Zapfenstreich für Kerpen und Königswinter
Zwei NRW-Bundeswehrstandorte schließen
Stand: 26.10.2011, 11:34 Uhr
Jetzt ist es raus: Die Bundeswehr schließt ihre Standorte in Kerpen und Königswinter, in Augustdorf wird die Belegschaft halbiert. Insgesamt sinkt die Zahl der Dienstposten in NRW von rund 36.600 auf rund 26.800. Bundesverteidigungsminister de Maizière stellt den genauen Plan am Nachmittag vor.
Noch vor der offiziellen Verkündung am Mittwochnachmittag (26.10.2011) durch Verteidigungsminister Thomas de Maizière in Berlin hatte sein Ministerium Eckpunkte des Reformprogramms bekannt gegeben. Insgesamt sinkt die Zahl der Bundeswehr-Standorte in der Bundesrepublik von knapp 400 auf 264. Als geschlossen gelten nicht nur die Dienststellen, die komplett wegfallen, sondern auch die Standorte, deren Beschäftigtenzahl auf unter 15 sinkt, so dass sie nicht mehr als regulärer Standort angesehen werden.
Geschlossen werden auch Kreiswehrersatzämter
Wird komplett geschlossen: die Kaserne in Kerpen
In Nordrhein-Westfalen werden laut den Plänen Dienststellen des Standortes Kerpen mit gut 700 Stellen aufgelöst oder wie das Jagdbombergeschwader "Boelcke" nach Nörvenich verlegt; auch das Materiallager in Königswinter mit 70 Beschäftigten wird aufgelöst. Die Standorte Köln und Augustdorf bleiben zwar bestehen, allerdings verlieren sie jeweils über 1.000 Planstellen. Augustdorf wird dabei sogar fast halbiert: Bislang arbeiten hier 4.050 Angestellte, künftig sollen es nur noch 2.480 sein. Geschlossen werden auch zahlreiche Kreiswehrersatzämter, darunter Köln und Düsseldorf. Insgesamt sinkt die Zahl der Stellen in NRW von 36.600 auf 26.800.
Auflösen und umschichten
Knapp 10.000 Stellen werden also NRW-weit wegfallen; gleichzeitig werden etliche Stellen auch umgeschichtet, so dass manche Standorte nach der Reform mehr Arbeitsplätze haben als vorher. In Kalkar etwa steigt die Zahl von 420 auf 820, in Bonn von 3.470 auf 3.690, in Euskirchen um 320 auf 1.260 und in Erndtebrück bei Siegen um 280 auf 860 Stellen.
Wegfall der Wehrpflicht befördert Personalabbau
Bundesweit schrumpft die Truppe von 330.000 Dienstposten auf rund 90.000. Das sei laut Thomas de Maizière für die Standorte eine "schlechte Nachricht". Gut hingegen sei, dass die Zahl der Dienstposten, die in der neuen Struktur wegfallen, etwa drei Mal so groß sei wie der tatsächliche Personalabbau. Hintergrund ist der ohnehin sinkende Personalstand wegen der abgeschafften Wehrpflicht. De Maizière fügte hinzu, dass es kein Bundesland gebe, das ohne Stellenabbau auskomme.
Wahrscheinlich kein finanzieller Ausgleich für Schließungen
Ein historischer Einschnitt für die Bundeswehr
Auch das Verteidigungsministerium selbst wird von derzeit gut 3.000 Mitarbeitern um ein Drittel auf 2.000 reduziert. Erster Dienstsitz bleibt Bonn, doch sollen die meisten Dienstposten nach Berlin gehen, wo derzeit nur 500 Mitarbeiter tätig sind. Wenig Hoffnung machte de Maizière schließlich den Ländern auf Unterstützung des Bundes als Ausgleich für den Verlust von Standorten: "Der Einzelplan 14 (Wehretat) steht dafür nicht zur Verfügung."