Die #Maggikalypse von Köln
Seltsamer Geruch in Köln und Umgebung
Stand: 12.06.2013, 09:30 Uhr
Die Feuerwehr in Köln hat den Grund für den "Maggi"-Geruch gefunden, der am Dienstagmorgen (11.06.2013) in der Stadt zu riechen war: Ein Brand in einem Neusser Chemiebetrieb, der Aromen für die Lebensmittelindustrie herstellt, rund 30 Km nördlich von Köln. Der freigesetzte Stoff soll nicht gesundheitsschädlich sein.
Um 3.15 Uhr am Dienstagmorgen (11.06.2013) sei ein Feuer in einem Chemiebetrieb in Neuss an der Grenze zu Dormagen ausgebrochen, teilte die Kölner Feuerwehr am Mittag zunächst mit. Später stellte die Betriebsleitung jedoch richtig: Gebrannt habe es nicht. Der Stoff sei bei einem Destillationsprozess mit einer heißen Oberfläche in Kontakt gekommen. Es habe eine Verdampfung gegeben, wodurch eine Löschanlage ausgelöst worden sei. Dabei wurde Sotolon freigesetzt - so heißt der Geruchsstoff, der auch in dem "Maggi-Kraut" Liebstöckl enthalten ist. Da zur Zeit des Feuers Nordwind geherrscht habe, sei die Geruchswolke rheinaufwärts Richtung Köln geweht worden. Sotolon ist laut Feuerwehrangaben nicht gesundheitsschädlich. Allerdings könnten menschliche Nasen empfindlich darauf reagieren.
Hersteller bedauert den Vorfall
Am Nachmittag teilte der Hersteller, die Hanke Aromastoff-Produktions GmbH (HAP) mit, dass im Rahmen eines Destillationsprozesses eine kleine Menge des Aromastoffes Sotolon ausgetreten und verdampft sei. Dadurch sei sofort eine Löschanlage ausgelöst worden, die einen Brand verhindert habe. Das Unternehmen betont: "Der Aromastoff Sotolon hat eine sehr niedrige Geruchswahrnehmungsschwellle und wird daher auch bei äußerst geringen Einsatzmengen als intensiv nach Curry und Liebstöckel oder Bockshornklee riechend wahrgenommen." Weiter heißt es in einer Presseerklärung: "HAP bedauert den Vorfall."
"Würzig" bis "ätzend"
Tatsächlich rümpfte am Morgen halb Köln die Nase: Ein Geruch, den die einen als "würzig", die anderen als "ätzend" bezeichneten, hing über der Stadt und sorgte für Aufregung: Allein bei der Kölner Feuerwehr gingen über 120 Meldungen ein, wie ein Feuerwehr-Sprecher WDR.de mitteilte. Dazu kamen Dutzende weitere besorgte Anrufer bei der Stadt und der Polizei. Im Kölner Stadtteil Nippes klagte ein Mitarbeiter des Bürgeramtes über starke Übelkeit und musste mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht werden.
Die Feuerwehr schickte Messfahrzeuge los, um Luftproben zu nehmen. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz, um die oberen Luftschichten zu erkunden: Zunächst ohne Erfolg. Auch aus Neuss, Leverkusen und Dormagen wurden Geruchsbelästigungen gemeldet. Viele Menschen fühlten sich an den Geruch von Suppenwürfeln erinnert, auf Twitter kursierte schnell der Hashtag "#maggikalypse", unter dem Sprüche, Witze und wilde Theorien verbreitet wurden.
Halb Köln schnüffelt - und was macht Neuss?
"Wir waren total überrascht", sagt Lothar Tetard von der Feuerwehr Neuss WDR.de. Aber nicht über den Gestank, sondern über die vielen Anrufe bei der Feuerwehr. Denn in Neuss selbst war nichts zu riechen! Tetard kann nur Vermutungen anstellen: "Ich nehme mal an, dass der Schornstein, über den der Stoff entwichen ist, so hoch ist, dass das über uns wegzog und in Köln runterkam." Die Neusser Feuerwehr war auch nicht im Einsatz, denn "das Schadensereignis war so gering, dass es durch eine Löschanlage schnell gelöscht werden konnte."
Maggi: "Wir haben nichts damit zu tun"
Wegen der Aufregung um den mysteriösen Geruch hatte man auch beim Maggi-Mutterkonzern Nestlé in Frankfurt die Geruchsmeldungen aus Köln genau verfolgt. "Wir haben aber nichts damit zu tun", so Firmensprecher Alexander Antonoff zu WDR.de. "Unsere Werke sind in Singen und in Lüdinghausen, das ist ja ein Stück von Köln entfernt. Dennoch haben wir vor Ort nachgefragt, ob es zu Unregelmäßigkeiten in der Produktion gekommen ist. Das war nicht der Fall." Als gelungene Werbeaktion, für die noch dazu kein Cent ausgegeben werden musste, will Antonoff die Geruchswolke über Köln nicht verstehen. "Uns ist zu wenig bekannt über Ursache und Hintergrund des Geruchs. Deshalb sind wir auch sehr vorsichtig mit Einschätzungen bezüglich irgendwelcher möglicher Effekte", so der Unternehmenssprecher.