Zerstörtes BASF-Werk in Oppau

Stichtag

21. September 1921 - Explosion im BASF-Werk Oppau

Meta Abelt ist zwölf Jahre, als das Unglück passiert. Begleitet vom permanenten Gestank aus dem BASF-Chemiewerk Oppau steigt sie am 21. September 1921 in die Lokalbahn nach Ludwigshafen. Es ist genau 7 Uhr 32, als ein Riesensilo der Anlage explodiert. Man wird das später rekonstruieren können, denn weit und breit bleiben die Kirchturmuhren, verursacht durch eine gewaltige Druckwelle, auf 7 Uhr 32 stehen.

"Wie nach einem Bombenangriff"

Metas Vater ist zur Zeit der Explosion auf Höhe eines Eckhauses: ein Friseurladen mit Türen an beiden Seiten des Geschäfts. "Und da ist er in die eine Tür reingeflogen durchs ganze Geschäft durch und auf der anderen Seite raus", wird sie sich später erinnern. "Es ist ihm aber nichts passiert. Nur der Hut war weg."

Metas Mutter hat weniger Glück: Sie stirbt in ihrem zerstörten Haus. "Sie müssen sich das so vorstellen", sagt Meta Abelt, "wie nach einem Bombenangriff, so hat es überall ausgesehen". Fast 90 Prozent des Ortes sind zerstört. Auf dem Werksgelände klafft ein 20 Meter tiefer und bis zu 125 Meter breiter Krater.

Die Sprengkraft des Düngers

Grund für die Explosion ist die Idee, Stickstoff aus der Luft durch eine Reaktion mit Wasserstoff zu binden, um Ammoniak zu erzeugen: Grundlage für Kunstdünger, aber auch für Sprengstoff. Dem deutschen Chemiker Fritz Haber war es zuvor gelungen, den extrem reaktionsträgen Stickstoff mit Hilfe eines Katalysators unter erheblichem Druck und hohen Temperaturen direkt aus der Luft zu synthetisieren. Die "Badische Anilin- & Soda-Fabrik" (BASF) setzt das Verfahren seit 1913 in Oppau um.

Während des Ersten Weltkriegs produziert Oppau Sprengstoff auf Ammoniakbasis; danach wird die Produktion auf Düngemittel umgestellt. Da der Dünger während der Lagerung verklumpt, muss er durch kleine Sprengungen gelockert werden. 20.000 Mal hat dies schon problemlos geklappt. Am 21. September 1921 aber führt die Sprengung in die Katastrophe.

Nach der Explosion werden die Toten von Oppau in langen Reihen am Ortsrand abgelegt. Insgesamt sterben bei dem bisher größten Unfall in der deutschen Industriegeschichte 561 Menschen, fast 2.000 werden verletzt. Bereits drei Monate nach der Explosion wird in Oppau wieder produziert.

Stand: 21.09.2011

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