heute sogar gar nichts für die beiden. Kommt vor. Man sei dankbar für jede Spende, aber vor Corona sei es schon insgesamt mehr gewesen - 180 Tonnen waren es mal jährlich, 2023 nur etwa 80 Tonnen, bilanziert die Wuppertaler Tafel. Die Zeiten seien für alle härter geworden, das nehmen auch Kruwinnus-Rausch und Schultze wahr.

Wie stolz Rolf Kruwinnus-Rausch und Karl-Heinz Schultze nach einem erfolgreichen Tag bei der Tafel sind

00:35 Min. Verfügbar bis 25.03.2027

Nach etwa sechs Stunden ist der Lkw randvoll mit Bananen, Kohlrabi, Basilikum, Brot, Schokolade und noch mehr Obst und Gemüse. Auch Bio-Ware ist dabei. Ein guter Tag, finden die beiden. Als sie mit ihrem kleinen weißen Lkw wieder zurück auf den Hof der Tafel rollen, erwartet sie schon ein Mitarbeiter. Er transportiert die wertvolle Fracht mit einem Gabelstapler ins Lager. Von dort aus wird alles noch einmal überprüft und geht dann an die Kunden der Tafel im Verkaufsraum.

Über dieses Thema haben wir auch am 05.03.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.