Die NRW-Neuwahlen im Netz

Netzschau zur Neuwahl in NRW

Der Wahlkampf beginnt bei Twitter

Stand: 15.03.2012, 06:00 Uhr

Der politische Paukenschlag in Nordrhein-Westfalen hat auch im Netz für Reaktionen gesorgt: Nach einem kurzen Raunen im Twitter- und Facebook-Kosmos ist im Internet prompt der Wahlkampf losgegangen.

Von Nina Giaramita

Das Rumoren und Spekulieren im Netz ging bereits vorher los. Am späten Dienstagnachmittag schreibt Jens Matheuszik in seinem "pottblog": "Ich glaube nicht daran" - und meint damit die Neuwahl in NRW. "Persönlich gehe ich davon aus, dass morgen bei der FDP oder der Linkspartei doch noch etwas Bewegung entstehen wird, damit die einzelnen Haushaltspläne in der zweiten Lesung nicht abgelehnt werden", schreibt der Pottblogger. NRW-Grünen-Chef Sven Lehmann ist ähnlicher Ansicht - via Twitter verkündet er am Dienstag: "Wir gehen davon aus, dass die Opposition morgen einen Weg finden wird, den Haushalt in zweiter Lesung passieren zu lassen."

Die Fraktion der NRW-SPD twittert dagegen vorsichtshalber schon einmal die neuesten Umfrageergebnisse, die auf "wahlrecht.de" veröffentlicht wurden. Demnach liegen SPD und CDU gleichauf mit 35 Prozent, die Piraten erhalten fünf Prozent und die FDP zwei. Das mögliche Scheitern der NRW-FDP bei Neuwahlen beschäftigt vorab Twitterer und Piraten-Mitglied Matthias Schrade aus Esslingen. Sein etwas schadenfroher Kommentar: "Hat da jemand gesagt 'Die kleine #FDP möchte aus dem Landtag abgeholt werden?'" Udo Vetter, Betreiber von "lawblog.de" twittert dagegen: "Das mit den möglichen Neuwahlen haben sich doch diese Piraten ausgedacht..."

NRW in den Twitter-Top-Ten

Aber dann kommt es anders. Fast ungläubig twittern die Social-Media-Verantwortlichen der SPD-Fraktion NRW: "Es sieht tatsächlich nach Neuwahlen aus." Schnell klettern die Begriffe "Haushalt", "Minderheitsregierung" und "Hannelore Kraft" in die Twitter-Top Ten des Tages. Das Hashtag #nrw führt die Twitter-Trends am Nachmittag an. Allmählich regt sich auch auf "Facebook" die Polit-Szene. Auf der Fan-Seite der FDP wird FDP-Landtagsfraktionschef Gerhard Papke zitiert: "Wir haben immer gesagt, der vorliegende Haushaltsentwurf der rot-grünen Landesregierung ist für uns weder zustimmungsfähig noch hinnehmbar." Fassungslos kommentiert Facebook-Mitglied Heinrich Kielhorn: "Nachdem die FDP jede Moral schon lange aufgegeben hat, bricht sie jetzt auch noch einfachste Klugheitsregeln. Was veranstaltet ihr denn bitte da in NRW?" Der Kommentar bringt ihm fünf "Gefällt mir"-Klicks ein.

Piratenpartei gibt den Ton an

Währenddessen entert die Piratenpartei die Netzdebatte über den Ausgang der Neuwahlen. Blogger Mario Sixtus twittert: "FDP raus, Linke raus, Piraten rein, und dann sehen wir weiter." Sebastian Jabbusch, der in seinem Twitter-Account unter "Passion: Demokratie" angibt, sieht die Piraten ebenfalls bereits auf der Gewinnerseite: "Die etablierten Parteien, wollen die #Piraten wirklich in alle Landtage bringen. Verrückt." Siegesgewiss gibt sich auch Michael Richter, Piraten-Mitglied, auf seiner "Google Plus"-Seite. "Wir sind bereit", schreibt er lakonisch. Die Journalisten von "ruhrbarone.de" setzen ebenfalls ganz auf die Piraten und machen auf ihrer Seite mit der Stellungnahme der Piraten zur Neuwahl auf.

Wahlkampf via Twitter

Am späteren Nachmittag spielen sich kleinere politische Scharmützel im Netz ab. Thomas Knüwer, Journalist aus Düsseldorf, twittert, was viele denken: "Man kann der der FDP nun wohl suizidale Tendenzen unterstellen." Darauf antwortet FDP-Anhänger Christian R.M. Koch: "Umfragen sind keine Wahlergebnisse..." Der "liberale Querdenker" gibt sich in seinen Twitter-Kommentaren kämpferisch: "Auf gehts, Brüder zur Freiheit!#Landtagswahlen"

Bewährte Parolen twittert auch SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil: "Neuwahl ist Chance für klare rot-grüne Mehrheit. Glück auf, Hannelore." Die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach wünscht dagegen via Twitter der CDU in NRW Glück: "Ärmel hochkrempeln und ran." Dass Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) NRW-Ministerpräsident werden will, bildet sich auch schon am Mittwochnachmittag im Netz ab. Auf seiner Facebook-Seite postet er: "NRW hat die Wahl - Schuldenstaat oder Zukunft für unsere Kinder." 78 Personen gefällt das. Twitterer @simonszu gehört ganz offenbar nicht zu den CDU-Fans - seine Warnung: "Liebe Mitbürger aus #nrw: Vergesst nicht, CDU wählen heißt Studiengebühren wählen."

Ungewöhnlicher Kandidat

Während die Netzgemeinde weiter vor sich hin twittert und postet, stellt sich unvermutet ein ganz neues Gesicht zur Wahl. Hans Sarpei (oder ein Pseudonym???), FC Schalke-Spieler , twittert kühn: "Ab dem 1.7. stehe ich als Ministerpräsident für #NRW zur Verfügung." Ganz so schlecht dürften seine Chancen nicht stehen - immerhin hat er über 6.000 Follower.