Schülerinnen und Schüler stehen vor einem gelben alten US-Schulbus.

US-Bus wird Medienlabor: Schüler bauen sich eigene Firma auf Rädern

Steinfurt | Füreinander

Stand: 09.04.2025, 07:52 Uhr

Er ist riesig, knallgelb - und leer. Noch. Am Martinum-Gymnasium in Emsdetten verwandeln Jugendliche einen ausrangierten US-Schulbus in ein mobiles Medienstudio. Warum das mehr als ein Bastelprojekt ist.

Von Hanna Makowka, (Text) und Ann-Christin Voßkühler (Multimedia)

Der amerikanische Schulbus fällt mit seiner Größe und der leuchtend gelben Farbe schon von weitem auf. Mit langer Motorhaube, großen Spiegeln an der Seite und riesigen Leuchten über der Windschutzscheibe. An der äußeren Erscheinung des Busses soll sich nichts ändern. An seinem Innenleben schon. Einige Schülerinnen und Schüler des Martinum-Gymnasiums in Emsdetten suchen bereits Inbusschlüssel, Akkuschrauber und Zangen zusammen. Denn statt Schulkindern zu transportieren soll der Bus bald zur mobilen Schülerfirma werden.

Emsdetten: Wie ein Bus einer Schülerfirma bei der Arbeit helfen soll

Die Schülerfirma selbst gibt es bereits seit ein paar Jahren. Dort arbeiten einige Schüler freiwillig nach Schulschluss zusammen - schneiden Videos, machen Radio- und Podcastbeiträge. Dabei unterstützen sie zwei Lehrer. "2017 gab es Schulprojekttage, da haben wir mit Radio angefangen", erinnert sich Lehrer Daniel Peitz. Danach wollten die Schüler weitermachen. "Aber wir hatten gar nichts. Dann haben wir uns Technik geliehen und haben eine erste Radiosendung beim Bürgerfunk gemacht." Im Bus soll nun ein voll ausgestattetes, mobiles Studio entstehen. Damit wollen sie in Zukunft Aufträge direkt vor Ort erledigen, beispielsweise Interviews führen.

Lehrer Daniel Peitz erzählt, wie die Idee für den Bus entstand

00:12 Min. Verfügbar bis 09.04.2027

Schülerfirmen wie diese gibt es nicht nur am Martinum-Gymnasium in Emsdetten. In Frechen haben Schüler beispielsweise einen Food-Truck an den Start gebracht. Die Jugendlichen übernehmen dabei alle anfallenden Aufgaben. Rechtlich und wirtschaftlich gesehen sind Schülerfirmen keine realen Unternehmen. Sie sind viel mehr Projekte, durch die sich die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Bereichen ausprobieren können.

Alle packen mit an

Beim Umbau des amerikanischen Schulbusses können alle Schüler der Schule mithelfen. An diesem Tag packen neun von ihnen fleißig mit an. Ihr Ziel: Alle Sitze müssen raus. Bevor es losgeht, findet eine Lagebesprechung statt. Der 15-jährige Henri Strickmann übernimmt die Einteilung: "Wer traut sich denn zu, unter den Bus zu klettern und die Schrauben festzuhalten?" Mehrere Hände gehen nach oben.

Juri Abeler und Sebastian Matei schrauben gemeinsam am Bus

00:13 Min. Verfügbar bis 09.04.2027

Nach zwei Stunden Umbau haben sie die ersten beiden Sitze abmontiert. "Es klappt noch nicht so ganz, weil die Schrauben sehr verrostet sind", meint Henri. Aber der 15-Jährige bleibt zuversichtlich: "Das wird schon ein bisschen dauern. Aber ich glaube, dass wir das schaffen. Wir arbeiten immer sehr gut zusammen und haben einen Plan."

Wie funktioniert die Schülerfirma?

Wenn der Umbau fertig ist, wollen sie im Rahmen ihrer Schülerfirma praktische Erfahrungen in den Bereichen Journalismus, Mediengestaltung und Unternehmensführung sammeln. "Rechnungen schreiben, Sachen zusammenfassen, mit Kollegen sprechen", zählt Lehrer Peitz auf. "Vor allem eine hohe Selbstständigkeit lernen sie." Einige Firmen aus Emsdetten haben sich bereits gemeldet und den Schülern Aufträge gegeben - einen Imagefilm produzieren oder Flyer gestalten.

Die Unternehmen bezahlen dafür eine kleinere Summe, außerdem gibt der Förderverein der Schule pro erledigtem Auftrag 30 Euro dazu. Das Geld fließt direkt in die Schülerfirma. Davon bauen sie jetzt den Bus um.

Drei Schüler stehen im leergeräumten Bus und fegen.

Der umgebaute Schulbus des Martinum-Gymnasiums ist mittlerweile leer

Für dieses Ziel schrauben und werkeln die Schülerinnen und Schüler an dem amerikanischen Bus. Am Ende des Tages ist der erste große Schritt geschafft: Der Bus ist leer, alle Sitze sind raus. Jetzt kann es mit dem Innenausbau des Medienbusses losgehen.

Über dieses Thema haben wir auch am 07.04.2025 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.