Technik der Zukunft
Wie erkennt Software Emotionen?
Stand: 10.06.2015, 10:38 Uhr
Ein US-Unternehmen hat eine Software entwickelt, die in Echtzeit erkennt, ob man gelangweilt ist, glücklich oder traurig. Im Moment wird die Technik vor allem in der Werbe- und Filmindustrie eingesetzt. Aber in Zukunft will das Unternehmen noch viel mehr.
Wie geht das genau?
Das funktioniert zum Beispiel mit der Kamera im Computer oder Smartphone. Erlaubt man dem Programm den Zugriff auf die Kamera, erkennt es automatisch die Hauptpunkte im Gesicht: die Augen, den Mund, die Nase, etc ... Dann kommt ein Algorithmus zum Einsatz. Der wurde darauf ausgelegt, Veränderungen im Gesicht zu erkennen und zu deuten. Hochgezogene Augenbrauen sind beispielsweise ein Hinweis darauf, dass jemand überrascht ist.
Was soll das Ganze?
Im Moment kommt das Programm der Firma Affectiva vor allem in der Werbe- und Filmindustrie zum Einsatz. Zum Beispiel wird getestet wie Menschen neue Werbeclips finden oder welche Version eines Filmtrailers sie am meisten anspricht. Auch für den deutschen Werbemarkt hat Affectiva schon knapp 500 Videos getestet.
Wohin führt das?
Rana El Kaliouby, eine Mitgründerin von Affectiva, arbeitet seit 15 Jahren daran, dass Computer unsere Emotionen lesen können. Die Zukunftsversion von Kaliouby: Die Technik soll uns verstehen und auf uns reagieren. Zum Beispiel: Das Tablet soll unsere Stimmung aufzeichnen, sich merken, wie wir drauf sind und uns dann Videos vorschlagen, die zu unserer momentanen Stimmung passen. Oder der Spiegel im Bad merkt, dass ich nicht gut drauf bin und empfiehlt mir fünf Minuten Yoga zu machen.
Was hat das mit mir zu tun?
Die Technik ist keine Zukunftsvision mehr. Sie ist schon lange im Einsatz und auch andere Unternehmen arbeiten intensiv an der künstlichen Intelligenz. Das Erkennen von Emotionen im Gesicht könnte für viele Menschen interessant sein, zum Beispiel für Autisten: Die Technik könnte ihnen ermöglichen, die Emotionen ihres Gegenübers zu erkennen. Sie könnte aber auch dabei helfen zu erkennen, ob jemand depressiv ist.
Gibt es auch Gefahren?
Es gibt natürlich zum einen die Gefahr, dass die Technik missbraucht wird, vor allem, wenn sie eingesetzt wird, ohne dass man davon etwas weiß. Und zum anderen besteht die Gefahr, dass wir noch gläserner werden, als wir es ohnehin schon sind: Dann nämlich, wenn wir in Zukunft auch noch unsere Emotionen teilen oder sie von jeder Kamera, jeder Website vermessen werden können.