FAQ zu Datenschutz-Regeln bei Google

Was ist neu bei Google?

Stand: 01.03.2012, 06:00 Uhr

Das Internet-Unternehmen Google hat am Donnerstag (01.03.2012) seine Datenschutzbestimmungen geändert. Die neuen Datenschutz-Regeln gelten nun für alle Google-Dienste, vom sozialen Netzwerk bis zum Videoportal. Was bedeutet das für die Nutzer? Fragen und Antworten.

Von Rainer Striewski

Warum hat Google zum 1. März neue Regelungen getroffen?

Google bietet im Internet über 60 Dienste an - vom Webmail-Dienst über Kartenanwendungen oder einer Video-Plattform bis hin zu Statistik-Software für Homepage-Betreiber. So unterschiedlich die Dienste auch auf den ersten Blick sein mögen, für Google steht bei all diesen Anwendungen stets eines im Mittelpunkt: die Daten der Nutzer.

Wie das Unternehmen diese Daten nutzen darf, welche Rechte also der Nutzer Google an seinen privaten Daten einräumt, das wurde bisher in den Datenschutzbestimmungen der jeweiligen Anwendung beschrieben. Diese unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen führt Google nun zusammen und bietet seit dem 1. März nur noch eine Datenschutzbestimmung für all seine Dienste an.

Wer ist von der neuen Regelung betroffen?

Die neuen Regelungen betreffen rein rechtlich alle Nutzer, die im Internet Dienste oder Seiten von Google nutzen oder auch Seiten, die technisch (etwa über eine Statistik-Anwendung) mit Google verknüpft sind. Auswirkungen haben die neuen Regelungen aber in erster Linie für Nutzer mit einem Google-Konto.

Um welche Daten geht es genau?

Google sammelt und speichert nicht nur die Daten, die die Nutzer bei der Erstellung eines Kontos selber eingeben (beispielsweise Name, Adresse, Kreditkartennummer). Das Unternehmen sammelt auch Informationen zu vom Nutzer gestellten Suchanfragen, zu verfassten E-Mails oder auch Informationen über genutzte W-LAN-Zugänge, GPS-Ortungsdaten oder auch Handy-Rufnummern. Diese Daten wurden und werden unter anderem verwendet, um dem Nutzer Werbeanzeigen präsentieren zu können, die möglichst genau auf den jeweiligen Nutzer zugeschnitten sind.

Welche Vorteile hat die Änderung?

Musste man sich bisher bei jeder Google-Anwendung, die man nutzen wollte, mit den jeweiligen Datenschutzbestimmungen beschäftigen, so reicht heute das Lesen und Verstehen nur einer einzigen Datenschutzbestimmung. Auch die Anmeldung bei den einzelnen Google-Anwendungen hat das Unternehmen damit vereinfacht. Mit einer einmaligen Registrierung im Google-Netzwerk - und der Zustimmung zu der neuen zentralen Datenschutzbestimmung - kann man nun mit einem Nutzernamen alle Google-Dienste nutzen.

Datenschutz bei Google Plus

Datenschutz-Einstellungen bei Google+

Wenn man sich beispielsweise erstmals für den Google-Mail-Dienst registriert, so ist man mit seinen Daten automatisch auch im sozialen Netzwerk Google+ oder bei der Video-Plattform Youtube registriert. Fortan reicht dann das einmalige Anmelden im Google-Netzwerk mit Nutzernamen und Passwort, um gleichzeitig bei allen Google-Diensten angemeldet zu sein. Man muss sich so keine unterschiedlichen Benutzernamen für den Webmail-Dienst oder die Video-Plattform merken oder sich bei jedem Dienst einzeln anmelden.

Nicht nur die Anmeldedaten, auch die Benutzerdaten werden nun zusammengeführt. Auch das hat durchaus Vorteile für den Nutzer (aber auch Nachteile, siehe unten). Google schreibt dazu: "Wenn Sie in Google angemeldet sind, können wir Ihnen anhand der Interessen, die Sie in Google+, Google Mail und Youtube zum Ausdruck gebracht haben, Vorschläge für Suchanfragen anzeigen und Ihre Suchergebnisse personalisieren. "

Welche Nachteile hat die Änderung?

Logo von Google spiegelt sich in einem Auge

Google will seine Nutzer genau im Blick haben

Die neue Datenschutzerklärung ist zwar kurz und verständlich gehalten, der Nutzer hat nun aber keine Möglichkeit mehr, festzustellen, welcher Dienst welche Daten erfasst. Hinzu kommt: Mit der gemeinsamen Datenschutzerklärung für alle Dienste und der gemeinsamen Anmeldung für den Nutzer werden nun auch alle Nutzerdaten zusammengeführt.

Bisher landeten die Daten der Nutzer von beispielsweise Google Mail oder der Video-Plattform Youtube zwar letztendlich auch immer auf den (ausländischen) Servern von Google, sie waren aber in verschiedenen Datenbanken gespeichert und - ganz wichtig - nicht mit einander verknüpft. Das ändert sich nun. Google kombiniert die Daten seiner Nutzer, erstellt Profile, um mehr über die Nutzer zu erfahren: Informationen aus dem sozialen Netzwerk Google+ werden mit den Video-Sehgewohnheiten bei Youtube kombiniert und zusammen mit den Suchanfragen des Nutzers oder auch seinem Surfverhalten abgespeichert.

Dabei ist für den Nutzer nicht immer ersichtlich, wann er Google welche Daten überlässt. Mit dem Dienst Analytics bietet Google beispielsweise eine Webseiten-Statistik-Software an, die derzeit von vielen Seitenbetreibern eingesetzt wird. Dabei werden nicht nur Seitenaufrufe einer Homepage gezählt, vielmehr werden die Rechner-Daten und das Surfverhalten der einzelnen Seitenbesucher auf Google-Server übertragen, dort gespeichert und ausgewertet und schließlich als kostenloser Service dem Homepage-Betreiber zugänglich gemacht. Wenn der beobachtete Seitenbesucher zum Zeitpunkt des Seitenbesuchs bei Google angemeldet ist, wird dies registriert und der Besuch der Seite (und Folgeseiten) im Google-Profil des Nutzers abgespeichert. Das Unternehmen sammelt und kombiniert also nicht nur die Daten, die der Nutzer dem Konzern aktiv übergibt (Suchanfragen, E-Mail-Adressen), sondern auch Daten, die der Nutzer auf Seiten hinterlässt, die er auf den ersten Blick nicht mit Google in Zusammenhang bringt.

Ein Nutzer hält ein Android-Handy in einem Café in den Händen und sucht im Internet nach Informationen

Auch Handy-Daten können ausgelesen werden

Zusätzlich hat der Konzern mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android theoretisch Zugriff auf alle Handy-Daten des Nutzers und kann sogar jederzeit ermitteln, wo sich der Nutzer gerade aufhält. So lässt sich nicht nur das (mobile) Surfverhalten, sondern auch ein ganz reales Bewegungsprofil des Google-Nutzers speichern und auswerten.

Kann ich die neuen Datenschutzbestimmungen ablehnen?

Nein. Sie können zwar Ihr Konto nicht mehr nutzen oder sich vom Netzwerk komplett abmelden. Wenn Sie aber Wert auf die Google-Dienste legen, haben Sie keine Wahl - und den neuen Bestimmungen automatisch mit der Nutzung der Dienste zugestimmt.

Habe ich keine Kontrolle mehr über meine Daten?

Doch, teilweise schon. Google hilft Ihnen sogar dabei, die Übersicht zu wahren. Wenn ein Nutzer erfahren möchte, welche Daten Google über ihn gespeichert hat, so kann er das "Google-Dashboard" aufrufen. Dort findet der Nutzer eine Liste einiger Daten, die mit dem jeweiligen Nutzer-Konto verknüpft sind.

google plus

Ein Unternehmen, viele Dienste

Dieses Dashboard ist Teil einer Sammlung, die Google "Datenschutz-Tools" nennt. Mit diesen Tools ("Werkzeugen") kann der Nutzer teilweise selbst bestimmen, ob und welche Daten von Google verwendet werden sollen. So beschreibt das Unternehmen auf der Tools-Seite, wie man seinen aktuellen Browser von der Analytics-Statistiksoftware ausschließen oder alte Suchbegriffe aus seinem Suchprotokoll löschen kann. Viele Tools dienen aber auch nur dazu, den Weg vom Rechner des Nutzers zu Google zu verschlüsseln oder eigentlich vorhandene Daten nicht anzeigen zu lassen. Das Speichern der Daten auf den Google-Servern verhindern diese Tools häufig nicht.

Kann ich darauf vertrauen, dass Google sich an meine Tools-Vorgaben hält?

Grundsätzlich sollten Sie darauf vertrauen können. Sie müssen sich aber natürlich nicht nur auf die Google-Tools verlassen. Wenn Sie das Datensammeln des Konzerns selber zumindest etwas einschränken möchten, so können Sie sich beispielsweise jeweils nur gezielt für die Nutzung des gerade benötigten Dienstes (E-Mail, soziales Netzwerk)  bei Google anmelden und danach wieder abmelden ("ausloggen"). Denn wenn Sie ständig bei Google angemeldet sind, übertragen Sie (wie weiter oben beschrieben) unter Umständen auch dann Daten an Google, wenn Sie auf Seiten unterwegs sind, die nicht von Google angeboten werden.

Da Google (aber auch andere Dienste wie Facebook) auch auf den Rechnern gespeicherte "Cookies" nutzt, um Nutzer zu identifizieren, hilft das Abmelden alleine häufig nicht. Sie müssten zusätzlich regelmäßig in Ihrem Browser die "Cookies" löschen - Informationen dazu finden Sie auch in den "Google-Tools". Sie können natürlich auch grundsätzlich für die Google-Dienste einen Browser verwenden, den Sie nicht für privates Surfen nutzen.

Selbstverständlich können Sie auch komplett auf Google-Dienste verzichten. Es gibt (noch) andere Suchmaschinen-Anbieter, viele E-Mail-Anbieter, die Ihre Daten nach deutschen, strengeren Datenschutzbestimmungen speichern oder auch so genannte "freie" Dienste für Landkarten oder Webseiten-Statistik. Wenn Sie nicht komplett auf Google-Dienste verzichten können oder wollen, so können Sie auch einfach darauf achten, nicht alle Daten bei nur einem Anbieter abzulegen.

Bedenken Sie: Die Dienste vieler Unternehmen wie Google oder Facebook erscheinen nur auf den ersten Blick umsonst. Als Nutzer zahlen Sie dennoch eine Rechnung - zwar nicht in Euro, dafür aber mit Ihren (privaten) Daten. Letztendlich sollte jeder Nutzer genau abwägen, was ihm welcher Dienst wert ist.

Weitere Themen