Unternehmen bedauert Auftritt

Boxendes Känguru bringt Rheinbahn Ärger

Stand: 17.09.2014, 16:09 Uhr

Was als Attraktion gedacht war, ist in einem Eklat geendet: Ein boxendes Känguru auf einem Mitarbeiterfest beschert der Düsseldorfer Rheinbahn Ärger. Das Nahverkehrsunternehmen bedauert die Nummer.

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Auf dem Betriebsfest der Rheinbahn am Freitag (12.09.2014) und Samstag in einem Neusser Hotel hatte eine Dompteurin aus München in insgesamt drei Auftritten einen Boxkampf mit einem Känguru simuliert. Medienberichten zufolge verließen einige der insgesamt 4.000 Gäste aus Protest den Saal. Auch in den sozialen Medien erntete die Rheinbahn Kritik für die vermeintliche Attraktion. "Die Rheinbahn boxt sich direkt ins 19. Jahrhundert", schreibt der Grünen-Landtagsabgeordnete Matthi Bolte bei Twitter. Der Tierschutzbund spricht in einem Tweet von einer "geschmacklosen Aktion".

Das Nahverkehrsunternehmen versucht nun, die Wogen zu glätten: "Wir bedauern den Auftritt sehr. Er hätte nicht gebucht werden sollen", sagte Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander am Mittwoch. "Die Nummer ist allen Beteiligten durchgegangen, die ein Veto hätten einlegen können. Das ist dumm gelaufen." Eine weitere Aufarbeitung werde es nicht geben, heißt es vom Unternehmen. "Soweit ich weiß, sind keine Tierschutzbelange verletzt", sagte Lander. "Wir hätten das trotzdem lieber nicht erlebt. Aber es ist leider passiert und nicht mehr zu ändern. 99,9 Prozent des Fests waren in Ordnung."

Dompteurin: Keine Tierquälerei

Die Dompteurin, die namentlich nicht genannt werden wollte, wehrte sich im Gespräch mit WDR.de gegen die drastische Darstellung ihrer jeweils siebenminütigen Nummern. Es sei kein tatsächlicher Boxkampf gewesen, sondern eine Parodie, eine "Clown-Nummer“ mit einem boxenden Känguru. Ihr sieben Jahre altes Känguru Jupiter trete sie dabei leicht in den Po und haue sie. Das Känguru werde nicht geschlagen. "Das Känguru ist wie mein Kind“, sagte die Mittsechzigerin und wehrte sich gegen den Vorwurf der Tierquälerei. Sie habe alle behördliche Genehmigungen.

Veterinäramt: Genehmigung nicht eingeholt

Nach WDR-Informationen hatte die Tiertrainerin vom Münchner Veterinäramt aber die Auflage bekommen, beim zuständigen Veterinäramt eine Genehmigung für ihre Auftritte einzuholen. Das ist hier aber nicht geschehen. Deswegen muss das Neusser Kreisveterinäramt nun einen Bericht nach München schicken; der Dompteurin könnte nun ein Bußgeld bis zu 5.000 Euro drohen. Auf der Basis von Zeugenaussagen erklärte das Kreisveterinäramt, dass es die Genehmigung für den Auftritt in Neuss nicht erteilt hätte.

Vorwürfe gegen Rheinbahn

Nach den Känguru-Auftritten, einer am Freitagabend und zwei am Samstag, habe ihr ein Rheinbahn-Verantwortlicher gesagt, dass er mit der künstlerischen Darbietung zufrieden gewesen sei, erzählt die Dompteurin. Sie findet, dass die Rheinbahn sie mit dem Tier wohl nicht mehrfach hätte auftreten lassen, wenn es Vorbehalte gegegeben hätte. Die Tiertrainerin machte ihrerseits der Rheinbahn Vorwürfe. Es sei zunächst nicht dafür gesorgt gewesen, dass das Tier beim Reingehen genug Platz habe. Und außerdem seien am Freitag unter den Rheinbahn-Mitarbeitern viele betrunkene Zuschauer gewesen. "Ich habe es in 30 Jahren noch nicht erlebt, dass die Zuschauer so besoffen waren. Das war eine Zumutung für mich, mein Team und das Tier."

Partei kündigt Protest an

Die Känguru-Nummer ist für die Rheinbahn noch nicht ausgestanden: Die Tierschutzpartei/Freie Wähler in Düsseldorf kündigte am Mittwoch an, die "eklatante Verletzung der Tierrechte" mit einer entsprechenden Ratsinitiative zum Thema zu machen. Auch Aktionen vor den Zügen der Rheinbahn seien denkbar, sagte ein Sprecher. Im Vorfeld hatte das Fest schon wegen der Kosten in Höhe von rund 300.000 Euro in der Kritik gestanden.

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