Mouhanad Khorchide, Professor für Islamische Religionspädagogik

Konflikt an der Uni Münster

Runder Tisch soll Islam-Streit entschärfen

Stand: 05.02.2014, 16:20 Uhr

Seit Monaten kritisieren Muslime-Verbände die Ausbildung von Religionslehrern in Münster. Der Islam-Professor ist ihnen zu liberal. Jetzt einigten sich Land, Uni Münster und Verbände auf einen "runden Tisch", wie das Wissenschaftsministerium am Mittwoch (05.02.2014) mitteilte.

Von Martin Teigeler

Im Richtungsstreit um die Islamlehrer-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich eine gewisse Entspannung ab. Das NRW-Wissenschaftsministerium kündigte am Mittwoch (05.02.2014) eine "Einbeziehung der Verbände in die Weiterentwicklung des Instituts für islamische Studien an der Universität Münster". Dies hätten Landesregierung, Uni-Rektorin Ursula Nelles und Vertreter der im Koordinationsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossenen islamischen Verbände bei einem Gespräch in Düsseldorf vereinbart. Die Gesprächspartner waren sich demnach "einig, dass die bisherige Kommunikation nicht störungsfrei verlaufen sei und sie künftig partnerschaftlich und wohlwollend miteinander zusammenarbeiten wollen". Künftig soll regelmäßig ein "runder Tisch" tagen.

Betroffener nicht dabei

Der von den Verbänden mehrfach scharf attackierte Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni, Mouhanad Khorchide, war bei dem Gespräch in Düsseldorf nicht zugegen. Er war den Angaben zufolge auch nicht Gegenstand des Krisentreffens. "Über einzelne Personen wurde nicht gesprochen", sagte ein Sprecher der Uni. Auf die Frage, ob Khorchide Professor bleibe, sagte ein Sprecher von Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD): "Mir ist nichts Gegenteiliges bekannt." Personalfragen seien ohnehin Sache der Hochschule.

Glaubensstreit mit Muslim-Verbänden

 Mouhanad Khorchide, Professor für Islamische Religionspädagogik

Angegriffener Islam-Forscher

Der Koordinationsrat als Zusammenschluss der vier großen Islamverbände in Deutschland hatte Ende 2013 die Abberufung von Khorchide gefordert. Die Verbände werfen dem Professor eine zu liberale Auslegung des Koran vor. Der Wissenschaftler vertrete eine Lesart des Korans, die sich am Zeitgeist orientiere, heißt es in einem Gutachten im Auftrag des Koordinationsrates. Der islamische Theologe hat sich mit dem Konzept eines "barmherzigen Islam" einen Namen als Reformer weit über die muslimischen Grenzen hinaus gemacht. Khorchide selbst möchte sich aus der öffentlichen Debatte um seine Person weitestgehend heraushalten, wie er kürzlich in Wien sagte. "Solange ich die Rückendeckung der Universität und meiner Studierenden habe, sehe ich keine Veranlassung dazu, mich von meiner Lehrtätigkeit zurückzuziehen", sagte der Theologe. Der Konflikt um seine Person sei in erster Linie politisch motiviert, äußerte Khorchide.

Der KRM selbst hat keine Möglichkeit, Khorchide zu entlassen. Dies kann nur ein konfessioneller Beirat für islamische Theologie, der sich an der Uni Münster in den kommenden Monaten konstituieren soll. Die Bildung dieses Beirats war bisher an Personalstreitigkeiten gescheitert. Er setzt sich je zur Hälfte aus Vorschlägen der Uni Münster und der Islamverbände zusammen. Solange es keinen Beirat gibt, kann die Uni keine neuen Professoren berufen oder Lehrinhalte ändern. Dies geht übergangsweise nur mit Genehmigung des Schulministeriums. In Münster werden Islam-Wissenschaftler und angehende Lehrer ausgebildet, die in den nächsten Jahren bekenntnisorientierten Islam-Unterricht an den Schulen geben sollen. Bereits Khorchide Vorgänger Sven Kalisch war von muslimischen Verbänden abgelehnt worden.