Die Filmdokumentation

Die Einführung des Farbfernsehens wird verfilmt

Im Auftrag der WDR-Öffentlichkeitsarbeit haben Anja-Myriam Anton, Karl Ulrich Oberlies und der freie Autor Karl-Friedrich Baumgärtel eine HDTV-Filmdokumentation über das WDR-Farbfernsehversuchslabor produziert, die die Pionierarbeit zur Einführung des Farbfernsehens in Deutschland für jüngere Generationen nachvollziehbar macht.

Am 25. August 1967 wurden die Bilder des Fernsehens in der Bundesrepublik farbig. An der Entwicklung beteiligt war ein WDR-Team, an der Spitze der damalige Leiter der Videotechnik und spätere Chefingenieur des WDR, Franz Josef In der Smitten.

1975 wurde In der Smitten als ordentlicher Professor an die Bergische Universität Wuppertal berufen. Er lehrte dort Nachrichtentechnik mit Schwerpunkt Fernsehtechnik. Bis zu seinem Tod 2010 hielt er Verbindung zum WDR. Diverse technische Projekte wurde in Kooperation durchgeführt.

Das Farbfernsehenversuchslabor des WDR

Im WDR-Farbfernsehversuchslabor in der Marienstaße in Köln Ehrenfeld – initiiert vom damaligen WDR-Intendanten Klaus von Bismarck und mit Rückendeckung aller Technischen Direktoren der ARD – wurden bis 1970 unzählige Versuche durchgeführt, um herauszufinden, unter welchen Voraussetzungen in den Studios, auf den Sendern und in den Empfangsgeräten die Verbreitung des Farbfernsehens gelingen konnte.

Lernen von den USA und technische Weiterentwicklung, 1963

Das Team des Farbfernsehversuchslabor konnte zwar auf Ergebnisse aus den USA zurückgreifen; dort gab es bereits seit 1954 Farbfernsehen. Es zeigte sich allerdings sehr schnell, dass die qualitativen Anforderungen an die Fernsehproduktion und die Fernsehübertragung in Europa deutlich über denen in den USA lagen. Zudem waren die Entwicklungen in Europa eng mit dem Namen des PAL-Erfinders Walter Bruch verknüpft und schon so weit fortgeschritten, dass die europäische und amerikanische Farbfernsehtechnik kaum noch vereinbar erschien.

Die ersten Versuchssendungen in Farbe, 1963

Das Farbfernsehversuchslabor musste für damals sehr komplexe Probleme Lösungen ausarbeiten. So verdreifachte sich zum Beispiel der Geräteaufwand für die drei Farbkanäle Rot, Grün und Blau gegenüber der einkanaligen Schwarz-Weiß-Technik. Neben reinen Fragen der Technik war ein bedeutendes Ziel der Tests, Farben zu ermitteln, die sich bei Schwarz-Weiß-Wiedergabe durch unterschiedliche Helligkeitswerte unterscheiden. Denn: Aufgrund des hohen Anschaffungspreises für die neuen Farbfernsehgeräte erwarteten alle Beobachter, dass die herkömmlichen Schwarz-Weiß-Geräte erst allmählich ersetzt würden. Die Rundfunkanstalten mussten demzufolge ein Sendesignal abstrahlen, welches sowohl die Helligkeitsinformationen (Luminanz) als auch die Farbinformationen (Chrominanz) enthält, um SchwarzWeiß- und Farbempfänger kompatibel zu versorgen.

Von der Testsendung zur Liveübertragung

Aus den Testergebnissen im Farbfernsehversuchslabor ergaben sich schließlich umfangreiche Vorgaben für die Ausstattung, die Dekoration, aber auch für die Kleidung der Ansagerinnen und Ansager, die zum Teil heute noch Gültigkeit besitzen. Die Übertragung des Kölner Rosenmontagszugs von 1967 in Farbe und weitere Live-Sendungen schließen die Testphase ab.

Von NTSC zu SECAM oder PAL, 1965

Die Dokumentation beleuchtet auch den politisch geprägten Systemwettstreit zwischen den Farbcodierverfahren PAL und dem französischen System SECAM, wodurch Europa in zwei große Lager gespaltet wurde. Ein Riss, der auch mitten durch Deutschland verlief: Während die BRD PAL verwendete, kam in der DDR - wie fast im gesamten Osteuropa - SECAM zum Einsatz. Beide Verfahren waren übrigens genau so wenig mit dem amerikanischen System NTSC kompatibel.

Der Startschuss, 1967

Der damalige Außenminister und Vizekanzler Willy Brandt gab am 25. August 1967 um 10:57 auf der 25. Funkausstellung in Berlin das Startsignal für das deutsche Farbfernsehen und drückte symbolisch auf einen roten Knopf. Der Knopf entpuppte sich allerdings als Attrappe: Schon ehe er von Brandt bedient wurde, erstrahlte der Bildschirm in Farbe. Diese Farbenpracht erschloss sich zunächst jedoch nur wenigen Zuschauerinnen und Zuschauern. 1967 konnten sich lediglich 6.000 Haushalte ein Farbfernsehgerät leisten.

Das Farbfernsehen wird Fernsehalltag, 1967 bis 1977

Nach Willy Brandts Knopfdruck wurde aus dem Labor ein regelrechtes Sendestudio, das noch bis 1970 genutzt werden konnte. In diesen drei Jahren ging die Entwicklung zum professionellen Farbfernsehen weiter: Durch den regen Austausch von Untersuchungsergebnissen mit der Industrie wurden bessere Kameras, Magnetaufzeichnungsanlagen und Filmabtaster entwickelt, aber auch fernsehgerechteres Filmmaterial. Der Fußball brachte schließlich den Durchbruch für die Akzeptanz des Farbfernsehens. Zur Weltmeisterschaft 1974 waren bereits zehn Prozent der Bundesbürger mit Farbfernsehgeräten ausgestattet, 1987 erreichte die Dichte der Haushalte mit Farb-TV bereits 90 Prozent.