Das historische Fernsehlabor

Besichtigung und Filmvorführung

Die wesentlichen Geräte des ehemaligen WDR-Farbfernsehversuchslabors befinden sich heute an der Bergischen Universität Wuppertal. Eine Besichtigung mit fachkundiger Führung und Vorführung der Filmdokumentation ist für Besucher möglich.

Das Historische Farbfernsehlabor repräsentiert mit seiner bedeutsamen Sammlung noch funktionsfähiger Geräte einen wesentlichen Teil der Entwicklungsgeschichte des Farbfernsehens in Deutschland. Der größte Teil der Geräte, Beschreibungen und das Know-How ist erhalten und befindet sich heute im Fachbereich E der Bergischen Universität Wuppertal.

Der eindrucksvolle fast fünfzig Jahre alte Gerätepark des Historischen Labors sowie die vom WDR in Zusammenarbeit mit der Universität erstellte Filmdokumentation über die Arbeiten im damaligen WDR Farbfernsehversuchslabor bilden einen interessanten Einblick in die Entwicklung der Farbfernsehtechnik.

Auch nach dem Tod von Herrn Prof. In der Smitten in 2010 werden die Geräte gepflegt, so dass viele trotz ihres hohen Alters noch funktionsfähig sind. Hierzu tragen einige seiner ehemaligen Mitarbeiter bei.

Auch der WDR hat Interesse das Labor an der Bergischen Universität zu erhalten, um damit interessierten Besuchern einen Mosaikstein seiner Technikgeschichte zeigen zu können. Deshalb beteiligt sich der WDR an diesem Projekt durch Gerätebeistellungen und Personalunterstützung.

Eine Besichtigung des Labors ist nun möglich. Nicht nur für „Technikfreaks“, sondern auch für interessierte Laien ist ein Besuch lohnenswert. Eintritt wird nicht erhoben. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Führungen werden nach Bedarf durchgeführt und dauern ca. 90 Minuten.

Terminanfragen mit Angabe der Personenzahl bitte per Mail an hffl@lists.uni-wuppertal.de.

Die wichtigsten Geräte des historischen Fernsehlabors sind nachfolgend kurz beschrieben.

Die Farbdiaübertragungsanlage DC 21 15 A

Die Farbdiaübertragungsanlage, drei Geräte

Farb-Testbilder (Standbilder) waren bei den Vorbereitungen zur Einführung des Farbfernsehens sehr wichtig. Derartige Standbilder ermöglichen sehr gut die visuelle und die messtechnische Überprüfung der Farbübertragung über die gesamte Gerätekette von der Signalquelle bis zum Fernsehempfänger bei den Zuschauern. Eine voll elektronische Erzeugung derartiger Testbilder war damals nicht möglich. Deshalb wurden Testbilder als Farbdias fotografisch angefertigt. Diese Dias wurden dann durch eine Farbdiaübertragungs- anlage in Fernsehsignale umgewandelt. Man spricht auch von einem Dia-Abtaster. Die im Bild dargestellte Farbdiaübertragungsanlage wurde ab 1963 im WDR Farbfernsehversuchslabor benutzt. Die Anlage ist eine Sonderanfertigung, die für die speziellen Anforderungen des Versuchsbetriebs von der Firma Fernseh GmbH entwickelt wurde.

Die elektronische Farbkamera TK 41 c

Die elektronische Farbkamera TK 41 c

Die wichtigsten Geräte in einem Fernsehstudio sind die Kameras, mit denen das aufgenommene Bild in Fernsehsignale gewandelt wird. Elektronische Farbkameras waren 1963 in Deutschland nicht verfügbar. Aus diesem Grund kaufte der WDR seine erste Farbkamera in den USA.

Die von der Firma RCA gebaute Kamera-Anlage TK 41 besteht aus dem mit Wechselobjektiven bestückten Kamerakopf, dem Kamera-Verstärker und dem Kamera-Kontrollpult. Nach Umrüstung von dem amerikanischen Standard mit 525 Zeilen auf die 625-Zeilen Norm, kam die Kamera ab 1963 als erste Bildsignalquelle für bewegte Farbbilder bei den Versuchssendungen im Farbfernsehlabor des WDR zum Einsatz. Mit der Kamera wurden auch ausführliche Untersuchungen zur Verbesserung der Farbübertragungseigenschaften durchgeführt und betriebstechnische Anforderungen für Live-Produktionen ermittelt. Dabei mussten zudem unterschiedliche Beleuchtungsarten im Studio aber auch unter Flutlichtbedingungen in Stadien auf ihre Auswirkungen auf die Farbaufnahme untersucht werden.

Die Ergebnisse der mit dieser ersten Farbkamera durchgeführten Untersuchungen wurden von den Kameraherstellern bei der Entwicklung neuer Farbkameras berücksichtigt, so dass die Qualität nach und nach deutlich gesteigert werden konnte.

Im Vergleich zu heutigen Kameras ist die TK 41c riesengroß und sehr sehr schwer: Der Kamerakopf inklusive Bildsucher wiegt ca. 140 kg. Er hat eine Breite von 53 cm, eine Höhe von 68 cm und eine Länge von 1,52 m.

Der Farbfilm-Abtaster FC 35 L 15 A

Der Farbfilm spielte bei der Einführung des Farbfernsehens eine sehr wichtige Rolle. Farbaufzeichnungen auf Magnetbändern waren technisch noch nicht möglich. Deshalb mussten alle (Test-)Sendungen, die nicht live gesendet werden konnten, auf Farbfilm gespeichert werden. Beim Abspielen der Sendung wurden dann die Farbfilme von sog. Farbfilm-Abtastern in Fernsehsignale gewandelt.
Der im Farbfernsehversuchslabor des WDR eingesetzte Farbfilm-Abtaster FC 35 L 15 A ist eine Sonderanfertigung der Fa. Fernseh GmbH. Die Anlage war auf die speziellen Anforderungen des Versuchsbetriebs zugeschnitten. In umfangreichen experimentellen Versuchsreihen sind mit dem Gerät die für die fernsehgerechte Abtastung von Farbfilmen optimalen Eigenschaften des Filmmaterials und seiner Belichtung ermittelt worden. Auf der Basis dieser Werte gelang es, spezielles farbfernsehtaugliches Negativ- und Umkehr-Filmmaterial in Zusammenarbeit mit verschiedenen Herstellerfirmen und Kopieranstalten zu entwickeln. Darüber hinaus wurden mit dem Gerät weitere wichtige Untersuchungen durchgeführt, so z. B. zur elektronischen Umkehr von Negativmaterial und zur Korrektur von Farbwertfehlern.

Die Bildaufzeichnungsanlage TR 22

Die magnetische Aufzeichnung von Farbfernsehsignalen war wegen der sehr hohen Anforderungen an die Phasenstabilität des Farbsignals mit erheblichen Problemen verbunden, insbesondere bei der PAL-Codierung. Bei der Bearbeitung dieser Problemstellung sind in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma RCA langwierige und umfassende Untersuchungen an einer beim WDR Köln im Einsatz befindlichen Aufzeichnungsanlage des Typs TR 22 durchgeführt worden. Ziel war es, die durch die Gleichlaufschwankungen der rotierenden Kopfscheibe bedingten Phasenfehler so weit zu reduzieren, dass die erforderliche Phasenstabilität bei der Wiedergabe erreicht wird. Nach langwierigen Mess- und Versuchsreihen gelang dies schließlich durch geeignete Schaltungsmodifikationen. Mit dieser Labor-Anlage konnten am 21. Februar 1966 zum ersten Mal PAL-Farbfernsehsignale über eine Dauer von mehreren Stunden aufgezeichnet und in einwandfreier Bildqualität wiedergegeben werden. Die Versuchsergebnisse sind in die Entwicklung der ersten PAL-tüchtigen RCA Magnetbild Aufzeichnungsanlage des Typs TR 70 eingeflossen, die ab 1967 im offiziellen Farbsendebetrieb des WDR zum Einsatz gekommen ist.