Spendenaktion der Tafeln in der Region Aachen: Weihnachten für alle

Es ist bitterkalt, ein eisiger Wind fegt durch die Straßen. Doch vor der Tafel in Düren stehen schon viele Menschen an. Dabei wird sie erst in einer Stunde geöffnet. Manche unterhalten sich angeregt. Die Tafel ist ihr Treffpunkt, für alles andere fehlt das Geld. Armut macht häufig auch einsam.

Mittendrin: Ein älterer Herr, der sich auf einen Gehstock stützt. Mit gepflegtem, weißem Bart und Hut scheint es auf den ersten Blick so, als gehöre der 75-Jährige nicht hierher. Doch ohne die Tafel würde er nicht zurechtkommen, erzählt er. Sein Leben lang habe er gearbeitet, jetzt blieben ihm von seiner kleinen Rente nur 200 Euro für Essen und andere lebensnotwendige Dinge.

Immer weniger Lebensmittel zu verteilen

Marianne Graßmann kennt viele solcher Schicksale. Sie steht drinnen, sortiert Brot und Gebäck. Seit zehn Jahren engagiert sie sich hier als eine von 100 ehrenamtlichen Helfern. Denn es gibt viel zu tun, die Dürener Tafel versorgt rund 2000 Menschen: Geflüchtete aus der Ukraine und aus anderen Krisengebieten der Welt, Erwerbslose, alte und kranke Menschen oder kinderreiche Familien. Darunter manche, die vor wenigen Jahren gerade so über die Runden gekommen sind. Mit gestiegenen Preisen für Lebensmittel, Wohnung und Energie können sie sich alle nötigen Einkäufe in Geschäften nicht mehr leisten.

Weil immer mehr Menschen auf die Tafel angewiesen sind, wird das Angebot an gespendeter Ware an manchen Tagen knapp. Wenn Graßmann dann einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihren drei kleinen Kindern angestanden hat, nur noch ein paar Salate geben kann, tue das richtig weh, sagt die 74-Jährige. "Es gibt Situationen, die nimmt man mit nach Hause. Die kann man nicht am selben Tag abschreiben. Das dauert immer ein bisschen, bis das wieder aus dem Kopf ist."

600.000 Menschen in NRW auf Tafeln angewiesen

Allein in Nordrhein-Westfalen kommen laut Landesverband mehr als eine halbe Million Menschen zu den Tafeln, weil ihr Geld nicht mehr zum Leben reicht. Bundesweit sind es bis zu zwei Millionen. Gleichzeitig gehen die Lebensmittelspenden der Supermärkte zurück. Etwa weil es dank moderner Warenwirtschaft weniger Überschuss gibt. Während die Zahl der Spenden sinkt, steigt die Zahl derer, die auf die Tafel angewiesen sind. Die Leiterin der Dürener Tafel, Edith Becker, erklärt, was das für Folgen hat.

Der 75-jährige Rentner, der vor der Tafel gewartet hat, ist trotzdem für jede Unterstützung dankbar, die er hier bekommt. Jetzt ist er an der Reihe, bezahlt einen symbolischen Preis von 2,50 Euro. Dafür bekommt er Obst und Gemüse, Brot, einen ganzen Sack Kartoffeln und vieles mehr. Was er für das Geld in einem normalen Supermarkt bekommen hätte? Da schüttelt er nur mit dem Kopf. Das weiß er nicht, da war er schon lange nicht mehr.

Damit an den anstehenden Festtagen niemand hungern muss, veranstalten die Tafeln in der Stadt und Städteregion Aachen, den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg wieder eine Weihnachtskistenaktion: Bedürftige Familien bekommen Kisten mit haltbaren Lebensmitteln für die Festtage, liebevoll als Geschenk zusammengestellt und gepackt von Menschen aus der Region. Dafür machen die Tafeln wieder Sonderschichten und bitten um Lebensmittelspenden. Der Titel des Projekts: "Fröhliche Weihnachten für alle! - Die Weihnachtskisten-Aktion".

So kannst du in diesem Jahr mitmachen:

Bitte um haltbare Lebensmittel und Lebensmittelgutscheine

Sinnvoll sind vor allem haltbar verpackte Lebensmittel. Zum Beispiel Gebäck, Suppen, Säfte, Gemüsekonserven und eingeschweißte Produkte, die nicht gekühlt werden müssen. Natürlich können auch persönliche Zutaten ergänzt werden, zum Beispiel alte Familienrezepte oder Tannenzweige und Strohsterne. Einige Tafeln bitten auch um Gutscheine von Lebensmittelgeschäften wie Supermärkten, Bäckereien oder Metzgereien.

WDR besucht Spender und Tafel-Kunden

Die WDR-Lokalzeit aus Aachen (montags bis freitags von 19.30 bis 20.00 Uhr im WDR-Fernsehen) begleitet zusammen mit der Aachener Zeitung die Aktion mit ihrer Berichterstattung. Und das seit mittlerweile 20 Jahren. So lange gibt es die Weihnachtskisten-Aktion schon in der Region. Wie sie im vergangenen Jahr lief, könnt ihr hier lesen. Die Reporter besuchen einzelne Spender, Aktionen von Einrichtungen in der Region und Kunden der Tafeln.

Über dieses Thema berichten wir auch am 25.11.2024 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Aachen, 19.30 Uhr.