Ein Mann verlässt eine Kirche

Eckdaten der Bistümer 2013

Fast 180.000 Katholiken treten aus Kirche aus

Stand: 18.07.2014, 13:17 Uhr

Fast 180.000 Menschen sind im Jahr 2013 aus der Katholischen Kirche ausgetreten. So viele wie nie zuvor. Allein im Bistum Köln hat sich die Zahl der Austritte auf 17.000 erhöht. Ein Grund könnte der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sein.

Am Freitag (18.07.2014) hat die Deutsche Bischofskonferenz die so genannten "Eckdaten des Kirchlichen Lebens in den Bistümern Deutschlands 2013" vorgestellt. Ins Auge fällt dabei besonders die zunehmende Zahl der Kirchenaustritte. Sie ist im Jahr 2013 auf 178.805 angestiegen - damit haben 60.000 Menschen mehr als im Jahr davor die Katholische Kirche verlassen. 2012 waren es noch 118.335 Austritte.

Affäre um Limburger Bischof als Austrittsgrund?

"Die aktuellen Zahlen sind schmerzlich und alle in der Kirche müssen das ernst nehmen für ihr Handeln", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Ein Grund für die gestiegenen Austrittszahlen könne der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sein. Das habe zu einem Glaubens- und Vertrauensverlust geführt, ähnlich wie nach den Missbrauchs-Skandalen. "Wir müssen immer wieder versuchen, auf allen Ebenen Vertrauen zu schaffen durch gute und überzeugende Arbeit", betonte Marx. Das gelte natürlich besonders für Bischöfe und Priester.

Austritte aus der Katholischen Kirche in NRW
20122013
Bistum Aachen3.9246.547
Bistum Essen3.4245.405
Bistum Köln10.54717.012
Bistum Münster5.66210.112
Bistum Paderborn4.9798.356

Massive Vertrauens- und Glaubenskrise

Durch den Tebartz-van Elst-Skandal hätten viele Menschen Sinn und Unsinn der Kirchenfinanzierung hinterfragt, meint WDR-Religionsexperte Theodor Dierkes. "Besonders deutlich wurde der Vertrauensverlust in die Kirche im zweiten Halbjahr - als besonders viel über den Limburger Bischof diskutiert wurde." Wären die Vorgänge um den Neubau der Bischofskonferenz früher in der Öffentlichkeit diskutiert worden, wären voraussichtlich noch mehr Katholiken aus der Kirche ausgetreten, vermutet Dierkes.

Zu wenig Transparenz

Bischöfe unterhalten sich am 10.03.2014 vor der Eröffnungsmesse der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Innenbereich des St.-Paulus-Doms in Münster

Immer weniger Menschen haben Vertrauen in die Katholische Kirche

Damit hat die Austrittswelle aus der Kirche einen neuen Höhepunkt erreicht. Am meisten Menschen sind nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Jahr 2010 ausgetreten, da waren es 181.193. "Dann kam Papst Franziskus und alle dachten, nun wende sich das Blatt", sagt Dierkes. Auch für 2014 rechnet Dierkes mit hohen Austrittszahlen. "Es gibt bereits Anzeichen, dass auch in den ersten Monaten viele Menschen ausgetreten sind. Es gibt immer noch zu wenig Transparenz."

Auch aus der evangelischen Kirche sind mit 146.000 Gläubigen im Jahr 2013 10.000 mehr ausgetreten als im Jahr zuvor. "Bisher war es immer so, dass mehr Gläubige aus der evangelischen Kirche ausgetreten sind", erklärt Dierkes. "Die Katholiken haben traditionell stärker zu ihrer Kirche gehalten." Inzwischen kehre sich dieser Trend allerdings um.