Voller Engagement und VfL-Liebe: Rentner-Ehepaar mit vier Ehrenämtern
Stand: 12.10.2024, 15:45 Uhr
Gaby und Christian Sonnek sind seit Anfang des Jahres in Rente. Inzwischen hat das Ehepaar vier Ehrenämter. Eine besondere Rolle spielen dabei der VfL Bochum und ein tragischer Schicksalsschlag.
Von Nastaran Amirhaji
Für Gaby und Christian Sonnek ist das Stadion des VfL Bochum ihr zweites Zuhause. Wie selbstverständlich laufen sie über die Flure, biegen in die frühere Spielerkabine ein und erzählen eine Anekdote nach der nächsten. "Man kann sich gar nicht vorstellen, dass sich die Mannschaften für die Spiele hier umgezogen und geduscht haben", sagt Gaby Sonnek mit einem Lachen und zeigt auf die längst veralteten Holzbänke. "Heute haben die Spieler neue Kabinen mit eigenen Spinden, um ihre persönlichen Sachen zu verstauen." Etwa einmal die Woche bieten die Sonneks Stadionführungen an - ehrenamtlich. Es ist nicht ihr einziges Ehrenamt beim VfL.
Warum die Führungen das Ehepaar Sonnek glücklich machen
00:21 Min.. Verfügbar bis 12.10.2026.
Die Sonneks gehören zu den rund acht Millionen Erwachsenen in NRW, die sich laut Ehrenamtatlas 2024 ehrenamtlich engagieren. Seit Anfang des Jahres ist das Ehepaar in Rente. Beide waren zuletzt bei der Deutschen Bahn beschäftigt, er im Controlling, sie in der Personalabteilung. Schon vor Beginn der Pension haben sie sich Gedanken gemacht, wie sie sich ehrenamtlich engagieren können.
Hilfe für Fußball-Fans in Not
Als leidenschaftliche Bochum-Fans sind die Sonneks mittlerweile nicht nur bei Stadionführungen im Einsatz. "Wir haben von dem Volunteer-Programm unseres Heimat-Vereins gehört und waren sofort begeistert", sagt der 66-jährige Christian Sonnek. Bei jedem Heimspieltag sorgen sie für Ordnung im Stadion und helfen den Fans. "Ich habe an den Spieltagen oft das Sorgentelefon bei mir. Wenn jemand in Not ist oder sich belästigt fühlt, werde ich angerufen und helfe den Betroffenen", erklärt Gaby Sonnek über ihr zweites Ehrenamt beim VfL. Auch während der Fußball-EM war das Ehepaar als Volunteers im Einsatz.
Stadionführung mit den Sonneks beim VfL-Bochum
Zurück bei der Stadionführung: Die Sonneks zeigen den zehn Teilnehmenden gerade, wie sich das Stadion im Laufe der Jahre verändert hat. Sie geben Einblicke in die VIP-Bereiche und lassen die Gruppe aus nächster Nähe Trainerbänke und Spielertunnel begutachten. "Ich lerne heute so viel von den beiden. Wo bekommt man heutzutage noch so eine kostenlose Stadionführung?", fragt Stadionbesucher Günter Hänisch.
Bald wollen die Sonneks das VfL-Stadion auch Senioren mit Demenz aus Bochum-Wattenscheid zeigen. Dorthin haben beide über eines ihrer anderen Ehrenämter einen besonderen Draht.
Motiviert durch persönlichen Schicksalsschlag
Regelmäßig besuchen sie die Bewohner der Belia Seniorenresidenz mit einem Koffer voller VfL-Erinnerungsstücke. Gemeinsam singen sie Fußballhymnen, reichen alte Tickets und Trikots herum und stoßen mit einem Eierlikörchen an. "Der Erinnerungskoffer schafft oft einen Denkanstoß und weckt längst vergessene Erinnerungen bei den Senioren", sagt Gaby Sonnek.
Die Sonneks wollen Abwechslung in das Leben der Senioren bringen
00:26 Min.. Verfügbar bis 12.10.2026.
Für die 63-Jährige hat dieses Engagement auch einen ganz persönlichen Antrieb. "Meine Tochter liegt im Wachkoma. Sie ist jetzt 33 Jahre alt. Ich habe in meinem Leben schwere Zeiten erlebt. Aber ich hatte auch viel Unterstützung", sagt sie. "Ich möchte anderen Menschen gerne etwas zurückgeben und ihnen Hoffnung schenken."
Rund 35 Stunden im Monat verbringen die Sonneks mit ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten. Nicht nur beim VfL und in der Seniorenresidenz, sondern zum Beispiel auch als Lesementoren. Einmal die Woche lesen sie mit lernschwachen Schülern und unterstützen sie bei ihren Hausaufgaben. Als Großeltern von zwei Enkeln macht ihnen die Arbeit mit Kindern besonders viel Spaß. "Wir sind jetzt in Rente. Alles, was wir jetzt machen, machen wir mit Herz und Leidenschaft, weil wir anderen gerne helfen wollen", sagt Christian Sonnek.
Über dieses Thema haben wir auch am 22.08.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.