Karam Qarqash geht am Phoenix-See in Dortmund spazieren, als er ein verzweifeltes Kind im Wasser sieht. Plötzlich wird dem heute 37-Jährigen klar, dass er als Rettungsschwimmer bei der DLRG vermutlich der Einzige ist, der das Kind retten kann. Sofort springt er ins Wasser. Wenig später kann er das Kind an Land ziehen und rettet dadurch sein Leben. Um zu verstehen, wie unwahrscheinlich diese Rettung war, muss man Qarqashs Kindheit kennen.
Ohne Karam Qarqash wäre die Statistik der ertrunkenen Menschen in den Gewässern NRWs damals wahrscheinlich um einen Fall höher ausgefallen. In diesem Jahr ertranken laut DLRG allein zwischen Januar und Ende Juli 42 Menschen in Seen und Flüssen.
Ein prägendes Ereignis in der Kindheit
Qarqash wächst in Syrien auf. Schwimmen lernt er dort nie. In Syrien ist das nicht ungewöhnlich. Dort werde nicht viel Wert auf Schwimmen gelegt, sagt er. Als Kind hat er sogar Angst vor dem Wasser. Sie wird durch ein prägendes Erlebnis mit seinem Bruder noch angefacht.
Als beide bei starker Brandung ins Meer gehen, ertrinkt sein Bruder beinah in den hohen Wellen. Zum Glück kommen andere Badegäste und ziehen ihn aus dem Wasser. Die Hilflosigkeit, nicht zu wissen, wie er seinen Bruder hätte retten können, lässt Qarqash nicht mehr los. Er beschließt: Ich will Rettungsschwimmer werden.
Jahre später flieht er 2014 vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland. In Castrop-Rauxel findet er ein neues Zuhause. Hier kann er seinen Traum vom Rettungsschwimmer wahr machen. Ein Freund stellt für ihn Kontakt zur DLRG her. Extra für Qarqash richten sie einen zweisprachigen Kurs ein: Englisch und Deutsch. Denn damals spricht der 37-Jährige die Sprache noch nicht gut genug.
Sein Rat an alle: Einfach mal im Schwimmbad üben, was es bedeutet, einen Menschen aus dem Wasser zu retten. Es ausprobiert zu haben, kann im Notfall Leben retten.
Über dieses Thema haben wir auch am 13.02.2024 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr