Themen des WDR-Rundfunkrats im Januar
Berichterstattung zu den Kölner Ereignissen in der Silvesternacht
In einer ausführlichen Diskussion befasste sich der WDR-Rundfunkrat in seiner öffentlichen Sitzung am 14. Januar 2016 mit der Berichterstattung des WDR über die dramatischen Ereignisse in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof. Im Mittelpunkt standen Fragen nach der relativ späten Berichterstattung über die Ereignisse und zu den journalistischen Anforderungen an eine Berichterstattung, welche die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der Zuwanderung nach Deutschland weder beschönigt noch übertreibt.
Die Mitglieder des Aufsichtsgremiums fragten zum einen nach den Konsequenzen, die der Sender aus den Fehlinformationen der Kölner Polizeiführung am Neujahrstag für die Prinzipen seiner journalistischen Recherche ziehen werde. Zum anderen ging es um die Notwendigkeit, die schnelle Zusammenarbeit der Internet-, Hörfunk- und Fernsehredaktionen auch an personell weniger stark besetzten Tages- und Nachtzeiten zu gewährleisten.
Intendant Tom Buhrow betonte, dass bei unsicherer Faktenlage wie am Neujahrstag 2016 für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen müsse. Er forderte aber auch, dass durch eine breitere Auswahl verlässlicher Quellen und eine verbesserte crossmediale Zusammenarbeit im Sender Zweifel an der Schnelligkeit und Professionalität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vermieden werden müssten.
Breiten Raum nahmen in der Diskussion differenzierte und nachdenkliche Fragen zum Beitrag der Medien – vor allem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – im politischen und gesellschaftlichen Diskurs über die Konsequenzen aus der großen Zahl von Flüchtlingen in Deutschland. Es sei ein schwieriger, aber unverzichtbarer Balanceakt für die Redaktionen, sowohl Herausforderungen als auch Chancen, die sich für unsere Gesellschaft durch Flucht, Migration und Integration böten, realistisch und glaubwürdig darzustellen. Der Rundfunkrat und auch sein Programmausschuss werden diesen Prozess in den nächsten Monaten im Rahmen ihrer Programmbeobachtung kontinuierlich begleiten.
Neues Internetangebot für Flüchtlinge
Vom Sprachkurs bis ,Sendung mit der Maus’ – unter dem Titel „WDRforyou“ bietet der WDR nun im Internet ein umfangreiches Angebot in Deutsch, Arabisch, Englisch, Farsi an. Mit den vier Schwerpunkten Dokumentation/Nachrichten, Informationen, Sport/Unterhaltung sowie Kinder richtet es sich an Flüchtlinge, die neu in Deutschland sind, Helfer/innen und weitere Interessierte. Der WDR-Rundfunkrat ließ sich in seiner Januar-Sitzung über das neue Angebot informieren und lobte ausdrücklich die inhaltliche Vielfalt sowie das Engagement der Beteiligten.
Novelle WDR-Gesetz
Der WDR-Rundfunkrat befasst sich seit mehreren Monaten regelmäßig mit der Vorbereitung des neuen WDR-Gesetzes, der Landtag NRW wird es voraussichtlich Ende Januar 2016 beschließen. Von den vorgesehenen Änderungen betreffen zahlreiche das öffentlich-rechtliche Aufsichtsgremium und treten mit dem neuen Gesetz sofort in Kraft. So sollen sich künftig zwei natürliche Personen direkt beim Rundfunkrat als Mitglieder für die nächste Amtsperiode bewerben können. Dazu erarbeitet das Gremium ein offenes und transparentes Verfahren, das nach dem bisherigen Zeitplan des Gesetzgebers ab März 2016 auf der Internetseite des Rundfunkrats veröffentlicht werden soll.
Zu weiteren, inhaltlichen Änderungen hat der Rundfunkrat wiederholt Stellung bezogen. So unterstützt er die vorgesehene Stärkung der WDR-Gremien und sieht in der Verlagerung einzelner Aufgaben eine Schärfung der Profile von Rundfunkrat und Verwaltungsrat. Anders als im Entwurf vorgesehen, plädieren die Gremien allerdings gemeinsam dafür, dass der Rundfunkrat auch künftig über die mittelfristige
Finanz- und Aufgabenplanung des WDR entscheidet. Sie ist inhaltlich eng mit dem Haushalt des WDR verknüpft, über den der Rundfunkrat ebenfalls beschließt. Zur vorgesehen Ausweitung des Gremiums haben seine Mitglieder bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass es mit zunehmender Größe des Rundfunkrats schwieriger wird, die Kontrollfunktion effizient und effektiv zu erfüllen.
Ausblick
Der WDR-Rundfunkrat tagt seit März 2015 stets öffentlich, soweit die Beratungsinhalte dies zulassen. Mit diesem Beschluss hat er die anstehende Novelle des WDR-Gesetzes vorweggenommen, nach der öffentliche Sitzungen sogar Vorschrift werden sollen. Hier die weiteren Termine 2016, Sitzungsort ist meist Köln:
11. Februar, 7. März, 8. April, 31. Mai, 30. Juni, 1. September, 30. September,
24. Oktober, 17. November, 2. Dezember, 19. Dezember
Informationen zu Tagesordnungen, Protokolle und weitere Angaben zu inhaltlichen Schwerpunkten finden sich auf wdr-rundfunkrat.de. Ebenfalls dort zu finden sind Selbstauskünfte der Mitglieder über ihre Ämter und Positionen.
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