14 Uhr: Dienstbeginn für das "WDR #3sechzich"-Team im Funkhaus Düsseldorf. Autorin Susanna Zdrzalek, Presenter Tim Schrankel, Cutter Julius Krenz und Redaktionsstudent Florian Stark überlegen, welche Themen sie heute in ihren Videos aufgreifen wollen. Für YouTube soll es das Weltwirtschaftsforum in Davos sein, bei Instagram soll unter anderem über den Prozess gegen mutmaßliche IS-Helfer berichtet werden.
Bei der Themenauswahl orientiert sich #3sechzich am Tagesgeschehen. Die Art der Präsentation der Nachrichten ist es aber, die das Format besonders macht. "Der Presenter darf und soll seine eigene Meinung einbringen, denn wir wollen mit der Community ins Gespräch kommen. Natürlich liefern wir dazu recherchierte Fakten, es steht schließlich immer noch WDR oben drüber", sagt Jonas Wixforth, der das Projekt gemeinsam mit Katrin Schlusen mitentwickelt hat.
Der Papierflieger im fertigen Video
15:30 Uhr: Tim und Susanna haben inzwischen schon viele Informationen und Fakten gesammelt. Zum Beispiel, dass die 2.500 Gäste des Weltwirtschaftsforums mit 1.700 Privatfjets einfliegen. "Da könntest du einen Papierflieger werfen", schlägt Susanna vor. Tim ergänzt die Idee: "Und dann erzähle ich, dass es dort auch um den Klimawandel gehen soll." Am Schreibtisch nebenan stellt Cutter Julius das erste Video für Instagram fertig.
In der Startphase wird viel ausprobiert und getüftelt: "Es geht erst einmal nicht um die Klickzahlen. Noch ist das Ganze ein Experiment, Fehler dürfen passieren", sagt Wixforth. Auf die Rückmeldung der ZuschauerInnen wird deshalb schnell reagiert. Viele empfanden die Studiobeleuchtung der ersten beiden Sendungen als zu dunkel, also wird diesmal mit etwas mehr Licht gedreht. "Wir hören den Leuten zu und reagieren darauf.“
Im Newsroom wird der Drehplan besprochen
17:30 Uhr: Gemeinsam mit Katrin Schlusen gehen Tim und Susanna das Sendeskript durch und basteln noch am Schluss. Hier soll die Community zur Diskussion angestoßen werden: Tim: "Ich könnte fragen: ‚Was sind denn eure Ideen, um die Welt ein kleines Stück besser zu machen?‘" Das Team ist sofort überzeugt: "Das ist es!" Der Plan für das YouTube-Video steht. Für Tim geht es jetzt in die Maske.
Während seine Kolleginnen Melek Balgün und Freddie Schürheck erfahrene Moderatorinnen sind, ist Tim Schrankel eher zufällig vor der Kamera gelandet. "Ich habe als Redaktionsstudent für die „Aktuelle Stunde“ gearbeitet. Katrin und Jonas kannten mich und wollten mich in der Entwicklungsphase von '#3sechzich' für die Probeaufnahmen." Tim kam mit seiner Art so gut an, dass er den Job als Presenter angeboten bekam. "Ich habe vorher nie vor der Kamera gestanden. Es hat mir aber so gut gefallen, dass ich nicht lange überlegt habe."
18:10 Uhr: Es kann gedreht werden. Susanna und Tim gehen in das kleine Studio von "#3sechzich". Eine Kamera, ein Laptop mit angeschlossenem Beamer, ein Mikro und zwei Lampen, mehr Equipment gibt es nicht. Der Autor bedient die Kamera, der Presenter trägt seinen Text vor. Nur in den Anfangstagen steht noch ein ausgebildeter Kameramann mit Ratschlägen zur Seite. Als nach rund 50 Minuten alle Szenen im Kasten sind, kommt Jonas Wixforth dazu: "Wir wollen für Twitter noch ein kurzes Video über den Rücktritt von Ex-Pegida-Chef Lutz Bachmann machen."
Letzter Feinschliff in der Maske für Tim
Auf solche Eilmeldungen will das Team möglichst schnell reagieren. "Wir haben immer im Blick, welche Themen bei Twitter gerade trenden", sagt Wixforth. "Und wenn abends der Kölner Dom umfällt, dann bauen wir die Sendung eben um."
19:45 Uhr: Autorin Susanna und Cutter Julius sitzen am Schnittplatz und bauen die Sendung zusammen. Der Rest des Teams ist auf Facebook, Twitter, Instagram und YouTube unterwegs und beantwortet fleißig Kommentare.
"Wir haben alle unsere Kanäle permanent im Blick", sagt Wixforth. Beantwortet wird fast alles. "Wir gehen bis an die Schmerzgrenze. Die Leute dürfen uns auch ruhig kritisieren. Nur persönliche Beleidigungen werden gelöscht." Die Presenter posten unter ihren eigenen Namen. Sie sollen das Bindeglied zur Community sein und sich als Persönlichkeiten etablieren.
21 Uhr: Das Video ist fertig geschnitten. Inzwischen wurde zur Stärkung Pizza geholt. Zur Abnahme versammeln sich alle Beteiligten um den Schnittplatz. Es wird viel gelacht, zum Schluss ein spontaner Applaus. Das Video ist gelungen. In den 2:33 Minuten für YouTube und den Videos für Instagram und Twitter stecken jetzt schon sieben Stunden Arbeit. Feierabend hat das Team aber noch nicht, denn jetzt geht es mit den Diskussionen zum aktuellen Video in den Kommentaren weiter. Das Netz schläft schließlich nie.