Webdokus im Wandel

Multimedial Geschichten erzählen

Stand: 30.10.2014, 18:34 Uhr

Einer Lawine und einem Buschfeuer ist es zu verdanken, dass sich Dokus im Internet in den vergangen zwei Jahren stark weiterentwickelt haben. Denn die 2012 und 213 veröffentlichten Web-Specials "Snowfall" (New York Times) und Firestorm (Guardian) zeigten einen völlig neuen Weg, wie Geschichten und Ereignisse im Netz dokumentiert werden können. Beide Projekte dienten auch dem WDR als Vorbild, als wir 2013 mit "Pageflow" eine völlig neue Darstellungsform für WDR-Inhalte im Internet entwickelt haben.

Von Stefan Domke und David Ohrndorf

Zuvor waren Webdokus (nicht nur im WDR) meist nicht mehr als Stückwerk. Im Mittelpunkt standen fast ausnahmslos klassische Fernseh-, Hörfunk- oder Zeitungsreportagen, die mit zeitlicher Verzögerung „ins Netz gestellt“ wurde. Wirklich netzoriginär waren oft nur die zu kleinen Fotos oder Videos. Und als innovativ galt bereits, wer in einem separaten Extra-Kasten ein „Making Of“-Video oder eine Fotogalerie präsentierte, für die im Original-Format kein Platz war.

"Pageflow" definiert multimediales Erzählen neu

"Pageflow" verbindet hochwertig produzierte Elemente auf neue Art: So können multimediale Dokus entstehen, die sich in ihrer ganzen Bandbreite bei dem bedienen, was technisch möglich ist: Videos in HD-Qualität, Fotos, die mit zusätzlichen Text-Informationen oder einem atmosphärischen O-Ton kombiniert werden können. Interaktive Diagramme, die komplexe Zusammenhänge visualisieren. Und 360°-Panoramen oder Vorher/Nachher-Fotos, die NutzerInnen interaktiv drehen oder verschieben können.

Bei Netzdokus sind die Konsumierenden stärker selbst gefordert: Die ZuschauerInnen bzw. NutzerInnen entscheiden selbst, welche Texte sie lesen oder welche Videos sie anschauen. Die Bedienung läuft einfach per Mausklick oder Fingerstreich auf Smartphone, Computer oder Tablet.

Für Autoren von Webdokus bedeutet das neue Format: Ihnen stehen deutlich mehr Instrumente im journalistischen Werkzeugkasten zur Verfügung. Sie können entscheiden, welches Detail der Geschichte mit welchem Medium dokumentieren wird: als Text, Video interaktives 360°-Panorama.

Die Darstellungsmöglichkeiten im Internet ändern sich genauso schnell wie die technische Entwicklung. Gut möglich, dass "Pageflow" und andere Formate im Netz schon bald wieder ganz anders aussehen als heute.

Grimme-Sonderpreis für "Pop auf'm Dorf"

Der Jury des Grimme Online Awards hat im Juni 2014 gleich die erste mit "Pageflow" erstellte Geschichte "Pop auf'm Dorf" ausgezeichnet. Im Mittelpunkt der Multimedia-Reportage steht das "Haldern Pop Festival", ein kleines Musikfestival am Niederrhein.

Die Jury lobt: "Der Betrachter informiert sich nicht nur über ein Ereignis, er erfährt und erlebt etwas, taucht ein." Genau das versucht der WDR mit den mittlerweile rund 50 veröffentlichten Webdokus umzusetzen.