Massenkarambolage bei Dormagen
Unfall auf A57: Polizei geht von Brandstiftung aus
Stand: 14.02.2012, 18:54 Uhr
Die Massenkarambolage auf der A57 bei Dormagen mit einem Toten und 13 Verletzten wurde vermutlich durch Brandstiftung ausgelöst. Ein Feuer unter einer Brücke hatte für dichter Qualm auf der Fahrbahn gesorgt. Die Brücke bleibt mindestens bis zum Wochenende gesperrt.
Albtraum für jeden Autofahrer: Plötzlich nimmt starker Rauch auf der Autobahn die Sicht. Aus diesem Grund krachten in der Nacht zu Dienstag (14.02.2012) 21 Fahrzeuge auf der A57 zwischen Köln und Düsseldorf ineinander - sechs Laster und 15 Personenwagen. Dabei starb ein Mensch, 13 Personen wurden verletzt, zwei von ihnen schwer. Die Ursache für den Rauch: Unter einer Brücke der A57 bei Dormagen brannten zu diesem Zeitpunkt Plastikrohre. Nach Angaben von NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) seien die Plastikrohre schwer entflammbar gewesen. "Um solche Rohre in Brand zu setzen, sind erhebliche Hilfsmittel nötig, sprich: Brandbeschleuniger", sagte Voigtsberger. "Ganz offensichtlich steckt hier kriminelle Energie dahinter." Die Rohre hätten aus dem schwer entflammbaren Material Polyethylen bestanden, das für Fernmeldeleitungen benutzt werde. Sie durften dort gelagert werden, betonte Voigtsberger.
Die vielbefahrene Autobahn bleibt nach Angaben von Straßen.NRW mindestens bis zum Wochenende zwischen Neuss-Süd und Köln-Nord komplett gesperrt. Der Verkehr wird umgeleitet. Verkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) versprach schnelle Entscheidungen, damit der Verkehr zeitnah wieder fließen könne, wenn auch eingeschränkt. Die Erneuerung der Brücke wird nach ersten Einschätzungen eineinhalb Jahre dauern.
Genaue Umstände noch unklar
Die Plastikrohre waren auf einem asphaltierten Feldweg unter der Brücke gelagert. Es sei nicht denkbar, dass sich die Rohre selbst entzündet hätten, sagte der Polizeisprecher. "Wir stehen erst am Anfang und müssen die konkreten Umstände der Brandlegung ermitteln", sagte Staatsanwalt Andreas Ridder. Daten und Ermittlungsergebnisse müssten zusammengetragen werden. Das könne "einige wenige Tage" dauern.
Die Polizei schätzt den Sachschaden auf mehrere hunderttausend Euro. Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 29 Jahre alten Mann aus Jüchen, zwei Unfallopfer wurden schwer verletzt.
Seilwinden statt Abschleppwagen
Spezialfirmen waren am Dienstag damit beschäftigt, die Brücke zu stützen. Neben Statikern und Sachverständigen waren das Technische Hilfswerk (THW), Einsatzkräfte des Landesbetriebs Straßen.NRW und Polizeibeamte aus benachbarten Kreisen wie Mönchengladbach, Köln, Düsseldorf, Mettmann und dem Rhein-Erft-Kreis am Unfallort. Ein Spezialhubschrauber vermaß die Unfallstelle. Wegen der Einsturzgefahr der Autobahnbrücke konnten die beschädigten und teilweise ausgebrannten Autos nicht per Abschleppwagen von der Unfallstelle geräumt werden. Stattdessen wurden Seilwinden eingesetzt, um die Fahrzeuge von der Brücke zu ziehen.
Am Dienstag bildeten sich lange Staus an der Unfallstelle. Wie das WDR-Verkehrsstudio mitteilte, waren am Dienstagmorgen alle angrenzenden Autobahnen und Bundesstraßen überlastet. Besonders die A59, die A3, die A46 sowie Bundesstraßen B9 und B477 waren betroffen. Während der Sperrung, die mindestens bis zum Wochenende dauert, wird der Verkehr ab Neuss-Süd und Köln-Nord auch weiterhin über diese Straßen umgeleitet. Die Staugefahr ist dort deshalb weiterhin erhöht.
Brücke seit 1963 genutzt
Während des Wiederaufbaus der Brücke in den nächsten eineinhalb Jahren müssen Pendler mit weiteren Behinderungen rechnen. Der besonders stark beschädigte Brückenteil in Fahrtrichtung Köln wird abgerissen, in Gegenrichtung wird die Brücke abgestützt. Die Kosten waren zunächst nicht absehbar.
Die 67 Meter lange Autobahnbrücke wurde 1963 für den Verkehr freigegeben. Täglich fahren rund 70.000 Fahrzeuge über das vierspurige Bauwerk.