Projekt Brotzeit: Wie ein Frühstück Grundschulkinder stärker macht

Mettmann | Füreinander

Stand: 07.04.2025, 06:34 Uhr

In Heiligenhaus starten Grundschüler seit einigen Wochen mit Kakao, Müsli und guter Laune in den Tag. Das kostenlose Projekt Brotzeit füllt nicht nur ihre Mägen, sondern stärkt auch das Miteinander. Wie ein Ehrenamt hier Großes bewirkt.

Von Inke Köster

Salim nimmt sich eine Scheibe Brot und Käse, dazu einen Becher Kakao. Dann setzt sich der Grundschüler mit seinem Freund Oubaida an den Tisch. Während die Jungen gemeinsam frühstücken, quatschen und lachen sie miteinander. Cornelia Stephan geht in solchen Momenten das Herz auf. Dann weiß sie, dass es sich wieder gelohnt hat, so früh aufzustehen. Seit 6.45 Uhr ist die 66-Jährige bereits in der Schule, schneidet Gurken und Möhren klein, füllt Marmelade, Butter und Frischkäse in kleine Schälchen und die Brotkörbe auf. "Das ist schon ein bisschen Akkordarbeit morgens", gibt sie zu. Ab 7.30 Uhr stehen die ersten Kinder auf der Matte, erwartungsfroh und mit leuchtenden Augen.

Was Cornelia Stephan an ihrem Ehrenamt in der Schule schätzt 00:23 Min. Verfügbar bis 07.04.2027

Brotzeit: Warum ein Frühstück wichtig ist

Seit Anfang März nimmt die Heiligenhauser Grundschule Schulstraße am bundesweiten Projekt Brotzeit teil. Schulleiterin Daniela Winkler hatte sich dafür beworben. "Wir haben viele Kinder, die morgens hungrig in die Schule kommen", erzählt sie. An diesem Morgen stärken sich etwa 50 bis 60 Grundschüler in der Mensa. Am Tag zuvor waren es sogar 80.

Das Projekt Brotzeit: Was ist das?

Das Projekt "Brotzeit" wurde von der Schauspielerin Uschi Glas ins Leben gerufen. Vor 15 Jahren gründete sie den gleichnamigen gemeinnützigen Verein. Das Ziel: Kein Kind soll hungrig in die Schule gehen. Inzwischen hat sich die Brotzeit-Idee in ganz Deutschland durchgesetzt. In Nordrhein-Westfalen nehmen aktuell 105 Schulen teil, 35 sind in der Vorbereitung. Im Durchschnitt bereiten täglich mehr als 600 ehrenamtliche Kräfte ein Frühstück für 4400 Kinder in NRW zu. Finanziert wird das Projekt über Spenden. In Nordrhein-Westfalen schießt außerdem die Landesregierung 1,5 Millionen Euro im Jahr dazu.

Bei manchen Kindern sind die Eltern mit dem Zubereiten des Frühstücks am Morgen überfordert, bei anderen arbeiten sie beispielsweise im Schichtdienst, sodass sich die Schüler selbst fertig machen müssen. Und einige Kinder bekämen in der Frühe schlicht noch nichts hinunter. Das Ergebnis ist dasselbe: "Die Kinder können sich im Unterricht nur schwer oder gar nicht konzentrieren", sagt Winkler. Mit dem kostenlosen Frühstücksangebot vor der Schule soll sich das ändern.

Gratis Frühstück für alle

Salim sitzt mit seinem Freund Oubaida an einem der weißen Tische in der Kantine. Vor ihnen stehen zwei Gläser mit Saft, ein Müsli und ein belegtes Brot. Salim sagt: "Bevor es das hier gab, hab ich immer zu Hause ein Brot gegessen. Aber es ist schöner, mit den Freunden hier zu frühstücken". Oubaida nickt zustimmend.

Das Frühstücksangebot gilt für alle Kinder. Auch die, die schon zu Hause gegessen haben, können sich dazu setzen oder ein zweites Frühstück zu sich nehmen. Niemand soll sich ausgegrenzt fühlen. In der ersten Woche hatten die Kinder das neue Angebot im Klassenverband kennengelernt. An verschiedenen Tagen sind sie in der ersten Stunde jeweils mit ihren Lehrern oder Lehrerinnen in die Mensa gekommen, um die Abläufe kennenzulernen. Cornelia Stephan und die anderen Ehrenamtler konnten in dieser Zeit schonmal mit den Schülern warm werden und ihre Prozesse optimieren.

Kurz vor 8 Uhr haben Salim und Oubaida fertig gefrühstückt. Sie räumen ihre Teller weg und gehen in ihre Klasse. Cornelia Stephan und die anderen Ehrenamtlerinnen beginnen mit dem Aufräumen. Auf einem Servierwagen sortiert Stephan Essensreste, Gläser und Teller auseinander und wischt anschließend über die Tische.

Welche Vorteile hat das gemeinsame Frühstück?

In anderen Schulen habe das gemeinsame Frühstück nicht nur für weniger knurrende Mägen gesorgt, sondern führt auch zu einem besseren Miteinander unter den Schülern, erzählt Projektleiterin Friederike Nölle. Außerdem finde ein "Austausch der Generationen" statt. Denn die Frühstückshelfer sind in der Regel Senioren. "Manche von ihnen fühlen sich einsam, wünschen sich wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen." Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Schulleiterin Daniela Winkler über die positiven Effekte des Projekts Brotzeit im Schulalltag 00:18 Min. Verfügbar bis 07.04.2027

Obwohl sie gerne helfen, sind die Einsätze für die Ehrenamtlerinnen auch anstrengend. "Wir sind ja nicht mehr die jüngsten", sagt Cornelia Stephan. Auf den Einsatz am nächsten Montag freut sie sich trotzdem schon.

Über dieses Thema haben wir auch am 21.03.2025 im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.